Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition)
nach Hause zurück und nannte dabei dieses Dorf.«
»Hm, hier bei mir in der Rabenhöhle haben schon alle einmal gesessen, und ich habe schon viele Geschichten gehört, das kannst du mir glauben. Aber niemand vermisst eine Frau. Ich fürchte, du befindest dich im falschen Dorf.«
Jaryn wollte nicht aufgeben. »Brüder, Schwestern, Tanten? Großeltern, die schon gestorben sind?«
»Mir nicht bekannt. Wenn du mir nicht glaubst, geh morgen von Haus zu Haus und frage die Leute.«
Jaryn nickte. »Ja, das werde ich tun. Trotzdem danke ich dir.«
»Hast du schon ein Nachtlager? Wenn nicht, ich habe oben noch eine freie Kammer. Kostet zwei Silberringe.«
»Das ist sehr freundlich. Die nehme ich gern«, erwiderte Jaryn und dachte: Nun habe ich für zwei Silberringe sogar eine Auskunft und ein Zimmer bekommen.
Am nächsten Morgen erhob er sich zeitig von seinem Strohlager. Er hatte vor, in jedem Haus nachzufragen, aber er ahnte bereits, dass er nichts erreichen würde. Endete auch diese verheißungsvolle Spur im Nichts? Wo sollte er dann weitersuchen? Schlecht gelaunt verzehrte er in dem leeren Gastraum ein Stück Brot mit Ziegenkäse, das ihm Mariella gebracht hatte. Ihre Annäherungsversuche und frechen Blicke übersah er. Eine Übung, die er vollendet beherrschte.
Dann machte er sich auf den Weg. Je weiter er kam, je mehr Leute er befragte, desto mutloser und mürrischer wurde er. Es gab auch nicht den geringsten Hinweis auf eine Frau seiner Beschreibung, so als hätte sie niemals in Carneth gelebt. Und das war es auch, was Jaryn am Ende annahm. Elmyra musste sich bei dem Namen vertan haben. Carneth war jedenfalls nicht jenes Dorf, von dem die Nachtblume gesprochen hatte.
Hungrig und durstig kehrte er zur Rabenhöhle zurück. Mariella empfing ihn diesmal nicht so freundlich, sie fühlte sich von dem Fremden abgewiesen. Kaum schenkte sie ihm Beachtung, als sich Jaryn in einer Ecke niederließ. Der Gastraum war um diese Zeit nur spärlich besetzt. Trotzdem ließ sie sich Zeit, bevor sie an Jaryns Tisch kam. Dessen Miene war noch abweisender als am Morgen. »Den Auflauf und ein Bier.«
»Den Auflauf und ein Bier«, wiederholte sie spöttisch. »Wohl keinen Erfolg gehabt mit deiner Suche?«
»Nein.«
»Wolltest mir und meinem Vater nicht glauben, dabei kennt niemand Carneth so gut wie wir. Na, musst du eben zum nächsten Dorf laufen.«
Jaryn schloss entnervt die Augen, um sie nicht scharf zurechtweisen zu müssen. Meine Aufgabe ist schwer, dachte er. Aber nur mir traut man sie zu, sonst hätte man jeden anderen damit beauftragen können. Also ertrage ich auch dieses Schenkenflittchen.
In der nächsten Stunde beachtete ihn niemand mehr. Er aß und trank, ruhte sich aus und überlegte seine nächsten Schritte. Er musste nicht ganz von vorn beginnen. Es gab diese Nachtblume, und sie war von Doron schwanger gewesen. Also gab es auch diesen Prinzen. Er war keine bloße Legende. Wo ließ die Mutter ihn aufwachsen? In Margan sicher nicht. Dort würde er vom König und dessen Neffen bedroht. In einem anderen Land vielleicht? Aber dann gab es keine Möglichkeit, ihn zu finden. Auch Jawendor war groß und der Dörfer und kleinen Städte gab es viele. Ohne Anhaltspunkt war es hoffnungslos: Der Mann konnte als Bauer leben, als Handwerker, als Künstler, ja selbst bei den Zylonen könnte er Unterschlupf gefunden haben, um sich zu verbergen, bis seine Zeit gekommen war …
13
Zwei Männer betraten jetzt die Schenke, lärmend, lachend und mit Holla-Rufen, die Mariella galten. Die kam flink hinter den Fässern hervor, wo sie sich eine warme Suppe gegönnt hatte. Es war offensichtlich, dass sie die Männer kannte und gern sah. »Ihr wart lange nicht hier«, schmollte sie, während die beiden an einem leeren Tisch Platz nahmen. Keck strich sie dem Glatzköpfigen über den Schädel. »Tasman, du wolltest mich doch heiraten, was wird nun daraus?«
»Muss erst einmal meine drei anderen Ehefrauen rausschmeißen«, gab dieser grinsend zur Antwort und kniff ihr in den Schenkel. Mariella hieb ihm auf die Finger. »So einer bist du. Dann nehme ich mir eben deinen Freund Rastafan.«
»Ich werde dir nicht viel Freude bereiten, Mädchen«, lachte dieser und gab ihr einen freundschaftlichen Klaps auf den Hintern.
»Weiß ich doch, bei dir kann ich wenigstens anständig bleiben. Nehmt ihr das Übliche?«
Sie nickten, und Mariella verschwand in die Küche.
Drei Tische weiter saß wie erstarrt Jaryn. Rastafan! Leibhaftig saß er dort,
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