Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition)
Knüppel zwischen die Beine werfen. Und derweil fällt uns vielleicht doch noch eine Lösung ein. Orchan hat einen Spezialisten angefordert, und Borrak hatte dabei an dich gedacht.«
»Wie? Ihr habt mit dem Ungeheuer über mich gesprochen?«
»Er glaubt, du könntest Orchan bei der Auswahl der Knaben am besten beraten.«
»Möge er in die sieben Abgründe fahren! Was habt Ihr ihm geantwortet?«
»Dass du unentbehrlich bist und nicht zur Verfügung stehst. Er war, freundlich ausgedrückt, ziemlich ungehalten darüber. Offensichtlich hat er in letzter Zeit schon mehrere Niederlagen einstecken müssen, das kann unser Meisterpfähler ganz schlecht ertragen. Dennoch – ich möchte dich gern einbinden in die Sache. Der Mondtempel verurteilt die Aktion, aber offen können wir uns nicht gegen den König stellen. Vielleicht fällt deinem schlauen Kopf etwas ein, wie wir die Sache stören und zumindest verzögern können, damit wir Zeit gewinnen.«
Caelian fuhr sich mit gespieltem Stöhnen durch die Locken. »Na, ich könnte die ausgesuchten Knaben reizlos und grobschlächtig finden. Aber ob Orchan mir das abkauft?«
»Wohl nicht. Du wirst auch nicht bei Orchan auftauchen. Für dich habe ich eine andere Aufgabe vorgesehen. Es geht um den Sonnenpriester Jaryn.«
»Den schönen Jaryn?«, unterbrach ihn Caelian mit leicht verächtlichem Unterton. »Ist das nicht jener Grünschnabel, der bereits ein Erleuchteter ist?«
Suthranna nickte. »Dieser Grünschnabel, wie du dich ausdrückst, hat eine schwierige Aufgabe zu bewältigen, und ich möchte, dass du ihn dabei begleitest und unterstützt.« In wenigen Worten umriss Suthranna die Lage der Dinge. »In Margan steht ein Novize namens Saric an seiner Seite; sei du sein Gefährte, wenn er im Land herumreist.«
»Sein Gefährte?« Caelian rümpfte die Nase. »Dünkelhafte Sonnenpriester sind keine Gefährten. Sie hassen uns, und wir verachten sie. So war das schon immer.«
»Aber so muss es nicht bleiben«, erwiderte Suthranna streng. »Ich erwarte von dir, dass du mit ihm Freundschaft schließt. Das gilt für seine Suche nach dem geheimnisvollen Prinzen, aber ich gedenke, euch beide auch gegen Orchans Vorhaben zu verwenden.«
»Was? Ein Sonnenpriester soll sich gegen Sklaverei und für die Bauern einsetzen? Das wäre ja, als gingen Sonne und Mond zur selben Zeit auf.«
»Nicht zur selben Zeit, aber mit freundlichem Gruß, wenn sie sich auf ihren Bahnen begegnen. Das wäre ein Fortschritt, nicht wahr?«
»Ich verstehe gar nichts mehr.«
»Du und Jaryn. Überlegt euch gemeinsam, wie dieser schändliche Plan verhindert werden kann. Bündelt die Kräfte von Sonne und Mond, steht zusammen. Gewinne Jaryn für diese Idee.«
Caelian verdrehte die Augen. »Warum tragt Ihr mir nicht auf, das Meer auszuschöpfen oder die weiße Wüste abzutragen? Ich bin ein Mann der Klause. Sitze über meinen Salbentiegeln und Kräuterbündeln und begehre nichts anderes.«
»Und Jaryns legendäre Schönheit ist keine Versuchung für dich?«
»Ach!«, winkte Caelian seufzend ab. »Da könnte ich ebenso gut eine marmorne Statue verführen wollen. Diese Achayanen glauben, sie seien aus Sternenstaub zusammengesetzt.«
»Jaryn befindet sich bereits auf dem Weg nach Carneth«, erwiderte Suthranna, ohne auf Caelians Klagen einzugehen. »Du wirst ihm nachreisen.«
»Carneth? Das ist ja so ein verlassenes Nest! Wie komme ich da am besten hin? Mit einer Sänfte? Reiten mag ich nicht, mich hat mal ein Pferd abgeworfen, und ich landete in einer Pfütze. Stellt Euch das vor, Herr, ich, in einer Pfütze. Nein, nein, keine Pferde.«
»Keine Pferde«, lächelte Suthranna, »und keine Sänften. Du wirst zu Fuß marschieren, mein Freund.«
Caelian streckte entsetzt die Hand aus. »Das war ein grausamer Scherz von Euch, nicht wahr?«
»Jaryn ist auch zu Fuß unterwegs. Morgen früh brichst du auf.«
»Ja Herr«, erwiderte Caelian mit entsagungsvoller Stimme. An der Tür drehte er sich noch einmal um. »Diese farbenfrohen Röcke der Sonnenpriester, die würden mir ausgezeichnet stehen. Vielleicht kann ich Jaryn überreden, mir einen zu schenken? Dunkelgrün steht mir ausgezeichnet.«
»Schlecht für dich, Caelian. Das ist die Farbe des Maimondes. Jetzt fängt der Erntemond an. Bei den Achayanen trägt man jetzt braun.«
12
Angetan mit weiten, an den Knöcheln geschnürten Hosen, darüber einem lose fallenden Kittel, Zopf und Haar unter einer runden Lederkappe verborgen, das Gesicht mit rötlichem
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