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Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)

Titel: Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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zurückkommen. Sie hatten ihn in die Mitte genommen und begingen das Wiedersehen auf ihre Weise. Fedrajor und Ameron waren tüchtige Krieger, richtige Männer. Rauflustig, trinkfest und unerschrocken vor dem Feind. Doch jetzt beobachtete Lacunar, wie sie ihre Hände gar nicht bei sich behalten konnten. Mal strichen sie über Caelians Rücken, fuhren durch seinen Lockenkopf oder lagen eine Zeit lang auf seinem Hintern. Und Caelian schwenkte seine Hüften und verteilte feurige Blicke. Ihr schamloses Lachen drang bis zu Lacunar hinauf und schmerzte in seinen Ohren.
    Er wollte sich abwenden von dem ungehörigen Anblick, doch etwas hielt ihn auf seinem Platz. Die Schande, die ihm sein Sohn vor seinen Augen bereitete, machte jäh einem Anflug von Neid Platz. Das Tändeln der Drei war so zwanglos, so ganz ohne falsche Scham, als sei das, was sie taten und fühlten, so selbstverständlich wie das Atmen. Ihre Fröhlichkeit war lebendig und hatte nichts von dem verschämten Getue an sich, wie Männer und Frauen miteinander umgingen. Lacunar war in seinem Leben weder zu dem einen noch zu dem anderen fähig gewesen. Gefühle hatte er wie lästige Fliegen verscheucht. Sein Leben war Kampf gewesen. Aber jetzt zog sich ihm die Brust zusammen, als sei ihm in all den Jahren das Wertvollste vorenthalten worden. Er spürte den Verlust wie einen ziehenden Schmerz. Er machte Lacunar hilflos und zornig.
    Caelian kam, eine Melodie vor sich hinsummend, den schmalen Pfad heraufgetänzelt. Oh ja, er war bester Laune. Lacunar wandte sich brüsk ab und ging vor ihm hinein. Caelian folgte seinem Vater in die große Eingangshalle, die im Bedarfsfall gleichzeitig als Versammlungssaal diente. Die rauen Felswände waren mit Wandbehängen geschmückt, Hanfteppiche bedeckten den Boden. In den Nischen hatte Lacunar Waffen aufgehängt und Schilde aus Holz und Bronze. Caelian sah sich um. Hier war er aufgewachsen. Wie lange war es nun her, dass er fortgegangen war! Er erinnerte sich lebhaft an alles. Oft war die Halle voller Männer mit schwarzen Mänteln gewesen, die wüste Reden geführt und zu viel Bier getrunken hatten. Manchmal hatte er versteckt hinter einem Krug oder einem Korb gesessen und sie beobachtet. Damals hatte er es bereits gewusst: Er wollte nicht werden wie sie.
    Lacunar zog einen Vorhang zur Seite, hinter dem ein Gang zu den weiteren Räumen führte. Sie betraten sein Privatgemach, wo er arbeitete und schlief. Hier war alles schlicht und zweckmäßig. Der Fürst von Achlad umgab sich nicht mit kostbaren Teppichen, Wandbehängen, Vasen und anderem Zierrat, wie Caelian es in Faemaran bei Radomas gesehen hatte. Er war ein Kriegsfürst und lebte nach der Tradition nicht besser als seine ihm treu ergebenen Männer.
    »Setz dich!«, herrschte Lacunar seinen Sohn an. Er nahm einen Krug von der Wand, goss sich Bier ein und leerte den Becher in einem Zug. »Du weißt wohl, dass du mir nur Verdruss bereitest?«
    Caelian legte seine Tachhar ab und warf sie auf eine Liege in der Ecke. Dann nahm er gehorsam Platz, während er sorgsam die Falten seiner Tunika über den Knien glättete. »War das denn jemals anders, Vater?«
    Lacunar setzte sich so dicht an seine Seite, dass nur eine Handbreit Raum zwischen ihnen war. Seine Rabenaugen blickten finster, doch sein Herz klopfte wie ein Specht, als er Caelian in das gerötete, erhitzte Gesicht blickte.
    »Bei sämtlichen Sandflöhen! Es war schon immer so. Der Steppenschakal muss meine Kinder vertauscht haben. Deine Schwester Maeva hat meinen Feind geheiratet, und du bist ein Paradiesvogel geworden, ein weibischer Mann, der sich mit Männern einlässt. Auf solche Kinder kann ich nicht stolz sein. Besser, ich hätte keine.«
    »Bekomme ich auch ein Bier?«, fragte Caelian ungerührt. Die Vorwürfe seines Vaters berührten ihn nicht mehr.
    »Um deine Lüsternheit noch zu befeuern?«
    »Aber Vater. Ich bin doch nur spazieren gegangen.«
    »Schweig! Ich habe Augen im Kopf. Dass du es nur weißt: Du kommst sehr ungelegen. Deine Anwesenheit ist mir wie ein Stein im Stiefel. Ich kann es gerade jetzt überhaupt nicht gebrauchen, dass du meine Männer mit deinem neckischen Getue ablenkst. Statt ihre Sinne auf den bevorstehenden Kampf zu richten, kreisen ihre Gedanken jetzt darum, wer dich als Erster hernehmen darf.«
    »Kampf? Was für ein Kampf?«, fragte Caelian, während er sich selbst Bier einschenkte. Den Rest überhörte er.
    »Das geht dich nichts an, davon verstehst du nichts. Das ist eine Angelegenheit

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