Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)
brauchst keine Angst zu haben, er wird dich nicht umbringen. Nur abdanken, das musst du wohl.«
»Ich kenne keine Angst, und dein Radomas ist nichts als ein räudiger Hund, sag ihm das. Eher schmilzt der Sand, als dass er Fürst von Achlad wird. Wer von den Stammesfürsten wird ihn ausrufen? Wer ihm huldigen?«
»Alle, nehme ich an, denn Gold wiegt schwerer als Treue zu einem Mann, der sich fern von seinem Volk in Araboor verschanzt. Bald wird Radomas den großen Schatz geborgen haben, hinter dem du auch her bist. Leider ist dein Weg schon zu Ende, denn Radomas hat damit gerechnet, dass du hier auftauchen wirst.«
Lacunar erschrak. Hatte Radomas den Weg in die Pyramide bereits gefunden? Dann war alles verloren. Aber er durfte seine Besorgnis nicht zeigen. »Du meinst den angeblichen Schatz. Hat ihn denn schon jemand gesehen?«
»Radomas hat Beweise, dass er existiert, und du auch, sonst wärst du nicht hier.«
Diese ausweichende Antwort beruhigte Lacunar. »Ja, ich wollte mir selbst ein Bild machen, aber ich hörte, es gebe keinen Eingang zu der Pyramide. Hat Radomas ihn denn gefunden?«
Garmojar schwieg einen Augenblick, dann erwiderte er etwas gedämpfter: »Er wird ihn finden, er ist ihm auf der Spur, es kann nicht mehr lange dauern.«
»Ach so. Deshalb gräbt Thorgan also schon seit einem halben Jahr vergeblich, weil er ihm auf der Spur ist«, höhnte Lacunar. Von ihm war eine Sorge abgefallen.
»Das hat nichts mit den Ausgrabungen zu tun«, bellte Garmojar ärgerlich, »und außerdem sollst du nicht soviel fragen. Ich weiß gar nichts. Bald kannst du Radomas selbst fragen.«
»Wo ist er denn?«
»Im Lager. Wir werden ihn holen.«
»Weshalb bringt ihr uns nicht zu ihm?«
»Warum sollen wir mit drei Gefangenen durch die Wüste stapfen? Einer von uns wird gehen und ihn benachrichtigen. Wenn er hört, wer hier auf ihn wartet, wird er sich nicht viel Zeit lassen.«
~·~
Radomas, der sich die Lage des Teichs von Thorgan hatte beschreiben lassen, erschien gegen Mittag. Er wirkte aufgeräumt und betrat das Zelt mit einem fröhlichen Lächeln. »Nimm dem Mann doch die Fesseln ab, Garmojar. Lacunar ist kein streunender Hund, den ihr zufällig aufgelesen habt, sondern der Fürst von Achlad – jedenfalls bildet er sich das ein.« Radomas lachte schallend und setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den Boden. »Ihr anderen geht alle raus, ich will mit meinem Schwiegervater unter vier Augen reden.«
Während seine Männer mit den anderen beiden Gefangenen das Zelt verließen, sagte Radomas: »Setz dich, Schwiegervater! Ich bin gerührt, dass du diesen langen Weg auf dich genommen hast, um mich einmal zu besuchen.«
Lacunar rieb sich die Handgelenke, lächelte schmal und hockte sich Radomas gegenüber. »Ich bin doch gern gekommen, Radomas, Nachkomme von Sklavensöhnen. Haben deine Vorfahren im Steinbruch gearbeitet? Ich hörte, dass du ganz in der Nähe so etwas Ähnliches betreibst?«
»Ja, ich lasse dort graben.« Radomas machte eine Handbewegung, als fächele er seiner Nase Luft zu. »Das ist der Geruch des Goldes. Du hast ihn bis Araboor gerochen, stimmt’s?«
»Nur dass ich nicht im Sand nach Schätzen scharre wie ein Hund nach Knochen.«
»Richtig. Der große Lacunar bläst die Düne einfach mit seinem stinkenden Atem an, und sie ergreift die Flucht.«
»Die Düne? Hier gibt es viele Dünen.«
»Ganz richtig, aber nur in einer von ihnen befinden sich fünf Krüge.« Radomas beugte sich etwas vor, und seine Augen blitzten. »Fünf Krüge, Schwiegervater! Ich hole sie mir, und du darfst an ihnen riechen, mit beiden Händen in Gold und Edelsteinen herumwühlen und dir vorstellen, wie es wäre, wenn du das alles hättest. Diesen Augenblick werde ich dir schenken. Und dann – wie traurig – siehst du sie für immer entschwinden.«
Lacunar verzog spöttisch die Mundwinkel. »Und ich wette mit dir, dass du nicht einmal weißt, wie du sie dir holen kannst.«
Radomas’ triumphierendes Lächeln verschwand. »Wir haben unter den Ruinen einen Gang entdeckt«, log er, während er mürrisch seine Nase kratzte.
»Schön für dich. Dann weiß ich nicht, weshalb du hier bei mir sitzt und deine Zeit verschwendest. Marschiere doch hinein und hol dir die Krüge!«
Radomas sah Lacunar finster an. »Genug der Scherze. Du bist doch nicht allein gekommen? Wo sitzen deine Leute?«
»Auf ihren Hintern, nehme ich an. Außerdem geht dich das einen Dreck an.«
Radomas nickte, als habe er nichts anderes erwartet.
Weitere Kostenlose Bücher