Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)
Vater plötzlich einen anderen Menschen sehen wollen und nicht den rücksichtslosen Wüstenkrieger, der er nun einmal war und dessen unterschiedliche Einstellungen zum Leben sie von Anfang an getrennt hatten?
»Es ist nun einmal passiert, was können wir tun?«
Jaryn band sich sein Tuch fester um die Stirn. »Ihm nachreiten und retten, was zu retten ist. Komm! Wir müssen uns beeilen. Vielleicht fällt uns etwas ein.«
»Wir werden ihn nicht mehr einholen.«
»Egal. Wir müssen auf alle Fälle nach Zarador. Unser Schicksal ist mit der Stadt verknüpft. Hast du die Schriften vergessen? Wir haben die Vergangenheit aus den Gräbern der Könige geborgen, wir sind auch für die Zukunft verantwortlich.«
»Du magst recht haben, aber was können wir zwei schon ausrichten?«
»Das wird sich an Ort und Stelle erweisen. Auf uns ruhen die Augen der Götter. Wir können Dinge öffnen und bewegen, weil wir der Schlüssel sind zu etwas Großem, das noch in der Zukunft liegt. Doch wenn wir verzagen, bleibt das Tor geschlossen, denn ohne den Mut und die Zuversicht Einzelner können auch die Götter nicht handeln.«
»Und du meinst, sie werden für uns in das Geschick eingreifen?«
»Davon bin ich überzeugt. Wenn wir deinem Vater Zarador überlassen, dann haben wir versagt. Dann wird alles so ablaufen, wie ich gesagt habe. Es wird zum Krieg kommen. Wenn wir uns aber einmischen, verändern sich die Dinge, verstehst du?«
Caelian nickte. »Dann lass uns aufbrechen. Ich hoffe, du hast recht. Ich möchte nicht schuld sein an Achlads Untergang.«
Jaryn verabschiedete sich von seiner Gastfamilie und gab ihnen fünf goldene Ringe, die für die Leute ein Vermögen darstellten. Sie wollten es nicht annehmen, aber Jaryn erwiderte, dass so viel Herzlichkeit ohnehin unbezahlbar sei. Dann machten er und Caelian sich auf den Weg nach Araboor, denn sie mussten für sich für den langen Ritt ausrüsten.
An den Drachentoren, die eigentlich nur eine Felsenenge waren, wurden sie aufgehalten. »Ach Caelian, ein Bote war hier und hat ein Brief für deinen Vater abgegeben.«
Caelian nickte flüchtig. »Danke.« Er maß der Sache keine Bedeutung bei.
Lacunar hatte ihnen seine Wohnhöhle zur Verfügung gestellt. Jaryn hatte so etwas noch nie gesehen und war überrascht, wie geräumig sie ausgebaut und wie behaglich sie eingerichtet war. »Sie ist auch hervorragend zu verteidigen«, sagte Caelian. »Aber erst einmal müsste der Feind durch die Drachentore kommen, was beinahe unmöglich ist.«
Jaryn nickte. »Solche Engpässe können nur durch Verrat fallen.«
Caelian ging nach hinten und sah das Pergament auf dem Tisch seines Vaters liegen. Er warf einen kurzen Blick darauf und wollte es zu sich stecken. Wenn er seinen Vater traf, konnte er es ihm geben, vielleicht war es wichtig. Da durchfuhr ihn ein glühender Schrecken. Das Pergament trug das Siegel des Königs von Jawendor. Es kam von Rastafan.
Hastig riss er das Siegel auf, öffnete die Schriftrolle und überflog den Text. Da kam Jaryn herein. Caelian warf ihm einen besorgten Blick zu. »Ein Schreiben von Rastafan an meinen Vater.« Er reichte ihm die Rolle. »Er weiß, dass du lebst, der Brief beweist es.«
Jaryn wich das Blut aus den Wangen. »Einmal musste es ja soweit kommen.« Er riss Caelian das Schreiben aus der Hand und las:
Onkel,
ich freue mich, dass du wohlauf bist und bald Herr eines großen Schatzes sein wirst. Ich bin sicher, das Vorhaben wird dir gelingen. Ich hätte dich gern hier in Margan gehabt, aber so etwas geht vor, das verstehe ich. Es wird sich irgendwann eine andere Gelegenheit ergeben, miteinander zu reden. Dann sprechen wir ausführlich über alles, was passiert ist. Ich hörte, Caelian sei in Achlad. Sicher wird er dich besuchen. Vielleicht ist auch sein Freund Jaryn bei ihm? Ich weiß nicht, was dir alles zu Ohren gekommen ist, aber solltest du das Gerücht vernommen haben, Prinz Jaryn sei tot, so glaube es nicht. Er lebt. Und wenn er Caelian begleitet oder du Kenntnis von seinem Aufenthalt erlangst, so bitte ich dich, mich sofort durch einen vertrauenswürdigen Boten zu benachrichtigen. Es ist wirklich dringend. Aber bewahre Stillschweigen gegen jedermann.
Dein Neffe
Rastafan, König von Jawendor.
»Achay stehe uns bei«, murmelte Jaryn. »Die Kurdurquelle!«
»Und von dem Schatz weiß er auch schon.«
»Er forscht nach mir«, sagte Jaryn und warf das Pergament auf den Tisch. »Ahnte oder wusste er es, dass ich noch lebe?«
»Wissen kann er es nicht,
Weitere Kostenlose Bücher