Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)
es sei denn, jemand von den Eingeweihten hat geredet. Auch, dass du dich in Araboor aufhältst, konnte er nur vermuten.«
»Was glaubst du, was er denkt? Fühlt er sich hintergangen? Und was bezweckt er mit der Suche nach mir?«
»Ich würde mir darüber keine Gedanken machen.« Caelian musterte Jaryn scharf. »Schreib ihm doch, dass du in Araboor hinter den Drachentoren lebst und ihn nie wiedersehen willst. Damit soll er sich abfinden und nicht nach dir suchen.« Caelian warf Jaryn einen fragenden Blick zu. »Oder möchtest du ihn wiedersehen? Sei aufrichtig.«
»Ja, vielleicht. Ich möchte ihm von Mann zu Mann gegenübertreten und ihm in die Augen sehen; möchte wissen, ob er meinem Blick standhalten kann. Ich wünsche mir eine andere Erinnerung an ihn. Mein letzter Eindruck von ihm sollte nicht jener sein, als er mich niederstach. Aber das ist natürlich nicht möglich. Wir beide wissen, warum.«
»Ja.« Caelian senkte den Blick. Er hatte Rastafan inzwischen gesehen und gesprochen, und er wusste, dass von ihm, was Jaryn betraf, keine Gefahr mehr ausging. Er wusste ebenfalls, dass sich Rastafan nach Jaryn sehnte, aber das wollte er seinem Freund nicht verraten, das würde nur Verwirrung und Schmerz hervorrufen. Die beiden Brüder durften sich nicht begegnen, denn Lacunars Fluch stand dagegen.
»Meinst du, dass Rastafan etwas gegen Achlad unternehmen würde?«, fragte Jaryn.
»Deinetwegen? Nein, niemals. Er ist …« Caelian suchte nach Worten. »Er ist vernünftig geworden.«
»Dann wollen wir es auch sein.« Jaryn rollte das Pergament zusammen und steckte es in die Brusttasche seines Rockes. Caelian bemerkte es. Es war Jaryn wichtig, Rastafans Zeilen dicht an seinem Herzen zu tragen.
»Komm, lass uns die Pferde beladen, wir müssen aufbrechen«, forderte er Caelian auf. Er hatte nie entschlossener ausgesehen.
19
Lacunar und seine beiden Begleiter hatten den Teich bei Zarador ohne Zwischenfälle und ohne einem Menschen zu begegnen erreicht. Wie ein geschliffener Türkis lag er inmitten der weißen Ödnis. Die Sonne stand bereits tief, und sie schlugen ihr kleines Zelt zwischen den Palmen am Ufer auf.
Lacunars Blicke glitten hinauf zum Kamm der mächtigen Düne, die sich zu ihrer Rechten erhob. In ihren Sandmassen ruhte die Pyramide, doch sie gab sich nicht zu erkennen. Die Spitze, die herauslugen sollte, war von hier aus nicht zu sehen, Caelian hatte recht gehabt. Lacunar war ziemlich sicher, dass Radomas ihr Geheimnis noch nicht gelüftet hatte, sonst hätte er wohl alle verfügbaren Kräfte schon hier versammelt.
Als sich die Nacht herabsenkte, lag die Düne da wie ein schwarzer Drachen, und Lacunar wusste, dass er Schätze bewachte. Er lächelte. Schon morgen würde er die sagenhaften Krüge erblicken, während Radomas auf der anderen Seite weiterhin die Schaufel schwang. Er kicherte vor sich hin und schlief ein.
Ameron hatte die erste Wache übernommen. Aber der Ritt hatte ihn ermüdet, und die Gegend war so verlassen, dass er glaubte, es würde nichts schaden, immer wieder kurz die Augen zu schließen. Doch schon sehr bald war er darüber eingeschlafen.
Gegen Morgen, es war noch nicht ganz hell, wurden die drei Schläfer unsanft aus ihren Träumen gerissen. Schlaftrunken starrten sie in die bärtigen Gesichter von fünf Männern. Sie langten nach ihren Waffen, aber die hatte man ihnen bereits abgenommen. Stattdessen bemerkten sie die langen Säbel in den Händen der Eindringlinge.
»Radomas’ Männer«, zischte Lacunar. »Welches Krötenloch hat euch denn ausgespien?«
»Wir sind nur die Wasserträger«, grinste einer der Männer. »Aber wie das Schicksal so spielt, hat es uns auch noch drei von Lacunars Schakalen vor die Wasserschläuche gespült.« Er befahl seinen Leuten, die Drei zu fesseln.
»Du, mit der hässlichen Zahnlücke, wie ist dein Name?«, fragte Lacunar, der hoch aufgerichtet vor ihm stand.
»Garmojar.«
»Binde uns sofort los, Garmojar. Ich bin dein Lacunar, Fürst von Achlad.«
Die Männer sahen sich an, dann brachen sie in ein gut gelauntes Gelächter aus. Sie hatten den Lacunar gefangen. Das würde eine fette Belohnung geben.
»Das kann ich leider nicht tun«, sagte Garmojar. »Mein Herr Radomas würde das nicht gern sehen.«
»Radomas hat nicht das Recht, mich festnehmen zu lassen. Ich bin auch sein Fürst.«
»Leider sieht Radomas das anders«, grinste Garmojar. »Radomas hält sich selbst für den rechtmäßigen Fürsten. Und bald wird er es auch sein. Doch du
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