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L'Adultera

L'Adultera

Titel: L'Adultera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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aber Musiker und enthusiastischer Wagnerianer war, auf
    welchen »Titul« hin, wie van der Straaten sich aus-
    drückte, Melanie seine Aufnahme betrieben und
    durchgesetzt hatte. Die bei dieser Gelegenheit abgegebene Bemerkung ihres Eheherrn, »daß er gegen
    den Aufzunehmenden nichts einzuwenden habe,
    wenn er einfach übertreten und seine Zugehörigkeit
    zu der alleinseligmachenden Musik offen und ehrlich 29
    aussprechen wolle«, war von dem immer gutgelaun-
    ten Elimar mit der Bitte beantwortet worden, »ihm
    diesen Schritt erlassen zu wollen, und zwar einfach deshalb, weil doch schließlich nur das Gegenteil von dem Gewünschten dabei herauskommen würde.
    Denn während er jetzt als Maler allgemein für einen Musiker gehalten werde, werd' er als Musiker sicherlich für einen Maler gehalten und dadurch vom
    Standpunkte des Herrn Kommerzienrats aus in die
    relativ höhere Rangstufe wieder hinaufgehoben wer-
    den«.
    Diesem Verwandten- und Freundeskreise waren die
    zu heute sieben Uhr Geladenen entnommen. Denn
    van der Straaten liebte die Spätdiners und erging
    sich mitunter in nicht üblen Bemerkungen über den
    gewaltigen Unterschied zwischen einer um vier Uhr
    künstlich hergestellten und einer um sieben Uhr na-
    türlich erwachsenen Dunkelheit. Eine künstliche Vier-Uhr-Dunkelheit sei nicht besser als ein junger Wein, den man in einen Rauchfang gehängt und mit
    Spinnweb umwickelt habe, um ihn alt und ehrwürdig
    erscheinen zu lassen. Aber eine feine Zunge schme-
    cke den jungen Wein und ein feines Nervensystem
    schmecke die junge Dunkelheit heraus. Bemerkun-
    gen, die, namentlich in ihrer »das feine Nervensys-
    tem« betonenden Schlußwendung, von Melanie re-
    gelmäßig mit einem allerherzlichsten Lachen beglei-
    tet wurden.
    Das van der Straatensche Stadthaus - wodurch es
    sich, neben anderem, von der mit allem Komfort
    ausgestatteten Tiergartenvilla unterschied - hatte

    30
    keinen eigentlichen Speisesaal, und die zwei großen und vier kleinen Diners, die sich über den Winter hin verteilten, mußten in dem ersten, als Entree dienen-den Zimmer der großen Gemäldegalerie gegeben
    werden. Es griff dieser Teil der Galerie noch aus dem rechten Seitenflügel in das Vorderhaus über und lag unmittelbar hinter Melanies Zimmer, aus dem denn
    auch, sobald die breiten Flügeltüren sich öffneten, der Eintritt stattfand.
    Und wie gewöhnlich, so auch heute. Van der Straa-
    ten nahm den Arm seiner blonden Schwägerin, Du-
    quede den Melanies, während die vier anderen Her-
    ren paarweise folgten, eine herkömmliche Form des
    Aufmarsches, bei der der Major ebenso geschickt
    zwischen den beiden Malern zu wechseln als den
    Polizeirat zu vermeiden wußte. Denn so bereit und
    ergeben er war, die Geschichten Reiffs bei Tag oder Nacht über sich ergehen zu lassen, so konnt' er sich doch nicht entschließen, ihm ebenbürtig den Arm zu
    bieten. Er stand vielmehr ganz in den Anschauungen
    seines Standes und bekannte sich, mit einem durch
    persönliches Fühlen unterstützten Nachdruck, zu
    dem alten Gegensatze von Militär und Polizei.
    Jeder der Eintretenden war an dieser Stelle zu Haus und hatte keine Veranlassung mehr zum Staunen
    und Bewundern. Wer aber zum ersten Male hier ein-
    trat, der wurde sicherlich durch eine Schönheit überrascht, die gerade darin ihren Grund hatte, daß der als Speisesaal dienende Raum kein eigentlicher Speisesaal war. Ein reichgegliederter Kronleuchter von
    französischer Bronze warf seine Lichter auf eine von 31
    guter italienischer Hand herrührende prächtig einge-rahmte Kopie der Veronesischen »Hochzeit zu Ca-
    na«, die von Uneingeweihten auch wohl ohne weite-
    res für das Original genommen wurde, während
    daneben zwei Stilleben in fast noch größeren und
    reicheren Barockrahmen hingen. Es waren, von eini-
    ger vegetabilischer Zutat abgesehen, Hummer, Lachs
    und blaue Makrelen, über deren absolute Naturwahr-
    heit sich van der Straaten in der ein für allemal ge-münzten Bewunderungsformel ausließ, »es werd'
    ihm, als ob er taschentuchlos über den Cöllnischen
    Fischmarkt gehe«.
    Nach hinten zu stand das Buffet, und daneben war
    die Tür, die mit der im Erdgeschoß gelegenen Küche
    bequeme Verbindung hielt.
    5

Bei Tisch
    »Nehmen wir Platz«, sagte van der Straaten. »Meine
    Frau hat mich aller Placierungsmühen überhoben und
    Karten gelegt.« Und dabei nahm er eine derselben in die Hand und ließ sein von Natur gutes und durch
    vieles Sehen kunstgeübtes Auge darüber

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