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Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Titel: Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfin von Carnarvon
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Unabhängigkeit zurückerlangt hatte, war dies eine willkommene Gelegenheit, die Ausgrabung wieder unter ägyptische Schirmherrschaft zu stellen. Aufreibende Auseinandersetzungen mit der ägyptischen Bürokratie, endlose juristische Streitigkeiten um Rechte und Pflichten und viele kleinere Zankereien ließen Carter noch tiefer in seinen Depressionen versinken.
    Der Ausgang des Rechtsstreits vor ägyptischen Gerichten war für Almina und Carter enttäuschend. Sie hatten Fehler gemacht, die sich vermutlich hätten vermeiden lassen, wäre Lord Carnarvon noch am Leben gewesen. Immerhin konnte Almina die ägyptische Regierung dazu überreden, Carter die vollständige Ausgrabung und Dokumentation des Grabes zu überlassen. Für einen Mann, der sich nie etwas anderes gewünscht hatte, als ungestört seiner Arbeit nachzugehen, war das genug.
    Unterdessen warteten auch zu Hause viele bürokratische Angelegenheiten, um die sich Almina kümmern musste. Der 5. Earl hatte Highclere seinem Sohn und dessen Erben vermacht, alles andere jedoch, von Pferden bis zu weiteren Häusern, sollte in den Besitz seiner Frau Almina übergehen. Dies führte zu einem verzwickten Steuerproblem, dessen Lösung nicht nur zeitaufwendig war, sondern auch eine Menge Geld zu verschlingen drohte. Genau dieses Szenario hatte Carnarvon lange im Stillen kommen sehen, seit Lloyd Georges Supersteuer 1910 gesetzlich verankert worden war und Lord Carnarvons Steuerbescheide von ursprünglich geringfügigen Beträgen jedes Jahr stetig angestiegen waren, bis sie sich schließlich 1919 auf über sechzig Prozent seines Einkommens beliefen. Natürlich war es nötig, die Nation nach dem Krieg wieder aufzubauen, den Verwundeten und Witwen Pensionen zu zahlen und Wohnraum für die »Helden« zu schaffen – doch die von Lloyd George festgelegten Forderungen bedeuteten für die alte Klasse der Landbesitzer einen allzu plötzlichen Einschnitt.
    Lord Carnarvon war ständig in Sorge um eine Kontoüberziehung bei Lloyd’s und stellte sich die bange Frage, wie er die Zukunft sichern sollte. Wie viele Aristokraten verfügte der Earl im Vergleich zu seinen beträchtlichen Vermögenswerten über wenig liquide Mittel, und seine Ausgaben entsprachen eher dem standesgemäßen Lebensstil und der Tradition als der sorgfältigen Kalkulation seines Nettoeinkommens. Nur wenige Monate vor seinem Tod hatte er Rutherford in einem Schreiben gebeten, sämtliche Ausgaben so weit wie möglich zu kürzen. Doch die Maßnahme kam zu spät: Nun sahen sich Porchy, sein Erbe, und Almina, seine Witwe, mit einem horrenden Erbschaftssteuerbescheid konfrontiert.
    Die Erbschaftssteuer, die fällig wurde, wenn ein großes Vermögen in das Eigentum der nächsten Generation überging, war der zweite fiskale Albtraum, der die Landbesitzer verfolgte, insbesondere nachdem sie 1920 massiv angehoben wurde. Da die Betroffenen in kürzester Zeit die Abgaben zu enormen Vermögenswerten aufbringen mussten, blieb ihnen oft keine andere Wahl, als das Haus oder zumindest das Inventar zu verkaufen. In Highclere half wie immer Rothschild-Geld dabei, die Situation zu entschärfen. Almina brachte angesichts solcher Probleme eine stoische Gelassenheit auf. Für sie lief es auf die schlichte Frage hinaus, von welchem der Gemälde sie sich trennen musste, doch da mit Sicherheit eine hohe Forderung zu erwarten war, verkomplizierte sich die Angelegenheit. So konnte beispielsweise das jeweilige Erbe, das Lord Carnarvon George Fearnside, Albert Streatfield und anderen langjährigen Freunden sowie Mitarbeitern zugedacht hatte, nicht ausgezahlt werden, bis das Steuerproblem gelöst war. In der Zwischenzeit war es jedoch nicht Alminas Absicht, in Ruhe abzuwarten. Wenn sie unter Druck stand, zog sie es immer schon vor, in Bewegung zu bleiben. Daher besuchte sie von Seamor Place aus eine Abendgesellschaft nach der anderen, hielt sich bei Porchy und Catherine in Highclere auf, ließ sich von Freunden umsorgen oder fuhr zum Einkaufen nach Paris. Außerdem verbrachte sie mehr Zeit mit Lieutenant Colonel Ian Dennistoun, den sie durch seine von ihm geschiedene Frau, eine Freundin Alminas, kennengelernt hatte.
    Almina machte die Bekanntschaft von Dorothy Dennistoun, als ihr gemeinsamer Freund Sir General Coweans 1921 im Sterben lag; die Frauen verstanden sich auf Anhieb, und Dorothy kam fortan regelmäßig nach Highclere. Sir John war der brillante Quartiermeister, der im Großen Krieg eine zentrale Rolle gespielt, dessen Ruf allerdings

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