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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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hat es, wiederzukommen und das Ganze zweimal zu unternehmen, wenn du doch schon mal weg bist?» fragte er.
    «Oh, ich muß ganz einfach wiederkommen. Ich habe es versprochen. Ich habe es so fest versprochen. Und außerdem komme ich doch zu dir zurück!»
    «Zum Waldheger deines Mannes?»
    «Ich sehe nicht, was das soll», sagte sie.
    «Nein?» Er dachte eine Weile nach. «Und wann, denkst du, gehst du dann wieder weg – endgültig, meine ich? Wann genau?»
    «Oh, ich weiß noch nicht. Erst mal komme ich von Venedig zurück. Und dann bereiten wir alles vor.»
    «Wie vorbereiten?»
    «Oh, ich sage es Clifford. Ich muß es ihm sagen.»
    «Mußt du!»
    Er schwieg. Sie schloß die Arme fest um seinen Hals.
    «Mach es mir nicht schwer!» bat sie.
    «Schwer? Was?»
    «Nach Venedig zu fahren und alles einzurichten.»
    Ein leises Lächeln, ein Grinsen fast, flackerte über sein Gesicht.
    «Ich mache es dir nicht schwer», sagte er. «Ich möchte nur herauskriegen, was du eigentlich willst. Aber du kennst dich ja noch nicht mal selber richtig. Du willst Zeit gewinnen: weggehen und die Sache aus der Entfernung betrachten. Ich mache dir keinen Vorwurf. Ich halte dich für ganz gescheit. Mag sein, daß du es vorziehst, weiter Herrin von Wragby zu spielen. Ich mache dir keinen Vorwurf daraus. Ich habe kein Wragby zu bieten. Du bist dir ja nun im klaren, was du bei mir zu erwarten hast. Nein, nein, ich finde durchaus, daß du recht hast! Wirklich! Und ich bin nicht scharf darauf, mich von dir abhängig zu machen, von dir zu leben. Das kommt noch dazu!»
    Irgendwie hatte sie das Gefühl, daß er ihr Gleiches mit Gleichem vergalt.
    «Aber du willst mich doch, nicht wahr?» fragte sie.
    «Willst du mich?»
    «Du weißt es doch. Da gibt’s doch keinen Zweifel.»
    «Keinen! Und wann willst du mich?»
    «Du weißt doch, wir können das alles erst arrangieren, wenn ich wieder da bin. Jetzt hast du mich ganz außer Atem gebracht. Ich muß erst wieder ruhig werden und klar sehen.»
    «Na, dann werde mal ruhig und sieh klar.»
    Sie war ein bißchen gekränkt.
    «Aber du hast doch Vertrauen zu mir, nicht wahr?» fragte sie.
    «Oh, durchaus!»
    Sie hörte den Spott in seinem Ton.
    «Sag mir», fragte sie dann geradezu, «hieltest du es für besser, wenn ich nicht nach Venedig führe?»
    «Ich bin sicher, es ist besser, daß du nach Venedig fährst», entgegnete er in dem kühlen, ein wenig spöttischen Ton.
    «Du weißt, daß ich am nächsten Donnerstag fahre?» fragte sie.
    «Ja.»
    Sie wurde nachdenklich jetzt. Schließlich sagte sie:
    «Und wir werden dann noch besser wissen, woran wir sind, wenn ich zurückkomme, nicht?»
    «Oh, gewiß!»
    Diese merkwürdige Kluft des Schweigens zwischen ihnen!
    «Ich war beim Rechtsanwalt, wegen meiner Scheidung», sagte er dann ein wenig gezwungen.
    Sie schauderte. «So, warst du!» sagte sie.
    «Und was hat er gesagt?»
    «Er hat gesagt, ich hätte früher kommen sollen, das könnte es jetzt erschweren. Aber da ich beim Militär war, meint er, wird schon alles in Ordnung gehen. Wenn es nur nicht sie mir auf den Hals hetzt!»
    «Muß sie es denn erfahren?»
    «Ja. Sie bekommt eine Mitteilung, und der Mann, mit dem sie zusammen lebt, auch – als Ehebrecher.»
    «Ist es nicht widerlich, dies ganze Theater? Ich fürchte, ich werde dasselbe mit Clifford über mich ergehen lassen müssen.»
    Wieder schwiegen sie.
    «Und natürlich», sagte er dann, «muß ich die nächsten sechs, acht Monate ein mustergültiges Leben führen. Wenn du also nach Venedig fährst, komme ich wenigstens ein paar Wochen lang um die Versuchung herum.»
    «Bin ich eine Versuchung?» sagte sie und streichelte sein Gesicht. «Ich bin so glücklich, daß ich eine Versuchung für dich bin! Laß uns jetzt nicht daran denken. Du ängstigst mich, wenn du zu denken anfängst – du machst mich ganz bedrückt. Laß uns nicht daran denken! Wir haben so viel Zeit zum Denken, wenn wir getrennt sind. Ach ja, das wollte ich ja noch sagen! Ich habe gedacht, ich muß noch einmal für eine Nacht zu dir kommen, bevor ich fahre. Ich muß noch einmal zu dir ins Haus kommen. Soll ich Donnerstag nacht kommen?»
    «Ist da nicht deine Schwester da?»
    «Ja. Aber sie sagte, wir würden zur Teezeit aufbrechen. Also könnten wir wirklich zur Teezeit abfahren. Aber sie könnte dann irgendwoanders schlafen, und ich könnte bei dir schlafen.»
    «Aber sie müßte es dann wissen.»
    «Oh, ich sage es ihr einfach. Mehr oder weniger habe ich es ihr schon gesagt.

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