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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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Die Zeit!»
    Er langte nach seinem Hemd.
    «Sag gute Nacht zu John Thomas», sagte er und sah zu seinem Penis hinunter. «Er ist sicher in den Fängen des Schlingkrauts! Hat nicht viel von einem feurigen Stößel jetzt.»
    Und er zog sein Flanellhemd über den Kopf.
    «Der gefährlichste Augenblick eines Mannes», sagte er, als sein Kopf wieder hervorkam, «ist, wenn er sein Hemd anzieht. Er steckt dann den Kopf in einen Sack. Darum sind mir die amerikanischen Hemden lieber, die man wie eine Jacke anzieht.» Sie stand noch immer da und sah ihm zu. Er stieg in seine kurze Unterhose und knöpfte sie zu.
    «Sieh dir Jane an!» sagte er. «In all ihrer Bütenpracht! Wer wird dir nächstes Jahr Blüten aufsetzen, Jinny? Ich oder jemand anders? ‹So leb denn wohl, du Blume, leb wohl, leb wohl, leb wohl› – ich hasse dies Lied, es ist aus den ersten Kriegstagen.» Er setzte sich und zog seine Strümpfe an. Noch immer stand sie regungslos. Er legte seine Hand auf ihre runden Hüften. «Hübsche kleine Lady Jane!» sagte er. «Vielleicht wirst du in Venedig einen Mann finden, der dir Jasmin ins Haar da unten flicht und deinen Nabel mit einer Granatblüte schmückt. Arme kleine Lady Jane!»
    «Sag so etwas nicht!» rief sie. «Du sagst das nur, um mich zu verletzen.»
    Er ließ den Kopf sinken. Dann sagte er in seinem Dialekt:
    «Vielleicht hast du ja recht. Vielleicht. Na schön, ich sag nichts mehr – Schluß, aus. Aber du mußt dich anziehen und zurückgehen zu deinen stolzen Burgen Englands, wie herrlich stehn sie da! Die Zeit ist um. Die Zeit ist um für Sir John und die kleine Lady Jane! Zieh dein Hemd an, Lady Chatterley! Kannst ja jede sein, so wie du jetzt dastehst – noch nicht mal ein Hemd an, nur die lumpigen Blumen. Na komm, ich werd dich ausziehn, du kurzschwänzige Drossel.» Und er nahm die Blätter aus ihrem Haar und küßte ihr feuchtes Haar, und er pflückte die Blumen von ihren Brüsten und küßte ihre Brüste und küßte ihren Nabel und küßte ihr Jungfernhaar, dem er seine Blüten ließ. «Die müssen dableiben, solange sie wollen», sagte er. «So! Nun bist du wieder nackt, nichts als ein nacktärschiges Mädchen mit’m bißchen Lady Jane. Zieh dein Hemd jetzt an, du mußt gehen, sonst kommt Lady Chatterley zu spät zum Abendbrot, und wo bist du gewesen, meine schöne Maid!»
    Sie wußte nie, wie sie antworten sollte, wenn er in der Stimmung war, Dialekt zu sprechen. So zog sie sich einfach an und machte sich bereit, heimzugehen nach Wragby. Sie schämte sich. Oder so kam es ihr jedenfalls vor: ein beschämender Heimweg.
    Er begleitete sie bis zum Reitweg. Seine jungen Fasanen waren alle sicher unter dem Schutzdach.
    Als sie beide auf den breiten Weg hinaustraten, stolperte ihnen Mrs.   Bolton bleich entgegen.
    «Oh, Mylady, wir dachten schon, es sei was passiert!»
    «Nichts! Nichts ist passiert.»
    Mrs.   Bolton sah ins Gesicht des Mannes, das geglättet und frisch war von der Liebe. Sie begegnete seinen halb lachenden, halb spottenden Augen. Er lachte immer, wenn es ein Mißgeschick gab. Doch er sah sie freundlich an.
    «’n Abend, Mrs.   Bolton! Ihre Gnaden sind ja jetzt gut aufgehoben, da kann ich mich verabschieden. Gute Nacht, Euer Gnaden! Gute Nacht, Mrs.   Bolton!»
    Er grüßte, wandte sich um und ging.

SECHZEHNTES KAPITEL
    Als Connie zu Hause ankam, hatte sie sich einem peinlichen Kreuzverhör zu unterziehen. Clifford war zur Teezeit ausgefahren und gerade rechtzeitig vor dem Unwetter wieder heimgekommen, und wo waren Ihre Gnaden? Niemand wußte es, nur Mrs.   Bolton vermutete, sie mache wohl einen Spaziergang durch den Wald. Im Wald! Bei diesem Wetter! – Ausnahmsweise ließ Clifford sich einmal so weit gehen, daß er sich in einen Zustand nervöser Raserei hineinsteigerte. Bei jedem Blitz fuhr er hoch, und bei jedem Donnerschlag zuckte er zusammen. Er sah in den kalten Gewitterregen hinaus, als bedeute er das Ende der Welt. Immer mehr steigerte er sich in seine Aufregung. Mrs.   Bolton versuchte, ihn zu beschwichtigen.
    «Sie wird Schutz in der Hütte gesucht haben, bis es vorüber ist. Machen Sie sich keine Sorgen, Ihrer Gnaden wird es schon gutgehen.»
    «Ich mag es nicht, daß sie bei solchem Wetter im Wald ist! Ich mag nicht, daß sie überhaupt im Wald ist. Sie ist jetzt über zwei Stunden draußen! Wann ist sie hinausgegangen?»
    «Kurz bevor Sie heimkamen.»
    «Ich hab sie nicht gesehen im Park. Gott weiß, wo sie ist und was ihr passiert ist!»
    «Ach, nichts ist

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