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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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trübselig. Nach dem Morgenkaffee wußte Michaelis, die rastlose, unstete Seele, nicht, was er tun sollte. Es war ein schöner Novembertag … schön für Wragby. Er sah auf den melancholischen Park hinaus. Mein Gott, was für ein Ort!
    Er schickte ein Mädchen mit der Frage, ob er Lady Chatterley irgendwie zu Diensten sein könne, er habe nämlich vor, nach Sheffield zu fahren. Er bekam zur Antwort, ob er Lust hätte, zu Lady Chatterley hinauf ins Wohnzimmer zu kommen.
    Connie hatte ein eigenes Wohnzimmer auf der dritten Etage, dem obersten Stockwerk im Mittelteil des Hauses. Cliffords Zimmer lagen natürlich im Parterre. Michaelis fühlte sich geschmeichelt, in Lady Chatterleys Salon hinaufgebeten zu werden. Achtlos folgte er dem Mädchen … er nahm niemals Notiz von den Dingen um ihn, hatte niemals Kontakt mit seiner Umgebung. Zerstreut ließ er in ihrem Zimmer den Blick über die schönen deutschen Reproduktionen von Renoir und Cézanne gleiten.
    «Sie haben es sehr hübsch hier oben», sagte er, lächelte dabei auf seine sonderbare Art – als schmerze es ihn zu lächeln – und entblößte die Zähne. «Sie haben gut daran getan, sich hier oben einzurichten.»
    «Ja, ich finde auch», erwiderte sie.
    Ihr Zimmer war der einzige heitere, moderne Raum im Haus, der einzige Ort auf Wragby, wo ihre Persönlichkeit überhaupt zur Geltung kam. Clifford hatte es nie gesehen, und sie bat sehr wenig Menschen herauf.
    Michaelis und sie saßen am Feuer einander gegenüber und unterhielten sich. Sie fragte nach ihm, nach seiner Mutter, seinem Vater, seinen Geschwistern … Andere Menschen waren immer so etwas wie ein Wunder für sie, und wenn ihre Zuneigung einmal erwacht war, vergaß sie jeglichen Standesdünkel. Michaelis sprach vorbehaltlos von sich selbst, ganz vorbehaltlos, ohne Künstelei, legte einfach seine verbitterte, gleichgültige Straßenköter-Seele bloß, und dann glomm ein Funke rachsüchtigen Stolzes auf seinen Erfolg auf.
    «Warum sind Sie eigentlich solch ein einsamer Vogel?» fragte Connie ihn; und wieder sah er sie an, mit seinem großen, forschenden nußbraunen Blick.
    «Manche Vögel sind eben so», entgegnete er. Und dann, mit einem Anflug vertraulicher Ironie: «Aber sagen Sie, wie steht es mit Ihnen selbst? Sind Sie denn nicht auch ein einsamer Vogel?» Connie war ein wenig bestürzt und dachte ein paar Augenblicke darüber nach. Dann sagte sie: «Nur in gewisser Weise. Nicht ganz und gar, wie Sie!»
    «Bin ich ganz und gar ein einsamer Vogel?» fragte er und grinste dabei auf seine merkwürdige Art, wie wenn er Zahnschmerzen habe; er grinste so verzerrt, und seine Augen blieben unverändert melancholisch oder gelassen oder desillusioniert oder ängstlich.
    «Nein?» fragte sie ein wenig atemlos und sah ihn an. «Finden Sie nicht, daß Sie es sind?»
    Sie spürte ein reißendes Verlangen von ihm zu ihr hinüberfluten, das ihr fast den Boden unter den Füßen wegriß.
    «Oh, Sie haben ganz recht!» sagte er und wandte den Kopf ab, drehte ihn zur Seite und sah nach unten und hatte wieder die seltsame Unbeweglichkeit einer alten Rasse, die es in unserer Zeit kaum noch gibt. Und dies nahm Connie vollends die Kraft, ihn objektiv zu betrachten.
    Er hob die Augen zu ihr auf, richtete seinen vollen Blick auf sie, der alles erfaßte, alles aufnahm. Und zugleich schrie das Kind, das in der Nacht weint, aus seiner Brust zu ihr – so stark, daß es sie im innersten Schoß traf.
    «Es ist schrecklich nett von Ihnen, daß Sie sich Gedanken über mich machen», sagte er lakonisch.
    «Warum sollte ich mir nicht Gedanken über Sie machen?» ereiferte sie sich und hatte kaum genügend Atem, es auszusprechen.
    Er stieß sein verzerrtes, schnelles, zischendes Lachen aus.
    «Oh, aber auf diese Art! … Darf ich einen Augenblick Ihre Hand haben?» fragte er unvermittelt und heftete mit nahezu hypnotischer Kraft seine Augen auf sie, und ein Verlangen ging von ihm aus, das sie direkt in den Schoß traf.
    Sie starrte ihn an, betäubt und gebannt, und er kam zu ihr und kniete neben ihr nieder und nahm ihre beiden Füße fest in seine beiden Hände und vergrub das Gesicht in ihrem Schoß und verharrte reglos. Sie war völlig empfindungslos und betäubt, sah erstaunt auf die sehr sanfte Wölbung seines Nackens nieder, fühlte, wie sein Gesicht sich an sie preßte. Sie konnte nicht anders, sie mußte trotz all ihrer brennenden Bestürzung die Hand auf die schutzlose Wölbung seines Nackens legen, zärtlich und voll

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