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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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und verhielt sich Clifford gegenüber genauso wie am ersten Abend; auch Connie gegenüber. Am äußeren Menschen änderte sich nichts.
    Er schrieb Connie, und in seinen Briefen war derselbe klagende, melancholische Ton wie immer; manchmal waren sie witzig und von einer Spur sonderbarer geschlechtsloser Zuneigung durchzogen. Er schien eine hoffnungslose Zuneigung für sie zu hegen, doch die ihm anhaftende Losgelöstheit blieb immer gleich. Er war ohne Hoffnung bis in den Kern, und er wollte ohne Hoffnung sein. Er haßte geradezu die Hoffnung. «Une immense espérance a traversé la terre» , hatte er irgendwo gelesen, und sein Kommentar dazu war: «– und sie hat verdammt noch mal alles ersäuft, was der Mühe wert war.»
    Connie verstand ihn niemals so recht, aber auf ihre Weise liebte sie ihn. Und die ganze Zeit fühlte sie den Widerschein seiner Hoffnungslosigkeit in sich. Sie konnte nicht vorbehaltlos lieben, so in Hoffnungslosigkeit. Und er, der ohne Hoffnung war, konnte überhaupt nie ganz vorbehaltlos lieben.
    So ging es eine Weile fort: sie schrieben einander und trafen sich zuweilen in London. Noch immer begehrte sie die physische, sexuelle Erregung, die sie sich aus eigener Kraft von ihm holte, wenn sein kleiner Orgasmus vorüber war. Und er wollte sie ihr noch immer geben. Das war genug, um sie zu verbinden.
    Und genug, um eine ganz leise Selbstgefälligkeit in ihr zu wecken – etwas Blindes und ein wenig Arrogantes. Ein fast mechanisches Vertrauen in ihre eigenen Kräfte war es. Und dazu gesellte sich eine große Lebensfreude.
    Sie war ungeheuer lebensfroh auf Wragby. Und sie wandte all ihre erwachte Lebensfreude und Zufriedenheit auf, um Clifford anzuregen. In dieser Zeit schrieb er seine besten Sachen, und er war fast glücklich auf seine wunderliche, blinde Art. Er erntete die Früchte der sinnlichen Befriedigung, die sie aus Michaelis’ maskuliner Passivität zog, die sie hart in sich spürte. Aber er erfuhr es natürlich nie, und hätte er es doch erfahren – er würde nicht danke gesagt haben!
    Doch als die hochgestimmten, euphorischen Tage vorüber waren, ganz vorüber, und sie niedergeschlagen war und gereizt – wie sehr sehnte Clifford da diese Tage zurück! Wenn er es gewußt hätte – vielleicht hätte er dann gewünscht, sie und Michaelis wären wieder zusammen.

VIERTES KAPITEL
    Connie hatte schon immer geahnt, daß ihre Affäre mit Mick, wie die Leute ihn nannten, eine hoffnungslose Sache war. Andere Männer schienen ihr jedoch nichts zu bedeuten. Sie fühlte sich Clifford verbunden. Er beanspruchte einen beträchtlichen Teil ihres Lebens, und den gab sie ihm. Doch sie verlangte nach einem beträchtlichen Teil vom Leben eines Mannes, und Clifford gab ihn ihr nicht, konnte ihn ihr nicht geben. Michaelis machte gelegentlich Anläufe dazu. Aber eine Ahnung sagte ihr, daß es bald damit zu Ende sein würde. Mick konnte einfach nichts aufrechterhalten. Es gehörte zu seiner Natur, daß er jede Beziehung abschütteln und wieder ungebunden, abgesondert, ganz und gar ein verlassener Hund sein mußte. Es war eine höhere Notwendigkeit für ihn, wenn er auch ständig sagte: Sie hat mir den Laufpaß gegeben!
    Es heißt, die Welt sei voller Möglichkeiten. Aber in der persönlichen Erfahrung schrumpfen sie auf eine verschwindend geringe Anzahl zusammen. Viele gute Fische schwimmen im Meer – vielleicht –, aber weitaus die meisten scheinen Makrelen und Heringe zu sein, und wenn man selbst weder Makrele noch Hering ist, wird man es schwer haben, auch nur ein paar gute Fische im Meer zu finden.
    Clifford eilte dem Ruhm und sogar dem Geld mit langen Schritten entgegen. Man suchte ihn auf. Connie hatte fast ständig irgend jemanden zu Gast auf Wragby. Aber wenn er nicht Makrele war, so war er Hering; zuweilen war auch ein Katzenwels oder ein Seeaal darunter.
    Ein paar Männer kamen regelmäßig, waren eine Konstante; Männer, die mit Clifford in Cambridge gewesen waren. Zunächst Tommy Dukes, der beim Militär geblieben war und es bis zum Brigadegeneral gebracht hatte. «Das Militär läßt mir viel Zeit zum Denken und bewahrt mich vor dem Schlachtfeld des Lebens», sagte er.
    Dann war da Charles May, ein Ire; er schrieb wissenschaftliche Abhandlungen über Sterne. Und Hammond, auch ein Schriftsteller. Alle waren sie ungefähr im gleichen Alter wie Clifford: die jungen Intellektuellen des Tages. Sie alle glaubten an das Leben im Geist. Was einer außerhalb dieser Sphäre trieb, war seine ureigene

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