Lady Chatterley (German Edition)
Frucht darin.
«Oh, du liebst mich! Du liebst mich!» schrie sie leise auf, und es klang wie ihre blinden, unartikulierten Liebesschreie. Und sanft drang er in sie ein und fühlte, wie der Strom von Zärtlichkeit aus seinem Innersten in das ihre überfloß, und sie loderten im Zusammenklang des Empfindens.
Und er erkannte, als er in sie kam, daß dies es war, was er zu tun hatte: in zärtliche Fühlung zu kommen, ohne seinen Stolz oder seine Würde oder seine Integrität als Mann zu verlieren. Schließlich, wenn sie Geld und Mittel hatte und er nicht, sollte sein Stolz und seine Ehre zu groß sein, als daß er ihr aus diesem Grund seine Zärtlichkeit vorenthielt. «Ich stehe ein für das Band körperlicher Bewußtheit zwischen den Menschen», sagte er zu sich, «und für das Band der Zärtlichkeit. Und sie ist mein Gefährte. Und es ist ein Kampf gegen das Geld und gegen die Maschine und die fühllose Äffischkeit der Welt in allem Ideellen. Und sie wird dabei hinter mir stehen. Dem Himmel sei Dank, daß ich eine Frau gefunden habe! Dem Himmel sei Dank, daß ich eine Frau gefunden habe, die mit mir ist und zärtlich und meiner bewußt! Dem Himmel sei Dank, daß sie nicht tyrannisch ist und nicht töricht! Dem Himmel sei Dank, daß sie eine zärtliche, bewußte Frau ist!»
Und als sein Same in sie strömte, strömte auch seine Seele ihr zu in diesem schöpferischen Akt, der so viel mehr ist als nur fruchtbringend.
Sie war ganz entschlossen jetzt, daß es zwischen ihm und ihr keine Trennung geben könne. Doch die Mittel und Wege mußten noch gefunden werden.
«Hast du Bertha Coutts gehaßt?» fragte sie.
«Sprich nicht von ihr.»
«Doch. Du mußt mich reden lassen. Weil du sie einmal gern gehabt hast. Und du bist einmal so vertraut mit ihr gewesen, wie du es jetzt mit mir bist. Darum mußt du mir antworten. Ist es nicht ziemlich schrecklich, sie so zu hassen, wenn du doch früher so vertraut mit ihr warst? Wie kann das sein?»
«Ich weiß es nicht. Sie stemmte immer ihren Willen gegen mich, immer, immer. Ihren widerwärtigen Weiberwillen: ihre Freiheit! Die elende Freiheit einer Frau, die in gemeinste Tyrannei übergeht. Oh, sie stemmte mir immer ihre Freiheit entgegen – als schüttete sie mir Vitriol ins Gesicht.»
«Aber sie ist nicht einmal jetzt frei von dir. Liebt sie dich noch?»
«Nein, nein! Wenn sie nicht frei von mir ist, dann nur, weil sie von diesem verrückten Wahn besessen ist, sie müßte mich tyrannisieren.»
«Aber sie muß dich geliebt haben.»
«Nein! Na ja, teilweise wohl. Sie fühlte sich zu mir hingezogen. Und ich glaube, sogar das hat sie gehaßt. Sie hat mich geliebt in manchen Augenblicken. Aber sie nahm das immer zurück und fing an, mich zu tyrannisieren. Ihr tiefstes Verlangen war, mich zu tyrannisieren, und sie war nicht zu ändern. Ihr Wille war gemein, von Anfang an.»
«Aber vielleicht fühlte sie, daß du sie nicht richtig liebtest, und wollte dich dazu bewegen.»
«Mein Gott, das hat sie verdammt schlecht angestellt.»
«Aber du hast sie nicht wahrhaft geliebt, oder? Du hast ihr dies Unrecht getan.»
«Wie hätte ich sie lieben können? Ich fing an damit. Ich fing an, sie zu lieben. Aber irgendwie hat sie immer wieder alles kaputtgemacht in mir. Nein, laß uns nicht darüber sprechen. Ein böser Traum war das Ganze. Und sie war eine Frau, die in ihr Verderben rannte. Dies letzte Mal hätte ich sie abgeknallt wie einen Marder, wenn ich es gedurft hätte. Ein tobendes, ins Verderben rennendes Weibsstück! Wenn ich sie nur hätte erschießen können und Schluß machen mit dem ganzen Elend! Das müßte erlaubt sein. Wenn ein Weibsbild besessen ist von ihrem eignen Willen und ihren Willen allem entgegenstemmt, dann ist es entsetzlich, und sie sollte erschossen werden.»
«Und sollten Männer nicht auch erschossen werden, wenn ihr Wille Gewalt über sie gewinnt?»
«Ja, genauso! Aber ich muß loskommen von ihr, oder sie wird noch mal über mich herfallen. Ich wollte dir das sagen. Ich muß die Scheidung durchkriegen, wenn ich’s irgend schaffe. Darum müssen wir vorsichtig sein. Wir dürfen nie zusammen gesehen werden, du und ich. Ich könnte es nie, nie ertragen, wenn sie über dich und mich herfallen würde.»
Connie überlegte das.
«Dann können wir nicht zusammen sein?» fragte sie.
«Nicht während der nächsten sechs Monate oder so. Aber ich denke, die Scheidung wird im September durchkommen. Bis März also nicht.»
«Aber das Kind wird wahrscheinlich Ende
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