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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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unserer Zivilisation. Wenn es überhaupt eine Zukunft für die Menschheit geben soll, muß sich alles, was jetzt ist, gewaltig ändern.»
    «Und wie wird die wahre Zukunft aussehen müssen?»
    «Das weiß Gott! Ich spür was davon in mir, aber die Wutzersetzt es. Auf was es aber wirklich hinausläuft, weiß ich nicht.»
    «Soll ich es dir sagen?» fragte sie und sah ihm in die Augen. «Soll ich dir sagen, was du hast und was andere Männer nicht haben und was die Zukunft bestimmen wird? Soll ich es dir sagen?»
    «Sag es mir», erwiderte er.
    «Der Mut deiner Zärtlichkeit, das ist es! Zum Beispiel, wenn du deine Hand auf mein Hinterteil legst und sagst, es sei sehr hübsch.»
    Das Grinsen flackerte wieder über sein Gesicht.
    «Das!» sagte er.
    Dann verlor er sich in Gedanken.
    «Ja», sagte er, «du hast recht. Das ist es wirklich. Das ist es zu allen Zeiten. Ich hab das mit den Soldaten erlebt. Ich mußte Fühlung mit ihnen haben – physisch –, durfte das nie vergessen. Ich mußte körperlich kapieren, mußte sanft mit ihnen umgehen können – auch dann, wenn ich sie dem Verderben preisgab. Es ist eine Frage der Bewußtheit, wie Buddha sagt. Aber sogar er drückte sich vor dem körperlichen Wissen und der natürlichen, physischen Zärtlichkeit, die am besten ist – sogar zwischen Männern; auf anständige männliche Art. Das macht sie nämlich zu richtigen Männern, läßt sie nicht so äffisch werden. Ja, wirklich, Zärtlichkeit, das ist es; das Bewußtsein, daß man einen Schwanz hat. Sexualität bedeutet im Grunde nur Fühlung, die engste aller Fühlungen. Und gerade vor der Fühlung haben wir Angst. Wir sind nur halb bewußt und halb lebendig. Wir müssen lebendig und bewußt werden . Besonders die Engländer haben es nötig, in Fühlung miteinander zu kommen, ein bißchen feinfühlig zu werden und ein bißchen zärtlich. Das ist unsere Not, die zum Himmel schreit.»
    Sie sah ihn an.
    «Warum fürchtest du dich dann vor mir?» fragte sie.
    Er sah sie lange Zeit an, bevor er antwortete.
    «Vor deinem Geld und deiner Stellung. Der Welt in dir.»
    «Aber ist denn keine Zärtlichkeit in mir?» fragte sie traurig.
    Mit verdunkelten, abwesenden Augen sah er auf sie nieder.
    «Schon. Sie kommt und geht, wie bei mir.»
    «Aber kannst du ihr zwischen dir und mir nicht vertrauen?» fragte sie und sah ihn ängstlich an.
    Sie sah, wie sein Gesicht ganz sanft wurde und die starre Abwehr von ihm fiel.
    «Mag sein», sagte er.
    Sie schwiegen beide.
    «Ich möchte, daß du mich in den Arm nimmst», sagte sie. «Ich möchte, daß du mir sagst, du seist froh, daß wir ein Kind haben werden.»
    Sie sah so hübsch aus und warm und sehnsüchtig! Etwas in ihm regte sich und strebte zu ihr hin.
    «Ich denke, wir können in mein Zimmer gehen», sagte er. «Obwohl das wieder skandalös ist.»
    Aber sie sah, wie diese Weltvergessenheit wieder über ihn kam und sein Gesicht den weichen, reinen Ausdruck zärtlicher Leidenschaft annahm. Sie gingen durch abgelegene Straßen zum Coburg Square, wo er ein Zimmer hatte unterm Dach, ein Mansardenstübchen, in dem er sich auf einem Gaskocher selber sein Essen bereitete. Es war eng, aber sauber und anständig.
    Sie zog sich aus und drängte ihn, es auch zu tun. Sie war bezaubernd in dem ersten, weichen Anflug ihrer Schwangerschaft.
    «Ich sollte dich in Ruhe lassen», sagte er.
    «Nein!» rief sie. «Lieb mich! Lieb mich und sag, daß du mich halten wirst! Sag, daß du mich halten wirst! Sag, daß du mich nie mehr gehen lassen willst – weder in die Welt noch zu irgendeinem andern!»
    Sie schmiegte sich eng an ihn und hielt sich fest an seinem mageren, kräftigen, nackten Körper – dem einzigen Zuhause, das sie je gehabt hatte.
    «Dann will ich dich halten», sagte er. «Wenn du’s willst, dann will ich dich halten.»
    Er hielt sie fest umschlungen.
    «Und sag, daß du dich freust über das Kind!» wiederholte sie. «Küß es! Küß meinen Schoß und sag, du freust dich, daß es da drin ist.»
    Aber das fiel ihm schwerer.
    «Ich hab Angst davor, Kinder in die Welt zu setzen», sagte er. «Ich hab Angst um ihre Zukunft.»
    «Aber du hast es in mich gesetzt. Sei zärtlich zu ihm, und das wird dann schon seine Zukunft sein. Küß es!»
    Er erschauerte, denn es war die Wahrheit. «Sei zärtlich zu ihm, und das wird seine Zukunft sein.» – In diesem Augenblick empfand er reine Liebe für die Frau. Er küßte ihren Leib und ihren Venusberg und küßte sich bis zu ihrem Schoß vor und der

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