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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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hast du gegen Kaninchen? Sind sie schlimmer als eine neurotische, revolutionäre Menschheit voll nervösem Haß?»
    «Aber wir sind schließlich keine Kaninchen», beharrte Hammond.
    «Völlig richtig. Ich habe meinen Geist. Ich habe bestimmte Berechnungen auf bestimmten astronomischen Gebieten anzustellen, die mir fast wichtiger sind als Leben oder Tod. Manchmal plagt mich eine Verdauungsstörung. Hunger würde eine verheerende Wirkung auf mich haben. Und ebenso plagt mich der Hunger nach dem Weib. Was soll man also machen?»
    «Ich hätte gedacht, sexuelle Verdauungsstörungen infolge Überfütterung würden dir mehr zu schaffen machen?» spöttelte Hammond.
    «Durchaus nicht! Ich überfresse mich nicht, und ich überficke mich nicht. Es steht einem schließlich frei, zu viel zu essen oder nicht. Aber du willst mich unbedingt verhungern lassen.»
    «Durchaus nicht. Du kannst doch heiraten.»
    «Woher willst du wissen, daß ich das kann? Vielleicht wäre es den Vorgängen meines Geistes nicht zuträglich. Die Ehe könnte – und würde ganz gewiß – meine geistigen Vorgänge hemmen. Ich bin eben nicht so angelegt … und außerdem, muß ich mich denn an die Kette legen lassen wie ein Mönch? Alles fauler Zauber, mein Junge. Ich muß leben und meine Berechnungen anstellen. Natürlich brauche ich manchmal Frauen. Aber ich weigere mich, aus der Mücke einen Elefanten zu machen, und ich denke nicht daran, irgendwelche moralischen Verdammungsurteile oder Verbotstafeln zu berücksichtigen. Ich würde mich schämen, eine Frau mit meinem Namensschild, Adresse und Zielbahnhof herumlaufen zu lassen – wie einen Kleiderkoffer.»
    Diese beiden Männer hatten einander den Julia-Flirt noch immer nicht verziehen.
    «Ein amüsanter Gedanke, Charlie», sagte Dukes, «daß Sexualität nur eine andere Form des Gesprächs ist – mit dem Unterschied, daß die Worte praktiziert werden und nicht gesprochen. Wahrscheinlich ist das ganz richtig. Wahrscheinlich können wir mit einer Frau ebensogut Sinnesempfindungen und Gefühle austauschen wie Gedanken über das Wetter oder so. Sexualität ist vielleicht so etwas wie eine ganz natürliche, physische Unterhaltung zwischen einem Mann und einer Frau. Du unterhältst dich nicht mit einer Frau, wenn du nicht in bestimmten Punkten konform mit ihr gehst – ich meine, du unterhältst dich dann nicht mit irgendwelchem Interesse. Und ebenso: wenn du nicht irgendwelche Gefühle oder Sympathien mit einer Frau teilst, würdest du nicht mit ihr schlafen. Wenn es aber so ist …»
    « Wenn man die richtigen Gefühle oder Sympathien mit einer Frau teilt, sollte man mit ihr schlafen», fiel May ein. «Das ist das einzig Anständige, das man mit ihr tun kann. Ebenso, wie es das einzig Anständige ist, das Gespräch zu Ende zu führen, wenn man ein Interesse daran hat, mit dem anderen zu reden. Man klemmt sich nicht prüde die Zunge zwischen die Zähne und beißt darauf. Man läßt nicht ungesagt, was man zu sagen hat. Und genauso ist es mit dem andern.»
    «Nein», sagte Hammond. «Das stimmt nicht. Du zum Beispiel, May, du verschwendest deine halbe Kraft an Frauen. Du wirst niemals wirklich das leisten, was du leisten könntest – mit einem so guten Kopf, wie du ihn hast. Zu viel von dir wird in der anderen Richtung verbraucht.»
    «Vielleicht ist es so … aber von dir wird zu wenig in der andern Richtung investiert, Hammond, mein Junge – verheiratet oder nicht. Du magst dir die Reinheit und Unversehrtheit deines Geistes bewahren, aber er wird verdammt dürr. Dein reiner Geist wird so trocken wie ein Fiedelbogen, soweit ich das beurteilen kann. Du redest ihn einfach kaputt.»
    Tommy Dukes brach in Gelächter aus.
    «Haut euch, ihr zwei Geister!» rief er. «Seht mich an! Ich vollbringe keine hohe und reine, geistige Arbeit, ich kritzele nur ein paar Einfälle hin. Und trotzdem heirate ich weder, noch laufe ich den Frauen nach. Ich glaube, Charlie hat ganz recht; wenn er den Frauen nachlaufen will, hat er die Freiheit, es zu dosieren oder nicht. Aber ich würde ihm nicht verbieten, ihnen nachzulaufen. Und Hammond – Hammond hat einen Besitzinstinkt; für ihn sind natürlich der gerade Weg und das enge Tor das Richtige. Ihr werdet sehen, aus ihm wird noch ein großer englischer Literat, ehe es vorbei ist mit ihm, ein Abc von Kopf bis Fuß. Und hier stehe ich. Ich bin nichts. Einfach ein Knallfrosch. Und was ist mit dir, Clifford? Glaubst du auch, daß das Sexuelle ein Dynamo ist, der dem Mann im

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