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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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Mann, der schon seit längerem zu dieser Cambridge-Gruppe gehörte – ein Mann mit stattlichem Vermögen und einem angenehmen, in der Familie weitergereichten Posten bei der Regierung; außerdem schrieb er philosophische Essays. Sie bewohnte mit ihm ein ziemlich kleines Haus in Westminster und bewegte sich in jenen achtbaren Kreisen höherer Regierungsbeamter, die zwar nicht zur Creme gehören, aber doch die eigentliche Intelligenzschicht im Volk bilden – oder doch bilden möchten: Leute, die wissen, worüber sie reden – oder reden, als wüßten sie es.
    Connie leistete eine harmlose Art Kriegsdienst und verkehrte weiter mit den flanellbehosten, unduldsamen Cambridgern, die sich gelinde über alles und jedes mokierten. Ihr «Freund» war ein gewisser Clifford Chatterley, ein junger Mann von zweiundzwanzig Jahren, der von Bonn, wo er Kohlenbergbau studiert hatte, nach Hause geeilt war. Vorher war er zwei Jahre in Cambridge gewesen. Jetzt hatte man ihn zum Leutnant in einem schneidigen Regiment ernannt, und in Uniform stand es ihm noch besser, sich über alles lustig zu machen.
    Clifford Chatterley gehörte einer höheren Gesellschaftsklasse an als Connie. Connie entstammte wohlhabenden intellektuellen Kreisen, er gehörte zur Aristokratie. Nicht zur höchsten, aber immerhin. Sein Vater war ein Baronet, und seine Mutter Tochter eines Viscount.
    Clifford jedoch, wiewohl von besserer Abkunft als Connie und zur «Gesellschaft» gehörig, war in seiner Art viel provinzieller und unsicherer. Er fühlte sich nur wohl in der kleinen «großen Welt» – das heißt, in der Gesellschaft des Landadels –, aber auf die Vertreter jener anderen Welt, die unübersehbaren Scharen der mittleren und niederen Klassen und der Ausländer, reagierte er scheu und reizbar. Um die Wahrheit zu sagen: er fürchtete sich ein wenig vor der mittelständischen und proletarischen Menschheit und vor allen Ausländern, die nicht seiner eigenen Gesellschaftsschicht angehörten. Er war einem lähmenden Gefühl der Wehrlosigkeit ausgeliefert, obwohl er allen Schutz der Privilegierten genoß. Es klingt befremdlich, ist aber wohl eine Erscheinung unserer Zeit.
    Deshalb mußte das eigentümlich zärtliche Selbstvertrauen eines Mädchens wie Constance Reid ihn faszinieren. Sie fand sich in dieser chaotischen Umwelt viel besser zurecht als er.
    Dennoch war auch er ein Rebell – er rebellierte sogar gegen seine eigene Klasse. Vielleicht ist das Wort «Rebell» übertrieben, reichlich übertrieben. Er war nur angesteckt von der allgemeinen Auflehnung der Jungen gegen Konvention und jegliche Art Autorität. Väter waren lächerlich, vornehmlich sein eigener, starrköpfiger. Und Regierungen waren lächerlich, besonders die englische mit ihrem ewigen «Abwarten, abwarten». Und Armeen waren lächerlich, schon gar die alten Tröpfe, die Generale, und in erster Linie der rotgesichtige Kitchener. Sogar der Krieg war lächerlich, obgleich ihm doch eine Menge Menschen zum Opfer fielen.
    Ja, wirklich, alles war ein wenig lächerlich – oder sogar sehr lächerlich: besonders alles, was mit Autorität zusammenhing – in der Armee oder der Regierung oder auf den Universitäten –, war in hohem Maße lächerlich. Und sofern die herrschende Schicht sich anmaßte, herrschen zu wollen, war auch sie lächerlich. Sir Geoffrey, Cliffords Vater, war über alle Maßen lächerlich, wie er seine Bäume zerhackte, die Arbeiter aus seiner Zeche holte, um sie in den Krieg zu hetzen, patriotisch und selber in Sicherheit; und außerdem, er gab mehr Geld für sein Vaterland hin, als er besaß.
    Als Miss Chatterley – Emma – aus Mittelengland nach London kam, um als Pflegerin zu arbeiten, machte sie sich im stillen lustig über Sir Geoffrey und seinen entschlossenen Patriotismus. Herbert, der ältere Bruder und Erbe, lachte aus vollem Halse, obgleich es seine Bäume waren, die fielen, um als Stützpfosten für die Schützengräben verwandt zu werden. Clifford jedoch lächelte nur ein wenig unbehaglich. Alles war lächerlich, ganz recht. Aber wenn es einem zu nahe rückte und man selber lächerlich wurde …? Wenigstens gab es noch in einer anderen Gesellschaftsschicht Menschen – wie Connie –, die irgend etwas ernst nahmen. Die an irgend etwas glaubten.
    Sie nahmen die Tommies sehr ernst und die Drohung der allgemeinen Wehrpflicht und den Mangel an Zucker und Süßigkeiten für die Kinder. Bei all diesen Dingen machten die Behörden natürlich lächerliche Fehler. Aber

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