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Lady Chesterfields Versuchung

Lady Chesterfields Versuchung

Titel: Lady Chesterfields Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham
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Röcke und ging in die Richtung des Rosengartens davon, ohne sich zu verabschieden. Ihr Verhalten mochte unhöflich sein, aber sie verspürte nicht den Wunsch, sich noch länger mit Lieutenant Thorpe zu unterhalten. Es war durchaus möglich, dass er mit seiner kühnen Berührung vorhin den Verschluss gelöst hatte, sodass das Collier zu Boden gefallen war.
    Sie weigerte sich, den Lieutenant für einen Dieb zu halten. Immerhin war er der Freund ihres Bruders und ohne jeden Zweifel ein Mann von Ehre.
    Ihre Kopfschmerzen waren mittlerweile derart heftig, dass es sich anfühlte, als würde jemand mit Steinen gegen ihre Schläfen hämmern. Je eher sie den Schmuck fand, desto eher würde sie sich zurückziehen können.
    Den Kiesweg sorgfältig absuchend, ging sie bis zum Brunnen, den sie und ihr Vater umrundet hatten. Sie verfolgte die Spur ihrer Fußabdrücke – vergebens. Als sie sich auf den Rückweg machen wollte, stand plötzlich Lord Belgrave vor ihr.
    „Oh!“, entfuhr es ihr überrascht. „Ich hatte nicht erwartet, Sie hier draußen anzutreffen.“
    Ein eigentümliches Lächeln breitete sich auf Belgraves Gesicht aus, als er mit seinen behandschuhten Händen etwas Glitzerndes aus seiner Rocktasche zog.
    „Ist es das, was Sie suchen?“
    Er hielt ihr das Diamanthalsband hin, und Hannah atmete erleichtert auf. „Ja, vielen Dank.“
    Sie wollte danach greifen, doch er zog seine Hand zurück. „Ich fand das Collier auf dem Kiesweg, nachdem Sie und Ihr Vater in den Ballsaal zurückgekehrt waren.“ Belgrave ließ den Schmuck in seine Rocktasche gleiten und bot Hannah den Arm. „Ich dachte mir, dass Sie wiederkommen würden, um danach zu suchen.“
    Hannah machte keine Anstalten, sich bei ihm einzuhaken. Sie hatte nicht vor, mit dem Baron spazieren zu gehen. Ihr war unbehaglich zumute, zumal sie schon wieder die Grenzen des Schicklichen übertreten hatte. Wenn irgendwer sie sah, würde die Gerüchteküche umgehend zu brodeln anfangen.
    Doch Belgrave hatte das Halsband. Sie musste es unbedingt wiederhaben. Zögernd legte sie die Hand in seine Armbeuge. Vielleicht würde er ihr den Schmuck ja gleich geben.
    Das tat er mitnichten. Der Baron führte sie fort vom Haus, und mit jedem Schritt verschlimmerten sich ihre Kopfschmerzen. Als sie sich den Stallungen näherten, hielt Hannah es nicht mehr aus. „Lord Belgrave, wenn Sie so freundlich wären, mir jetzt meinen Schmuck zurückzugeben?“
    Und dann gehen Sie bitte. Wo waren ihr Vater und ihre Brüder, wenn sie sie wirklich einmal brauchte?
    Belgraves kantige Gesichtszüge erschienen ihr mit einem Mal beängstigend hart. Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass es ein furchtbarer Fehler gewesen war, mit ihm zu gehen. Sie machte sich los, trat einen Schritt von ihm fort und überlegte, ob sie fliehen sollte.
    Abermals zog der Baron das Collier aus der Tasche, wog es in der Hand und strich gedankenvoll mit den Fingerspitzen über die Steine. „Ich habe gehört, worüber Sie mit Ihrem Vater gesprochen haben.“
    Hannahs Herzschlag beschleunigte sich, und hektisch sah sie sich im Garten um. „Sie … Was meinen Sie?“
    „Sie haben mich belogen“, entgegnete er wütend. „Sie ließen mich glauben, meine Werbung wäre Ihnen angenehm.“
    „Ich wollte Ihre Gefühle nicht verletzen“, erklärte sie hilflos. Sein unverhohlener Zorn machte ihr Angst, und am liebsten hätte sie die Flucht ergriffen – gleichgültig, was mit dem Schmuck geschah. Immerhin ging es um ihre persönliche Sicherheit, und die wog schwerer als ein paar Diamanten. „Ich schicke einen Diener, der das Halsband bei Ihnen abholt.“
    „Was haben Sie?“, raunte er leise. „Fürchten Sie sich etwa vor mir?“
    Hannah ignorierte die Frage. Sie raffte die Röcke und trat eilends den Rückzug an. Doch kurz bevor sie die Terrasse erreichte, spürte sie Belgraves festen Griff um ihren Arm.
    „Unser Stelldichein ist noch nicht beendet.“
    „Wir hatten kein Stelldichein!“, widersprach sie empört. „Und ich muss Sie bitten, mich loszulassen.“
    „Sie halten sich anscheinend für etwas Besseres, habe ich recht? Die Tochter eines Marquess, während ich nur ein Baron bin?“
    Er beugte sich näher zu ihr, und plötzlich begann sich alles um sie zu drehen. Es kam ihr so vor, als könnte sie im nächsten Moment ohnmächtig werden.
    Sie wollte um Hilfe rufen, schreien, doch Lord Belgrave riss sie an sich und presste ihr seine Hand auf den Mund. Als sie sich zur Wehr setzte, hielt er ihr die Nase zu.

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