Lady Chesterfields Versuchung
Alarmbereitschaft, erst recht, als er Lady Hannahs Diamantcollier im Gras liegen sah.
Er hob es auf, eilte zu den Ställen und verfluchte sich dafür, dass er Lady Hannah nicht früher gefolgt war. Sie schien wie vom Erdboden verschluckt.
Plötzlich entdeckte er Lord Rothburnes Kutscher. Der Mann lehnte Pfeife rauchend an einem eleganten Brougham, der zweifellos dem Marquess gehörte. Mit weit ausgreifenden Schritten eilte Michael zu dem Dienstboten hin.
„Lady Hannah“, stieß er hervor. „Wo ist sie?“
Die freie Hand in der Tasche vergraben, zuckte der Kutscher mit den Schultern. „Keine Ahnung.“
Da Michael sicher war, dass der Kerl log, ergriff er ihn bei seinen Mantelaufschlägen und stieß ihn unsanft gegen den Kutschkasten. Der Mann strauchelte, und eine Handvoll Münzen fiel ihm aus der Tasche.
Michael hielt ihn fest und presste ihn unbarmherzig gegen den eisernen Rahmen des Brougham. „Wer hat sie mitgenommen?“
Als der Mann hartnäckig schwieg, packte Michael ihn mit einer Hand um den Hals. „Ich bin kein Gentleman“, warnte er ihn. „Ich bin Soldat und werde dafür bezahlt, Feinde der Krone zu töten. Und im Augenblick betrachte ich dich als einen Feind.“ Er verstärkte seinen Griff um die Kehle des Mannes und lockerte ihn erst, als der Kutscher verzweifelt nach Luft schnappte. „Der … der B…Baron of Belgrave. Sagte, dass sie durchbrennen wollen. Gab mir Geld, damit ich nicht rede.“
„Wie sieht seine Kutsche aus?“
Der Kutscher beschrieb ihm einen luxuriösen Landauer, der das Wappen des Barons trug.
„Hol ein Pferd und spann an. Und mach schnell!“ Michael schob den Kutscher vor sich her in den Stall. „Ich fahre dem Schurken hinterher.“
„Aber Sie können doch nicht die Kutsche Seiner Lordschaft stehlen! Ich verliere meine Anstellung!“
Michael riss den Mann zu sich herum und fixierte ihn aus zusammengekniffenen Augen. „Und was meinst du, wird geschehen, wenn du dem Marquess of Rothburne erklärst, dass du tatenlos zugesehen hast, wie seine Tochter entführt worden ist?“
Keine zwei Minuten später war das Pferd angespannt. Michael schwang sich auf den Kutschbock. „Und jetzt gib Seiner Lordschaft augenblicklich Bescheid, oder du wirst nicht nur deine Anstellung verlieren!“ Michael trieb das Pferd an, wendete die Kutsche und fuhr auf die Straße zu.
Es gab tausend Orte, an die Belgrave sie gebracht haben konnte. Während er sich einen Weg durch den dichten Verkehr Londons bahnte, ging Michael in Gedanken die Möglichkeiten durch. Gedachte der Baron, sie zu kompromittieren oder zu heiraten?
Wenn Ersteres der Fall sein sollte, brachte er sie höchstwahrscheinlich zu seinem Haus, sodass man sie leicht finden würde. In ohnmächtigem Zorn biss Michael die Zähne zusammen. Keine unschuldige junge Dame verdiente eine derartige Erfahrung. Bei Gott, er würde den Baron umbringen für das, was er getan hatte.
Das Glück war auf seiner Seite. Als er hinter dem Grosvenor Square in eine Seitenstraße einbog, erblickte er Belgraves Kutsche am Straßenrand. Er trieb das Pferd an. Kaum hatte er den Landauer erreicht und sein Gefährt zum Stehen gebracht, war er vom Bock gesprungen und riss den Schlag der anderen Kutsche auf.
Lady Hannah lag mit geschlossenen Augen auf dem Boden zwischen den Sitzbänken und stöhnte leise. Lord Belgrave erstarrte bei Michaels Anblick.
Michael vergeudete keine Zeit, zerrte den Baron aus der Kutsche und stieß ihn gegen den Kutschkasten. „Ich sollte Sie auf der Stelle töten.“
Belgrave schnappte nach Luft, und Michael verpasste ihm einen Fausthieb mitten ins Gesicht. Befriedigt nahm er das knackende Geräusch zur Kenntnis, als das Nasenbein seines Gegners brach.
Blutüberströmt versuchte Belgrave, sich zu wehren, jedoch vergeblich „Dafür werde ich Sie hängen lassen!“, knurrte er außer sich.
Unbeeindruckt legte Michael ihm seine Hand um die Kehle und drückte zu. „Bisher habe ich noch nicht entschieden, ob ich Sie überhaupt am Leben lasse. Aber ich bin sicher, Lady Hannahs Brüder werden keine Einwände erheben, wenn ich London von einer widerwärtigen Laus wie Ihnen befreie.“
Mühelos hielt er Belgrave mit dem festen Griff seiner starken Hand umklammert und versetzte ihm einen weiteren Fausthieb gegen den Schädel. Der Baron sackte bewusstlos zu Boden. Michael sah sich zu Belgraves Kutscher um, der keinerlei Anstalten machte, seinem Herrn zu Hilfe zu eilen.
„Mylord, ich hatte keine Wahl“, verteidigte sich der
Weitere Kostenlose Bücher