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Lady Daphnes Verehrer

Lady Daphnes Verehrer

Titel: Lady Daphnes Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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lediglich geheim gehalten, statt ehrlich zu seinem Tun zu stehen. »Wir sind schon seit einer ganzen Weile nicht mehr befreundet.«
    »Das freut mich«, sagte sie und seufzte. Es war vermutlich ihre erste spontane Äußerung an diesem Abend.
    »Seinetwegen? Weil ich ihn sonst verderben könnte?«
    Sie zögerte und wählte ihre Worte wieder mit Bedacht. »Er war in meinen Augen schon immer kapriziös und nicht vertrauenswürdig. Um ihn schere ich mich einen feuchten Kehricht. Es würde mir nicht gefallen, wenn er Einfluss auf Ihre Dienstagsentscheidung hätte.«
    Na,
das
war interessant! Fast alle liebten Latham. Die Pfarrer zitierten auf der Kanzel seine verdammten Essays. Derzeit waren die Zeitungen voll von Artikeln über seine Erbschaft, in denen seine Rückkehr nach England gepriesen wurde, als wäre er der Retter der Welt. Man hörte kaum ein böses Wort über ihn.
    Mrs Joyes hingegen schien nicht viel Achtung vor ihm zu haben, denn ihre Miene verfinsterte sich zusehends. Vielleicht wusste sie von Lathams schlimmsten Sünden. Da sie im Haus seines Vaters wohnte, war es gut möglich, dass sie die Bediensteten über den Sohn ihres Herrn reden gehört hatte.
    Unvermittelt drängte sich eine Erinnerung an eine hässliche Begebenheit in sein Bewusstsein, bei der Latham zu weit gegangen war und eine Grenze überschritten hatte, die ein Mann nicht überschreiten sollte. Die Bilder riefen eine abgrundtiefe Abscheu in ihm hervor; vor sich selbst wie auch vor Latham.
    Er betrachtete grollend sein Punschglas, während er die Gedanken und Gefühle zu bezwingen versuchte, die diese Erinnerung auslöste. Er hatte seit Jahren nicht mehr an jenen Tag gedacht. Und er hätte es wahrscheinlich auch jetzt nicht getan, wenn Mrs Joyes ihm nicht unversehens einen verdammten Dienstag beschert hätte.
    »Was ihn betrifft, sind wir einer Meinung, Mrs Joyes. Ich kann Ihnen versichern, dass er keinerlei Einfluss auf mich ausüben kann – und ich nicht auf ihn –, sofern keine Pistolen im Spiel sind.« Er beugte sich zu ihr vor. »Aber kommen wir nun zu den Fragen, die sich mir hier stellen …«
    »Ich wüsste nicht, welche das sein könnten, also brauchen Sie Ihr Gehirn nicht unnötig strapazieren«, unterbrach sie ihn.
    »Oh doch, es gibt einige Fragen, die der Klärung bedürfen. Dieser Nachlass war schon reichlich sonderbar. Und dass ich Sie hier vorgefunden habe, hat mich doppelt neugierig gemacht. Das geschieht mittlerweile so selten, dass ich nach Erklärungen suche, wann immer ich auf Rätsel stoße.«
    »Sie wissen bereits, warum und wie ich hier lebe. Das Einzige, was noch zu klären wäre, ist Folgendes: Mein Vater war ein in Becksbridges Grafschaft ansässiger Edelmann und mit ihm befreundet. Als er starb und meine Verwandten mir weder ein Heim noch finanzielle Unterstützung boten, hat der Herzog mich freundlicherweise als Gouvernante in seinem Haus aufgenommen. Da er meinen Vater gekannt hatte, wurde ich weitaus besser behandelt, als man es als Frau in dieser Situation erwarten kann. Ich blieb etwas weniger als ein Jahr, bevor ich die Familie wieder verließ.«
    »Um Hauptmann Joyes zu heiraten.«
    Sie antwortete mit einem Nicken. »Als ich danach erneut auf mich allein gestellt war, hat mir der Herzog erlaubt, dieses Anwesen zu bewohnen. In seiner Güte hat er abermals versucht, mir zu helfen und dafür zu sorgen, dass ich nicht mittellos dastand.«
    »Aber Sie haben erwartet, dass Sie irgendwann das Eigentumsrecht bekommen.«
    »Das war eine dumme Hoffnung, keine Erwartung. Ich hatte keinen Anspruch darauf.«
    Es war eine gute Erklärung. Die vermutlich der Wahrheit entsprach. Und sie machte es nicht erforderlich, dass er sich zurückhielt. Sie war Witwe, schätzungsweise Ende zwanzig, und gewiss nicht mehr unschuldig. Er konnte sie verführen, wenn er Lust dazu hatte. Und die hatte er.
    Allerdings wurde er den Verdacht nicht los, dass der Herzog sich aus weniger noblen Gründen als der Freundschaft zu ihrem Vater verpflichtet gefühlt hatte, für sie zu sorgen.
    Er ging immer noch davon aus, dass sie Becksbridges Mätresse gewesen war, als sie in seinem Haus gewohnt hatte. Aber vielleicht
wollte
er es andererseits auch nur glauben.
    Nun, er würde Gewissheit haben, wenn er die anderen kleinen Liegenschaften besucht und überprüft hatte, ob sie ebenfalls von Frauen wie Mrs Joyes bewohnt wurden.
    Und in der Zwischenzeit …
    Er erhob sich. »Ich danke Ihnen für Ihre Gastfreundschaft und Ihre entzückende Gesellschaft

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