Lady Ilianas lustvolles Spiel
Iliana einen wahnwitzigen Augenblick lang, er wolle sie damit durchbohren. Doch dann zog er die Klinge rasch über seine eigene Hand, und aus der feinen Wunde trat sofort Blut. Verständnislos sah sie zu, wie er das Schwert zurück auf den Boden legte, blitzschnell zu ihr ins Bett zurückkehrte und hastig die blutende Hand an dem unteren Laken abwischte. An dem feinen Leinen ihrer Mutter! Es klopfte erneut.
Iliana wollte ihn eben scharf zurechtweisen, doch ehe sie sich versah, hatte er ihr das Nachtgewand ausgezogen, es quer durch das Zimmer geschleudert und sie fest an seine Seite gezogen. „Herein!“
Rasch schlüpfte Iliana tiefer unter die Laken und stieß einen ungläubigen Schreckenslaut auf, als die Tür aufging.
„Guten Morgen“, murmelte Duncan, während sein Vater, Seonaid, Lord Rolfe und der Bischof ins Zimmer traten.
„Guten Morgen, Sohn!“ Angus strahlte ihn an. „Ich hoffe, ihr ... nun ... habt gut geschlafen?“ Er wandte das Gesicht bei dieser Frage verlegen ab, und eine leichte Röte breitete sich auf seinem zerfurchten Gesicht aus.
„Sehr gut, aber nicht sehr viel“, erwiderte Duncan vieldeutig, und Iliana wäre am liebsten gestorben vor Scham.
„Wir sind gekommen wegen des Bettlakens“, erklärte der Bischof freundlich.
„Wegen des Bettlakens?“ Duncan achtete nicht darauf, dass seine Frau neben ihm erstarrte, und sah ihn mit gespielter Verwirrung an. „Wozu braucht Ihr denn das Laken?“
Hilflos sahen die Männer einander an, und auch Seonaid wirkte betreten. „Nun gib uns schon das verdammte Laken“, fuhr Angus seinen Sohn plötzlich gereizt an.
„Schon gut, schon gut. Seonaid, dreh dich um.“ Er wartete ab, bis sie gehorchte, dann stand er auf, wickelte Iliana in das obere Laken und hob sie aus dem Bett.
Jetzt drängten sich die vier Besucher um das Bett und betrachteten den Blutfleck. Lord Rolfe sah erleichtert aus, Lord Angus zufrieden, Lady Seonaid verblüfft, und der Bischof lächelte nur wohlwollend in sich hinein. Dann wandte Lord Rolfe sich um und winkte jemanden von draußen herbei. Ebba eilte ins Zimmer. Sie zog das Leinen vom Bett ab und verschwand sofort wieder damit, ohne einen Blick auf Duncan zu werfen, der splitternackt im Raum stand.
„Nun.“ Der Laird of Dunbar nickte, während er Seonaid am Arm packte und sie mit sich zur Tür zog. „Gut gemacht... wir... Werdet ihr zum Frühstück nach unten kommen?“ Er schluckte verlegen, als sein Sohn anzüglich lächelte und den Kopf schüttelte. „Nun, dann ... wir lassen euch wieder allein. Gentlemen? Gehen wir?“ Er sah sich nach Lord Rolfe und dem Bischof um, musste jedoch feststellen, dass sie sich bereits zurückgezogen hatten. „Gute Nacht, also ... ich meine ... na ja ..." Mit großer Erleichterung erreichte er die Tür, stieß seine Tochter nach draußen und folgte ihr hastig. Lautstark fiel die Tür hinter ihm zu.
Iliana merkte, dass Duncan mit einem Mal zu beben begann, und sah ihm ins Gesicht. Fassungslos stellte sie fest, dass er offenbar nur mit Mühe ein Lachen unterdrückte. Einen Augenblick lang fragte sie sich, was er so komisch finden mochte, dann begann sie verzweifelt mit den Beinen zu strampeln. „Lasst mich herunter!“ Als er gehorchte, wickelte sie das Laken fester um sich und starrte ihn anklagend an. „Ihr habt das Leinen meiner Mutter ruiniert!“ Jetzt lachte er lauthals, und Iliana stampfte wütend mit dem Fuß auf. „Das ist nicht lustig, Mylord! Meine Mutter und ich haben unzählige Stunden daran gearbeitet! Diese Laken sind etwas ganz Besonderes für mich. Ich verlange eine Erklärung!“
Endlich hörte Duncan auf zu lachen, er brachte sogar eine halbwegs reuige Miene zu Stande und schüttelte seufzend den Kopf. „Ich bitte um Verzeihung, meine Gemahlin. Ich habe nicht über Euch gelacht. Ich habe meinen Vater nur noch nie so verlegen gesehen. Das war wirklich ein Anblick!“ Noch einmal drohte ihn die Heiterkeit zu überwältigen, doch dann bemerkte er ihren ernsten Gesichtsausdruck. Offenbar fand sie das Ganze nicht annähernd so komisch wie er. „Hat Eure Mutter Euch etwa nicht über bestimmte Dinge im Leben aufgeklärt, Mädchen?“
„Natürlich hat sie das!“ funkelte Iliana ihn aufgebracht an.
„Nun, ich wollte Euch mit meiner Frage nicht kränken“, beschwichtigte er. „Ihr wirktet nur ziemlich durcheinander wegen des Blutes. Was natürlich nicht schlimm ist“, fügte er hastig hinzu, weil sie schon wieder zu erstarren schien. „Meine Schwester war
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