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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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Ausfahrkleid zu schlüpfen und sich einen Strohhut aufzusetzen. Dass sie eigentlich einer Chaperone bedurft hätte, kam ihr nicht in den Sinn, oder zumindest verwarf sie den Gedanken sogleich wieder, denn zum einen war auf dem Phaeton nur Platz für zwei, und zum anderen war James ja ohnehin fast ein richtiger Bruder.
    Er half ihr behänd auf den Kutschbock, kletterte auf den Sitz neben ihr und hielt mit gelockerten Zügeln die Pferde zu leichtem Trab in Richtung Piccadilly an.
    “Welch erhebendes Gefühl man hier oben hat!”, schwärmte sie. “Papa besaß auch einmal einen Phaeton, doch als er Mama heiratete und der kleine Frederick auf die Welt kam, befand er das Gefährt als zu gefährlich und zu vulgär und verkaufte es wieder.”
    “Dann hätte ich ihn wohl um Erlaubnis bitten müssen, dich mitzunehmen.”
    “Wir hätten ihn nicht fragen können”, erklärte Lavinia, während sie ihm dabei zusah, wie er am Piccadilly Circus geschickt mit dem Gefährt in die Kurve ging. “Er berät sich mit den Lords und wird erst gegen Abend zurück sein. Er wurde bezüglich der Krönung um seine Meinung gebeten, obgleich ich die Hast, mit der das Königshaus diese Angelegenheit angeht, nicht ganz verstehe. Immerhin lebt der Prinzregent, ich meine natürlich Seine Majestät, seit Jahren getrennt von seiner Gemahlin. Warum hat er bis heute gewartet, um sich von ihr scheiden zu lassen?”
    “Weil er vermutlich nicht damit gerechnet hat, dass sie sich mit ihm würde krönen lassen wollen. Er hat nun den Entschluss gefasst, wieder zu heiraten, um einen Erben zu zeugen. Denn soviel ich weiß, gibt es keinen geeigneten Nachkommen.”
    “Doch, das Baby des letzten Duke of Kent”, entgegnete Lavinia.
    James machte ein nachdenkliches Gesicht. “Ja, Victoria. Aber sie ist ein Mädchen.”
    “Na und?”, erwiderte sie schnippisch. “Frauen fühlen sich nur deshalb schwächer, weil Männer es ihnen einreden. So denke übrigens nicht nur ich, sondern viele meiner Geschlechtsgenossinnen.”
    James musste herzhaft lachen. “Lavinia, suchst du Streit?”
    “Überhaupt nicht, es sei denn, du gibst mir einen Grund. In diesem Fall …”
    “Gott behüte! Ich würde um keinen Preis der Welt mit dir in einen Disput geraten wollen!”
    “Gut, denn ich möchte, dass du mir die Zügel überlässt.”
    “Mit Sicherheit nicht!”
    “Warum nicht? Ich bin genauso gut im Lenken einer Kutsche wie jeder Mann”, protestierte die junge Dame mit geröteten Wangen. Sie streckte eine Hand vor und legte sie auf seine, in der Hoffnung, er würde ihr doch die Zügel überlassen. James durchfuhr es bei Lavinias zarter Berührung wie ein Blitz, doch ließ er sich tunlichst nichts anmerken.
    “Nein, Lavinia. Es sind zu viele Leute unterwegs, und nicht nur wir beide könnten Schaden nehmen, wenn der Phaeton zu schlingern beginnt und umstürzt.”
    “Nun gut”, seufzte sie, denn sie musste einsehen, dass James recht hatte. “Wir werden an einem der nächsten Tage sehr früh in den Park ausfahren, damit wir ungestört sind. Dann wirst du mir die Kutsche überlassen.”
    “Dein Vater würde es niemals erlauben, auch nicht Stiefmama”, gab James ihr nachdrücklich zu bedenken.
    Lavinia reckte das Kinn vor. “Dann werden wir es ihnen eben nicht erzählen. Bitte, James, das wird bestimmt sehr lustig. Und was kann uns schon zustoßen – du bist doch bei mir und passt auf.” Mit ihrem betörenden Lächeln schaute sie zu ihm hinüber. “Sag Ja.”
    “Ich werde darüber nachdenken. Nun solltest du lieber rasch Lady Willoughby dort drüben grüßen, sonst beschwert sich die Dame noch bei Mama, dass du sie geschnitten hast.”
    Lavinia schaute von ihrem hohen Sitz aus auf die unzähligen Spaziergänger hinab und begrüßte diejenigen, die sie kannte, ausgesucht höflich. Einer von ihnen war Lord Bertram Haverley. Der Witwer, an dessen Seite seine Töchter Sophia und Eliza promenierten, beide sehr junge und hübsch anzusehende Mädchen, bei denen eine Vermählung noch längst nicht ins Haus stand, war auf der Suche nach einer zweiten Gemahlin, die ihm den ersehnten Erben schenken sollte, den die erste Frau ihm verwehrt hatte.
    Schließlich begegnete auch James einem Bekannten, dem überaus adretten Lord Edmund Wincote, der ihn so enthusiastisch begrüßte, dass er prompt seinen Phaeton zum Stehen bringen musste, um dem offensichtlichen und ausdrücklichen Wunsch des jungen Mannes zu entsprechen, einige Worte mit ihm zu wechseln. Lavinia bemerkte

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