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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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überrascht, dass sie dem attraktiven jungen Gentleman nie zuvor begegnet war. Er war Anfang bis Mitte zwanzig, modisch und geschmackvoll gekleidet. Als er zur Begrüßung seinen Hut lüftete, kamen seine kurzen dunklen Locken zum Vorschein.
    “Ich bin beglückt, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mylady”, sagte er, während er sie mit seinen fast schwarzen Augen höchst interessiert ansah. “Sind Sie anlässlich der Saison in der Stadt?”
    “Ja, Mylord. Sie auch?”
    “Gewiss. Es gibt zurzeit keinen Ort, an dem ich mich lieber aufzuhalten wünschte, als London.”
    “Oh, denken Sie an die Krönungsfeierlichkeiten?”
    “Ganz und gar nicht”, erwiderte er mit einem charmanten Lächeln, das ihr ein merkwürdig süßes Gefühl in der Magengegend erzeugte. “Ich bin gern hier, weil es Sie, Mylady, in London gibt.”
    Lavinia wurde rot. “Schmeichler!”
    “Ich spreche von ganzem Herzen. Ich gebe mich der Hoffnung hin, Sie auf einer der zahlreichen Veranstaltungen, die diese Saison zu bieten hat, wiederzusehen.”
    “Oh, wir werden uns sicher irgendwo treffen”, erwiderte sie aufgesetzt unbekümmert, als sei sie die Ruhe selbst.
    “Dann bis auf bald, Mylady”, schloss er, setzte seinen Hut auf und wendete sein Pferd. “Auf Wiedersehen, Corringham.”
    “Er war aufdringlich, geradezu impertinent”, bemerkte James in vorwurfsvollem Ton, derweil er den Phaeton in Bewegung setzte. “Er muss verzweifelt sein.”
    “Was meinst du denn damit?”, fragte Lavinia empört und sah ihn mit funkelnden grünen Augen an. “Bin ich eine solch schlechte Partie? Eine graue Maus, die erst dann Aufmerksamkeit bei einem Mann erregt, wenn dieser verzweifelt genug ist? Dass du mein Bruder bist, gibt dir noch lange nicht das Recht, geringschätzig über mich zu reden.”
    “Lavinia, das wäre wirklich das Letzte, woran ich dächte. Ich habe mich nicht verächtlich über dich, sondern über ihn geäußert. Und im Übrigen bin ich nicht dein Bruder.”
    “Gott sei Dank – denn wärst du es, hättest du mir längst so viele Verbote auferlegt, dass ich nicht mehr atmen könnte. Gütiger Himmel, der Mann war doch nur höflich.”
    “Es tut mir leid, Lavinia. Ich wollte dich nicht erzürnen. Lord Wincote kann dir in keiner Hinsicht das Wasser reichen, und wenn ich sage, er ist verzweifelt, meine ich vielmehr, dass er sein Glück bei einer jungen Dame versucht, die ihn, das muss er wissen, niemals erhören wird.”
    “Wie kannst du da so sicher sein? Er ist attraktiv und sehr höflich und …”
    “Aber er könnte ein Glücksritter sein, der nach einer wohlhabenden Frau Ausschau hält. Und begüterter als du, die Tochter des Duke of Loscoe, dürfte kaum irgendeine andere junge Dame hierzulande sein”, gab James ihr ruhig zu bedenken.
    “Woher weißt du das?”
    “Dass deine Mitgift beträchtlich sein wird?”, fragte James mit unschuldiger Miene.
    Lavinia machte ein entnervtes Gesicht. “Aber nein, du Dummkopf. Woher weißt du, dass Lord Wincote in Geldnöten ist?”
    “Das ist nur eine Vermutung”, sagte er und zuckte mit den Schultern. “Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen, und nun taucht er aus dem Nichts auf, gleichermaßen frech wie aufdringlich.”
    “Schäm dich, du misstrauischer Mensch! Ich wette, sein Mantel ist bei ‘Weston’s’ angefertigt und die Stiefel sind von ‘Hoby’s’. Außerdem ist sein Pferd keineswegs ein alter Klepper. Vögel ohne Federn können wohl kaum so hoch fliegen”, erwiderte sie mit vor Eifer geröteten Wangen.
    “Er könnte sich verschuldet haben – du weißt, ich kenne mich da aus.”
    Ihr vorwurfsvoller Blick wurde prüfend. “James, du bist doch nicht …”
    “Nein, natürlich nicht. Die Zeiten sind längst vorüber.”
    “Dann braucht die junge Dame, die du einmal heiratest, nicht wohlhabend zu sein?”
    “Oh, ich würde eine Kandidatin nicht ablehnen, nur weil sie betucht ist. Es sollten jedoch auch noch genügend andere Eigenschaften für sie sprechen.” James konnte der Versuchung, sie immer wieder zu necken, einfach nicht widerstehen, denn er wusste, dass sie keinen Anstoß daran nahm und durchaus schlagfertig zu antworten verstand.
    “Welche anderen Eigenschaften?”, erkundigte Lavinia sich mit neugieriger Miene.
    “Nun, sie sollte hübsch sein und auch folgsam. Ich könnte es nicht ausstehen, mit einem rebellischen Frauenzimmer zusammen zu sein.”
    Zu seiner Überraschung ereiferte Lavinia sich nicht im Geringsten. Stattdessen schaute sie ihn mit

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