Lady Sunshine und Mister Moon
Ausbildung höchstens die Perspektive auf einen Job, in dem er bestenfalls: „Mit Pommes oder ohne?“, sagen durfte. Nein. Er würde die elende Highschool abschließen und anschließend entweder eine Fußballkarriere einschlagen oder ein Sportstipendium an der Universität beginnen. Ihm sollten mehrere Möglichkeiten offenstehen. Was eine Riesenverbesserung wäre im Vergleich zu dem, was er bisher vom Leben gehabt hatte.
Nur, was sollte er in diesem blöden Vegas? Wo würde er hier, wo es fast pausenlos über vierzig Grad heiß war, einen ordentlichen Fußballverein finden? Und was, wenn die Highschool kein anständiges Fußballprogramm anbot? Er hatte die Schule schon so oft unterbrochen. Jedes Mal, wenn er gerade mit dem Unterrichtsstoff weitergekommen war, war seine Mutter wieder umgezogen, oder sie hatte ihn zu den Großeltern geschickt. Und jedes einzelne Mal hatte Nik sich wieder an ein neues Schulsystem gewöhnen und neuen Stoff lernen müssen.
Niklaus hätte kotzen können, so satt hatte er das alles.
Als er bemerkte, dass er seine Schultern schon wieder fast bis zu den Ohren hochgezogen hatte, zwang er sich dazu, sich zu entspannen. Nur noch dreizehn Monate, dann war er achtzehn. Und weitere zehn Monate später hätte er schon sein Diplom und würde mit der Universität beginnen.
Also: Er würde bei Dr. Düster bleiben. Und falls sein Onkel wegen seines beschissenen Traumjobs wegzog, würde er ihn ja vielleicht sogar in Las Vegas wohnen lassen. Dann wäre er seinem Ziel schon wieder einen Schritt näher.
Und wenn Wolfgang dann nicht mehr in der Nähe wohnte – vielleicht würde seine Großmutter ihn dann wieder zu sich nehmen.
5. KAPITEL
A lso habe ich am Dienstagmorgen meinen Stolz runtergeschluckt und Jones nach weiteren Kommandos auf Deutsch gefragt“, erklärte Carly. „Und Rufus hat daraufhin tatsächlich Fortschritte gemacht. Es ist wie ein Wunder!“
Es war Donnerstagabend. Carly und ihre beste Freundin Treena McCall waren auf dem Weg zur Arbeit. „Aber, Treen, ich musste mich ganz schön zusammenreißen, so wie er am Montagabend mit mir gesprochen hat.“ Während sie ihr Auto in die Parkgarage des Avventurato lenkte, warf sie einen Blick auf ihre rothaarige Freundin auf dem Beifahrersitz. Dann machte sie den Motor aus und konzentrierte sich ganz auf Treena.
„Ja“, stimmte diese zu, „nachdem ich dich schon mit Wolfgang in Action gesehen habe, musst du dich wirklich ganz schön zusammengerissen haben.“
„Ich war kurz vorm Herzinfarkt, Schätzchen. Aber egal. Ich riss mich also zusammen … und weißt du, was dann passierte?“ Ihre Empörung wuchs. „Der Typ ist verschwunden!“
„So eine Ratte.“ Treenas Tonfall klang freundschaftlich entrüstet. Doch sie verkniff sich ein Lachen, als sie fragte: „Wetten, dass er das nur deshalb getan hat, um dich zu nerven?“
„ Genau das war auch mein erster Gedanke“, gab Carly zu und lachte. „Na ja, vielleicht bin ich für ihn nicht mal so etwas wie ein winziges Licht, während er mich andauernd auf die Palme bringt.“
„Meinst du?“
„Keine Ahnung, warum das so ist. Ich meine, er ist ja nicht der erste unerfreuliche Mann, dem ich begegne.“
Treena verzog die Lippen zu ihrem typischen kaum sichtbaren Lächeln. „Aber kein anderer hatte einen so tollen Hintern.“
Da musste Carly nicht zweimal überlegen. „Stimmt! Der ist wirklich Weltklasse. Und, meine Güte, es ist schon eine Ewigkeit her, seit ich das letzte Mal Sex hatte. Ist es vielleicht fair, dass sich ausgerechnet der Typ mit dem appetitlichsten Knackarsch der Welt als weltgrößter aller spießigen Erbsenzähler entpuppt? Wo er doch wie dazu geschaffen ist, ein Mädchen von einer kleinen Nummer mit ihm träumen zu lassen.“
Treena schüttelte traurig den Kopf. „Das Leben kann ganz schön gemein sein.“
„Erklär mir das.“ Carly fühlte sich nie von Männern angezogen, die sie nicht mochte. Idioten ließen sie einfach kalt, da hätten sie auch die Wiedergeburt von Adonis sein können.
Wolfgang Jones war nicht mal annähernd ein Adonis, und er war definitiv ein absoluter Blödmann. Also warum um alles in der Welt fühlte sie sich in letzter Zeit sexuell zu ihm hingezogen, wann immer sie sich begegneten? „Scheißhormone“, murmelte sie, als sie aus dem Auto kletterte.
Treena betrachtete sie fragend über das Autodach hinweg. „Sprichst du mit mir?“
„Nein. Es ist nur … Ich kapiere nicht, warum manche Menschen sich voneinander angezogen
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