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Lady Sunshine und Mister Moon

Lady Sunshine und Mister Moon

Titel: Lady Sunshine und Mister Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Andersen
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dabei aus dem Maul.
    Wolfgang betrachtete seine Nachbarin skeptisch. Ihr Gesicht war ungeschminkt, und ihr spektakulärer Tänzerinnenkörper steckte in einem übergroßen gestreiften Männerhemd, das bis oben zugeknöpft war. Die Ärmel hatte sie aufgekrempelt, sodass ihre schmalen Unterarme zum Vorschein kamen. Das Hemd ging ihr bis zur Mitte der Schenkel, darunter blitzten hautenge Caprihosen hervor.
    „Sie sind bestimmt auf der Suche nach Niklaus“, unterbrach sie die Stille, trat einen Schritt zurück und machte die Tür weit auf. „Hereinspaziert. Sie kommen gerade rechtzeitig, um mit uns …“, sie räusperte sich, „… ähm … Kekse zu essen.“
    Er starrte sie an. „So nennen Sie das?“
    „So nennt das jeder, Schätzchen.“
    Niklaus erschien in der Wohnzimmertür. Er wirkte nicht sehr erfreut darüber, Wolf zu sehen. „Was machst du denn hier?“, fragte er. „Ich dachte, du musst arbeiten.“
    „Und ich dachte, es wäre nett, wenn wir mehr Zeit miteinander verbringen würden, deshalb habe ich eher Schluss gemacht. Du kannst dir sicher vorstellen, wie überrascht ich war, als ich gesehen habe, dass du gar nicht zu Hause bist. Und dass du mir keine Notiz hinterlassen hast, wo ich dich finden kann.“ Vergessen waren die Vorsätze, seinen Neffen nicht so autoritär zu behandeln. Stattdessen befahl er ihm: „Hol deine Sachen. Wir gehen nach Hause.“
    Eine feine Röte überzog Niklaus’ Gesicht. „Das glaube ich nicht.“ Er blickte zu Carly und kreuzte die Arme vor der Brust, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Wolfgang widmete. Die Sturheit stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Ich will noch nicht gehen. Ich habe meine Kekse noch nicht gegessen.“
    Wolfs Blutdruck schoss augenblicklich in die Höhe, seine Stimme jedoch nahm einen frostigen Ton an. Den hatte er normalerweise für die Betrüger im Kasino reserviert. „Nik, hol bitte sofort deine Sachen.“
    „Ich hatte nichts dabei“, sagte der Junge stur.
    „Gut. Dann lass uns gehen.“ Wolfgang drehte sich auf dem Absatz um und erwartete, dass sein Neffe ihm folgte.
    „Niklaus, warte.“
    Wolfgang drehte sich langsam um und starrte Carly ungläubig an. Was erlaubte sie sich? Wagte sie es wirklich, es auf einen Machtkampf zwischen ihnen ankommen zu lassen? Einen Machtkampf, bei dem Niklaus zwischen ihnen stand? Er musterte sie böse. Carly jedoch verschwand, um einen Augenblick später mit einem Teller zurückzukehren, auf dem ein Spitzendeckchen aus Papier lag und … so ein Mist! … Kekse. Tatsächlich Kekse.
    „Hier.“ Sie reichte Niklaus den Teller. „Nimm sie mit. Wenn man Ellens Kekse nicht probiert hat, hat man nicht richtig gelebt.“ Sie strich Niklaus eine glatte Strähne zurück, die ihm in die Stirn gefallen war. „Viel Glück für morgen! Lass mich bitte wissen, wie es gelaufen ist.“
    Sein Gesichtsausdruck hellte sich auf. „Klar, mach ich! Du wirst die Erste sein, der ich es erzähle. Danke für die tollen Nachos, den leckeren Apfelsaft und so.“ Er deutete auf den Keksteller. „Und hierfür.“
    „Warte! Du glaubst doch nicht etwa, dass die alle für dich sind?“ Sie schlug die Folie zurück und fischte nach einem Schokoladenkeks und einem Shortbread. „Bring Ellen den Teller zurück, wenn du fertig bist, ja?“
    „Wem?“
    „Oh, stimmt, du kennst Ellen und Mack ja noch gar nicht. Dann gib den Teller einfach mir zurück, und ich nehme dich irgendwann mit zu den beiden. Und dann stelle ich dich der Frau vor, die diese Köstlichkeiten fabriziert. Du wirst sie lieben! Und sobald sie dich ins Herz geschlossen hat, wird sie dich mit ihren Keksen überhäufen.“
    „Cool.“ Niklaus betrachtete Carly, zögerte kurz und senkte dann den Kopf, um ihr einen schnellen Kuss auf die Wange zu drücken. Mit einem kurzen Blick zu Wolf wandte er sich schließlich von ihr ab und stapfte mit roten Wangen zur offenen Wohnungstür hinaus.
    Dann wandte Carly ihre Aufmerksamkeit Wolf zu. Der Ausdruck ihrer blauen Augen verwandelte sich dabei von warm und liebevoll in ein eiskaltes Blau. „Sie sind ein Idiot“, sagte sie so leise, dass nur sie beide es hören konnten. „Ein Idiot und ein voreingenommener Lauscher.“ Sie legte ihm die Hand auf die Brust und verstärkte den Druck, bis er sich selbst im Hausflur wiederfand.
    Dann schlug sie ihm die Tür vor der Nase zu.
    So ein Mist! Das war ganz und gar nicht so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Er stieß geräuschvoll die Luft aus und ging in seine Wohnung

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