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Lady Sunshine und Mister Moon

Lady Sunshine und Mister Moon

Titel: Lady Sunshine und Mister Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Andersen
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gelang ihm gerade noch, einen Schrei zu unterdrücken; seine innere Stimme jedoch protestierte lautstark. Nicht anfassen! Es gab verdammt noch mal keinen Grund für sie, Niklaus anzufassen. Was zum Teufel war mit ihr los? Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Warum gab sich eine Frau wie sie mit einem sechzehnjährigen Jungen ab?
    Jetzt schlug Carly ihre Beine auf dem Tisch übereinander. „Also hat dein Onkel extra diese Schule für reiche Kinder für dich ausgesucht?“
    „Ja.“ Niklaus klang verdrießlich.
    Wolf hielt den Atem an. Er wartete darauf, dass sie seinen Charakter auseinandernahm. Eine Einmischung wie diese hatte ihm gerade noch gefehlt. Als wäre die Beziehung zu seinem Neffen nicht ohnehin schon bis zum Zerreißen gespannt. Ein negatives Wort von ihr, und er würde vermutlich nie mehr eine Basis finden, auf der er mit dem Jungen kommunizieren konnte.
    Sie stupste Niklaus noch einmal mit dem Zeh an, und Wolfgang erkannte mit einem Hauch von Zufriedenheit, dass ihre Füße eigentlich nicht besonders schön waren.
    Er konzentrierte sich auf ihre Füße, um nicht an die anderen Stellen ihres Körpers denken zu müssen, von denen er ganz genau wusste, wie attraktiv sie waren. Und dann – anstatt ihn als Charakterschwein darzustellen, was ihn angesichts ihrer ständigen Frotzeleien nicht im Geringsten überrascht hätte –, sagte sie bloß: „Gibt es denn in dieser Schule denn so gar nichts Positives?“
    „Doch. Es gibt ein anständiges Fußballteam.“ Niklaus’ üblicherweise gelangweilter Tonfall war plötzlich verschwunden. Er klang regelrecht begeistert. „Nein, viel besser: Es gibt dort ein fantastisches Team! Sie haben die Meisterschaften vier Jahre in Folge gewonnen. Aber der Torwart sollte sich besser vorsehen, denn der Trainer wird sich morgen ansehen, was ich so draufhabe. Und ich habe vor, ein Ass zu sein.“
    „Na bitte!“, sagte sie leise und fügte nach einem Augenblick der Stille hinzu: „Das ist dir sehr wichtig, was?“
    „Scheiße, ja. Es ist …“
    „Hey, hey, hey!“ Carly stampfte auf den Balkonboden. Das Kerzenlicht flackerte im Luftzug, den ihre plötzliche Bewegung mit sich gebracht hatte. Eine schwarze Katze sprang auf den Tisch, und ein lustig aussehender Hund tauchte auf und rollte sich an der Wand zusammen. „Du wirst dieses Wort nie wieder in meiner Gegenwart benutzten! Hast du mich verstanden, Niklaus?“
    „Aber du …“
    „ Ich habe mir den Daumen an der Pfanne verbrannt. Hast du mich verstanden ?“
    „Ja“, murmelte Niklaus. „Entschuldigung.“
    „Danke. Und ich entschuldige mich dafür, dass ich dieses Wort in deiner Gegenwart benutzt habe.“ Sie legte ihre Füße wieder auf den Tisch, und ihre Stimme nahm wieder einen weicheren Ton an. „Weshalb ist es dir so wichtig, zu diesem Fußballteam zu gehören?“
    „Weil ich ziemlich gut Fußball spielen kann und Fußball meine Eintrittskarte für ein wirklich gutes College sein wird.“
    „Ist das so? Hast du dir schon mal überlegt, dass stattdessen auch deine Noten eine Eintrittskarte dafür sein könnten?“
    „Eigentlich … ja.“ Er lachte. „Mehr als einmal. Das ist ein wichtiger Punkt in meinem Plan.“
    Wolfgang lächelte. Allem Anschein nach hatten er und sein Neffe doch etwas gemeinsam.
    „Oh Gott, schon wieder so ein ausgeflippter Mann mit einem Plan“, sagte Carly. Ihr Tonfall klang nicht mehr verständnisvoll, sondern bitter.
    „Was?“
    Wolf zog die Brauen zusammen, weil er ihre Anspielung im Gegensatz zu Niklaus verstand. Bevor er sich entscheiden konnte, wie er mit dieser Verachtung, die ganz offenbar ihm galt, umgehen sollte, fuhr sie fort.
    „Schon gut. Nicht der Rede wert. Du hast also gute Noten?“
    „Ich halte mich konstant auf einem Notendurchschnitt von zwölf Punkten.“
    „Wow. Das klingt ja sehr beeindruckend.“
    „Na ja … man kann ein Stipendium für gute Noten bekommen, aber auch, wenn man gut in Sport ist. Und wenn man in beidem gut ist, dann ist das, ähm … wie …“
    Ein Lottogewinn, dachte Wolf. Er war stolz auf seinen Neffen.
    „… ein Lottogewinn.“
    „Ja.“
    Wolfgang kämpfte mit der Eifersucht, als er mitbekam, wie sehr sich Niklaus über ihren Kommentar freute. Vor allem weil er nicht sicher war, ob es ihn mehr störte, dass es seinem Neffen Niklaus so leichtfiel, mit ihr zu sprechen, während er Wolfgang kaum eines Blickes würdigte, oder dass es ihr so leichtfiel, mit Niklaus zu sprechen, während sie offenbar glücklich gewesen wäre,

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