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Lady Sunshine und Mister Moon

Lady Sunshine und Mister Moon

Titel: Lady Sunshine und Mister Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Andersen
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Zimmer des Teenagers fort. Gleichzeitig drängte er jeden Gedanken an das Mädchen von nebenan in die allerletzte Ecke seines Gehirns. Stattdessen stellte er sich vor, wie das glänzende braune Haar seines Neffen hin und her flog, wenn der Junge seinen Kopf zu den Beats bewegte.
    Er klopfte entschieden an Niklaus’ Tür und zuckte sofort zusammen. Vielleicht sollte er sein autoritäres Auftreten ein wenig zurückschrauben; es war möglicherweise nicht die beste Taktik im Umgang mit einem rebellierenden Teenager. Auch wenn die weiche Tour nicht Wolfgangs Natur entsprach.
    Wie sich herausstellte, spielten seine Überlegungen keine Rolle: niemand reagierte. Mit einem unruhigen Gefühl im Bauch drückte Wolfgang die Klinke und öffnete die Tür einen Spalt. „Niklaus?“
    Er erhielt immer noch keine Antwort. Das Zimmer war leer. Nicht nur, dass Niklaus nicht da war – auch sein geliebter Fußball lag einsam in der Mitte seines zerwühlten Betts. Und Wolfgang wurde gleichzeitig heiß und kalt.
    Wo zum Teufel war der Junge? Furcht keimte in ihm auf. Dennoch befahl er sich, konzentriert nachzudenken. Behalt einen klaren Kopf! Denk logisch! So wie letztes Jahr, als dieses Paar seinen siebenjährigen Sohn im Avventurato verloren hatte.
    Wolf drehte sich auf dem Absatz um und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
    Lieber Himmel. Er war immer so stolz darauf gewesen, die Dinge nicht an sich heranzulassen, alles mit dem nötigen Abstand zu betrachten. Und auf einmal taten alle so, als ob das schlecht wäre. Er sah immer noch Carlys schockiertes Gesicht vor sich, nur weil er ihr gesagt hatte, er bräuchte keine Freunde. Sie hatte ihn angesehen, als wäre er verrückt geworden. Und Dans kleine Rede von heute Nacht ließ ihn auch nicht los. Also, schoss es Wolf durch den Kopf, war es wohl akzeptabel, wenn er ein bisschen ausflippte, weil eines seiner Familienmitglieder verschwunden war.
    Trotzdem gab es keinen Grund, dieses Gefühl zu mögen.
    Es war sehr schwierig, sich auf die Suche zu konzentrieren, wenn man sich vorstellte, was einem Kind in dieser Stadt alles passieren konnte. Wolf war unruhig. Doch es gelang ihm nicht, diese Unruhe abzuschütteln. Er wusste: Anders als bei dem Jungen aus dem Avventurato, der nur im Hotel oder auf dem Hotelgelände verloren gegangen sein konnte, musste er Niklaus in der ganzen Stadt suchen.
    In diesem ganzen großen beschissenen Sündenpfuhl.
    Doch dann riss er sich zusammen. Es war schließlich eher unwahrscheinlich, dass Niklaus verletzt war. Oder dass er versuchte, sich in eine Stripteasebar hineinzumogeln. Es gab auch in dieser Wohnanlage genügend Plätze, an denen ein Teenager herumlungern konnte. Möglicherweise hatte Niklaus hier einen anderen Jungen kennengelernt. Oder er war in einem der Schwimmbäder, im Clubhaus oder im Sportstudio.
    Wolf ging zur Schiebetür, die auf den Balkon hinausführte; er wollte einen raschen Blick in den Garten werfen. Die Tür war unverschlossen. Er musste unbedingt mit Niklaus über die Sicherheit des Hauses sprechen, sobald er ihn gefunden hatte.
    „… da gab es nur einen Haufen reicher Kinder, deren Autos vermutlich mehr kosten, als meine Mom in einem Jahr verdient“, hörte er die Stimme seines Neffen. „Obwohl das nicht besonders schwer ist.“
    Wolf entspannte sich sofort. Erst jetzt fiel ihm auf, wie er seinen Nacken und die Schulterpartie verkrampft hatte. Er seufzte erleichtert, betrat leise den Balkon und linste in den Schatten, um zu sehen, mit wem sich sein Neffe unterhielt.
    Doch da war niemand.
    „Ja, klar“, antwortete eine weibliche Stimme mit einem sexy klingenden ironischen Tonfall. „Als ob einem so hübschen und interessanten Jungen wie dir die Mädchen nicht innerhalb weniger Tage aus der Hand fressen würden. Aber reich sein ist tatsächlich ein Vorteil, Schätzchen – jedenfalls hat mir das meine Mutter immer gesagt.“
    Wolfs Nacken verspannte sich erneut. Mist . Er kannte diese Stimme. Sich leise vorwärts bewegend, schaute er über die Trennwand auf den benachbarten Balkon und entdeckte eine Menge brennender Kerzen auf einem niedrigen Tisch. Zwei Paar Füße stützten sich gegen die Tischkante. Er konnte nicht alles erkennen, aber es genügte, um festzustellen, dass sein Neffe und Carly Jacobsen ganz schön dicht beieinanderzusitzen schienen.
    Dann stupste ein schmaler Fuß mit rot lackierten Fußnägeln einen von Niklaus’ Füßen an, und in Wolf begann es innerhalb von Sekunden zu brodeln. Er biss die Zähne zusammen. Es

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