Lady Sunshine und Mister Moon
alles auseinanderfiel, und das würde es. So schlecht die Dinge in der Vergangenheit auch gewesen waren: Es hatte wenigstens nie eine wichtige Freundschaft auf dem Spiel gestanden. Nein. Dieses Mal würde es schmerzhafter werden als sonst.
Es war schlauer, die Finger davon zu lassen, solange er noch die Gelegenheit dazu hatte.
Seinen halb aufgegessenen Burger auf dem Einpackpapier zurücklassend, rutschte er aus der Nische. „Bist du bald fertig?“, fragte er, als Natalie ihn verwundert ansah. Er nahm sein Tablett und deutete mit dem Kinn zur Tür. „Ich muss gehen. Ich habe heute Nacht noch einen Berg von Hausaufgaben zu erledigen.“
Der Hausmeister fühlte sich rastlos und unruhig, als er bei Schichtbeginn die Hotellobby ansteuerte. Letzte Woche hatte er entdeckt, dass Carly am Mittwoch freihatte. Deshalb stand ihm nun ein ganzer langer Abend bevor; es bestand keine Hoffnung, sie zu sehen. Kein Wunder, dass er nervös war. Er würde sie länger als achtundvierzig Stunden nicht zu Gesicht bekommen.
Es war höchste Zeit herauszufinden, wo sein Showgirl wohnte, damit er nicht länger unter diesen unerfreulichen, Carly-losen Tagen leiden musste. Sobald sie offiziell ein Paar waren, würde er mit ihr darüber sprechen, dass sie ihren Job aufgeben sollte. Nicht dass er eine größere Diskussion in dieser Sache erwartete. Sie sollte nur leichter erreichbar sein, wenn er nach ihrer Gesellschaft verlangte.
Es gab Tage, da sehnte er sich sehr nach einem Vertrauten, mit dem er über Carly sprechen konnte. Es wäre nett gewesen, so über sie sprechen zu können, wie die anderen Kerle in den Umkleideräumen über ihre Frauen sprachen. Unglücklicherweise gab es aber niemanden, mit dem er auf diese Art befreundet gewesen wäre. Oh, natürlich konnte er mit Dr. Asher sprechen. Aber der würde bloß wieder sein übliches Psychologengeschwätz von sich geben und mit Worten wie „Belästigung“ und „unrealistische Ziele“ um sich werfen.
Mit anderen Worten: Quatsch. Er belästigte nun wirklich niemanden. Und was war so unrealistisch daran, zu erwarten, dass eine Frau, die man vergötterte, einen im Gegenzug ebenso verehrte?
17. KAPITEL
W olf hatte einen wunderbaren Traum. Eine duftende Frau kuschelte sich an ihn, und er fühlte sich befriedigt und heiter und besser, als er sich je in seinem Leben gefühlt hatte. Ein wohlgeformter Po schmiegte sich an seinen Schoß, ein warmer Rücken an seine Brust. Seinen Arm hatte er um die Frau geschlungen, und selig hob er seine Hand, um die vollen Brüste zu berühren, die seine Haut streiften. Sie fühlten sich wundervoll in seiner Hand an, und aus seiner Kehle drang ein zufriedenes Brummen.
Er schlug die Augen auf. Wo war er? Einen irritierenden Augenblick lang begriff er lediglich, dass er sich tatsächlich im Bett mit einem samthäutigen weiblichen Wesen befand.
Dann lichtete sich der Nebel allmählich. Er erinnerte sich wieder an alles. Die weinende Carly. Das Abendessen. Der unglaublichste, umwerfendste Sex, den er je gehabt hatte. Kein Wunder, dass er sich fühlte, als ob man ihn durch den Fleischwolf gedreht hätte. Aber solange noch Blut in sein bestes Stück floss, war alles in Ordnung. Carly würde sich schon um alles kümmern. Sie war unglaublich beweglich.
Als er sich gerade überlegte, wie er sie am besten wecken könnte, damit sie gleich wieder in Stimmung kam, schoss ihm das Bild von Niklaus und seiner hübschen Laborpartnerin durch den Kopf. „Mist!“
Er befreite Carly aus seiner Umarmung und rollte zur Seite.
„Was ist denn los?“ Carlys verschlafene Stimme drang als ein kaum hörbares Gemurmel aus der Dunkelheit hinter seinem Rücken. Sie räusperte sich. „Wolf?“
„Wie spät ist es?“, fragte er. „Verdammt! Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist!“ Es war zu dunkel, um auf seine Uhr zu sehen. War es Mitternacht? Morgengrauen? Irgendwas dazwischen? Hatte er Niklaus tatsächlich die ganze Nacht nebenan alleingelassen?
Die Bettwäsche raschelte, dann hörte er ihre Stimme näher und wacher als noch vor wenigen Augenblicken. „Entspann dich. Es ist halb zehn, und angesichts der Dunkelheit hier drinnen ist es vermutlich halb zehn abends. Ich glaube, wir haben nur eine Stunde geschlafen.“
Die Anspannung löste sich und mit ihr auch die verspannte Schulterpartie. „Okay. Gut. Das ist gut.“ Aber seine heitere Stimmung war verflogen.
„Wo ist das Licht?“
„Auf dem Nachttisch steht eine Lampe.“
Als er sie fand, schaltete er sie an.
Weitere Kostenlose Bücher