Lady Sunshine und Mister Moon
schließt die Wohnungstür hinter dir, wenn du gehst. Ja?“
Als sie die Tür hinter sich zumachte, blieb das Geräusch des einschnappenden Riegels der einzige Laut in ihrem Schlafzimmer. Wolf saß noch einen Augenblick lang auf dem Bett und fragte sich, ob er vielleicht gerade von seinem akribisch ausgetüftelten Weg in die Zukunft abgekommen und in eine tödliche Falle geraten war.
Oder ob er gerade von einem Umweg zurückgekehrt war, der ihn zwar in eine ungeplante, dafür aber sehr viel interessantere Richtung zu führen schien.
Nein! Absolut nicht. Natürlich hatte er keinen Umweg eingeschlagen. Er hatte seinen Kurs vor Jahren abgesteckt, und er war seinen Zielen in der ganzen Zeit immer näher gekommen. Unglaublicher Sex war einfach nicht Grund genug, um alles, woran er seit seinem sechzehnten Lebensjahr gearbeitet hatte, über Bord zu werfen.
Er schnappte sich sein Hemd, das unter die Kopfkissen geraten war, und zog es über. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, es zuzuknöpfen. Dann erhob er sich und sah sich suchend nach seiner Hose um. Als er sie am Fußende des Bettes fand, schlüpfte er hinein. Dabei berührte er mit der Hand etwas, das sich anfühlte wie eine feine Spinnwebe. Es war ihr BH, dieser Hauch von Nichts, den er aus der hinteren Hosentasche zog. Während er ihn einen Moment lang betrachtete, schossen ihm die Bilder von vorhin durch den Kopf.
Schließlich schüttelte er die Erinnerungen ab. Er strich den BH vorsichtig glatt und legte ihn, bevor er das Schlafzimmer verließ, auf die Kommode.
Dem Ganzen schnell und entschlossen ein Ende zu machen war das Beste für sie beide.
18. KAPITEL
A m nächsten Tag ging Carly gleich als Erstes zu Treena. Sie war so fixiert darauf, mit ihrer Freundin zu sprechen, dass sie verwundert mit den Augen blinzelte, als Jax nach ihrem ungeduldigen Klopfen die Tür öffnete.
„Hey, hallo“, sagte er und trat einen Schritt zurück, um sie reinzulassen. „Wer hätte gedacht, dass du das bist?“ Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu und grinste. „Ich wusste gar nicht, dass du die Kunst des Anklopfens beherrschst.“
„Und ich habe eigentlich immer angenommen, dass du deshalb so sensationell Poker spielst, weil es da auf die Details ankommt“, entgegnete sie ihm, bevor sie an ihm vorbei in den Flur stürmte. „Da habe ich mich wohl geirrt. Sonst hättest du längst bemerkt, dass ich seit dem Tag, an dem ich dich mit meiner Freundin auf der Anrichte erwischt habe, nicht mehr einfach so hereinstürme. Das war damals eine sehr lehrreiche Lektion, auf die ich auch gut hätte verzichten können. Dafür danke ich dir wirklich sehr.“ Sie steuerte direkt auf das Wohnzimmer zu, aber Treena war nicht zu sehen. Carly wirbelte herum, um den großen Mann, der ihr gefolgt war, anzusehen. „Erzähl mir nicht, dass Treena ihren Hintern noch nicht aus dem Bett bekommen hat.“
„Hey“, rief ihre Freundin vom anderen Ende der Wohnung. „Ich bin schon seit Stunden auf den Beinen!“
„Oder seit einer guten Viertelstunde“, murmelte Jax.
„Das hab ich gehört, Freundchen! Carly, komm her.“
Carly durchquerte die Diele und blieb vor dem Schlafzimmer stehen. Treena hockte auf allen vieren barfuß im Schrank. Über das Rascheln, das die Aktivitäten ihrer Freundin auf diesem begrenzten Raum verursachte, fragte Carly: „Was machst du da?“
„Ich suche nach meinem zweiten Mephisto.“ Treena wedelte mit einer roten Riemchensandalette, die mit einer Rosette verziert war. „Sie muss irgendwo sein. Das Mistding kann ja schlecht weglaufen.“
„Such später weiter. Ich muss mit dir reden!“
„Oho.“ Die furiosen Aktivitäten im Schrank hörten auf. „Das ist dein ernster Tonfall.“ Treena kletterte aus dem Schrank. Ihre helle Haut und die hellroten Locken leuchteten im Sonnenlicht, als sie auftauchte. „Was ist los?“
Nun, wo sie die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Freundin besaß, wusste Carly auf einmal nicht mehr, womit sie beginnen sollte. „Ich hatte gestern einen … sehr ereignisreichen Tag.“
„Wie ereignisreich?“
„Na ja … zuerst wurde Iago Hernandez aus dem Krankenhaus entlassen, deshalb bin ich mit meinen Babys hingefahren, um ihn ordentlich zu verabschieden. Und irgendwie …“ Sie räusperte sich. „… endete alles damit, dass ich ihm Rufus geschenkt habe.“
„ Was? “ Treena sprang hoch, durchquerte den Raum und schob Carly zum Bett. Sie setzten sich Seite an Seite, und Treena musterte ihre Freundin sorgfältig.
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