Lady Sunshine und Mister Moon
„Ist alles in Ordnung mit dir?“
Das fragte Carly sich auch. Aber sie stellte fest, dass sie sich an diesem Morgen wenigstens schon etwas mehr an ihre Entscheidung gewöhnt hatte. „Ja. Es geht mir gut. Es wird mir bald wieder gut gehen. Und es war auf jeden Fall richtig, was ich gemacht habe.“ Sie gab sich Mühe, Selbstvertrauen auszustrahlen, das in Wirklichkeit noch auf wackligen Füßen stand, während sie schilderte, dass sie Rufus weggegeben hatte, um einem Kind bei der Genesung zu helfen.
„Trotzdem“, sagte Treena, als Carly damit fertig war. „Ich weiß doch, wie verrückt du nach diesem kleinen Kerl warst. Es muss sehr hart für dich sein, ihn Iago zu überlassen – egal wie gut sie sich verstehen.“
„Es tut immer noch weh wie verrückt“, gestand Carly. „Ich war total durch den Wind, als ich gestern Nachmittag nach Hause kam; ich habe sogar Niks Einladung zum Abendessen vergessen. Aber dann rauschte Wolfgang an, um mich zu holen. Und das ist die andere Geschichte, Treen. Es war offensichtlich, dass er ohne Vorwarnung erfahren hatte, dass ich zum Abendessen eingeladen war, aber als er sah, in welchem Zustand ich war, war er unglaublich nett zu mir. Und als Nik mitten während des Essens wegging, um mit einem süßen Mädchen von der Schule für Biologie zu lernen, wollte ich ebenso nett zu ihm sein und mich sofort verabschieden.“
„Wahnsinn!“ Treena starrte sie an. „Das ist so erwachsen von euch beiden, dass es einem beinahe Angst macht.“
„Ich weiß. Und es wird noch erwachsener. Weil Wolf nämlich nichts davon wissen wollte, dass ich gehe, und wir dann tatsächlich noch zusammen gegessen haben. Er hat richtig Humor, Treena. Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Danach hat er mich nach Hause gebracht und irgendwas Nettes über Rufus gesagt … und plötzlich hat er mich geküsst, und wir haben wie wild rumgemacht. Und es war so schrecklich intensiv, dass wir danach vor Erschöpfung eingeschlafen sind und …“
„Boah. Boah. Boah. Boah ! Stopp mal, Süße! Du hattest Sex mit Wolfgang Jones?“
„Ja.“ Carly grinste. „Hemmungslosen heißen Sex.“
„Großer Gott.“ Treena starrte sie einfach ein paar Minuten lang schweigend an, bevor sie die Mundwinkel nach oben zog. „Also ist die Trockenzeit offiziell vorbei?“
„Mmmh … Und es war fabelhaft! Zumindest bis er aufgewacht ist und wütend wurde. Dass wir das nie wieder tun dürften, hat er gesagt. Angeblich passt es nicht in seine Pläne.“ Carly sah ihre Freundin traurig an. „ Ich passe nicht in seine Pläne.“
„Wie bitte?“, fragte Treena empört. „Für wen zum Teufel hält er sich? Und warum behält er dann seine Hände nicht bei sich?“
„Gute Frage. Obwohl ich seine Pläne jetzt kenne. Das ist also kein Geheimnis mehr.“ Und sie berichtete Treena von Wolfgangs Traum, woanders als in Las Vegas die Security-Abteilung eines Unternehmens zu leiten.
„Okay.“ Treena nickte. „Vegas ist nicht jedermanns Sache. Aber was hat das damit zu tun, ob ihr miteinander ins Bett geht, bis es so weit ist?“
„Er hat offenbar Angst davor, dass ich es auf eine feste Beziehung abgesehen haben könnte.“ Carly seufzte und schob Wolfs Idee von der perfekten Frau nach.
Treena schaute sie ungläubig an. „Lieber Himmel! Du bist also die falsche Frau?“
Carly nickte wutschnaubend. „Deshalb habe ich ihm auch alles Gute gewünscht und ihn ganz einfach aus meiner Wohnung geworfen. Ich glaube, er ist ganz gut weggekommen – wäre ich meinem ersten Impuls gefolgt, hätte ich ihn irgendwo in der Wüste verscharrt. Keine Frage – der Sex war mehr als gut. Aber kein Mann sollte sich erlauben, mich erst zu vernaschen und mir dann zu erklären, ich sei gut genug für einen schnellen Fick, aber nicht für seine beschissenen Zukunftspläne.“
Selbstverständlich weigerte sie sich beharrlich zu akzeptieren, dass seine Zurückweisung wie ein tiefer Splitter saß. Es gab schon zu viele Erinnerungen an Gelegenheiten, in denen man ihr wiederholt zu verstehen gegeben hatte, dass sie nicht gut genug war. Deshalb hatte sie schon vor Jahren beschlossen, nicht mehr verletzlich zu sein. Sie bestand lieber darauf, dass ihr Stolz verletzt war, und ergänzte etwas überspitzt: „Als ob ich je daran gedacht hätte, mir die Rosinen aus dem Pudding zu pulen.“
Diesmal schnaubte Treena vor Wut. Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, als sie sagte: „Jax kennt jemanden mit einer Flinte, der keine Angst davor hat, sie
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