Lady Sunshine und Mister Moon
dem Tisch vor ihm ausbreitete. „Ich hatte nur zwei Happen von dem Chinakram, und die sind schon seit einer Stunde verbrannt.“
„Warum hast du denn nichts gegessen? Es war doch so viel da!“
„Wir wollten eigentlich viel früher anfangen, aber Carly ist zu spät gekommen.“ Nik packte seinen ersten Burger aus und biss mit wohligem Grunzen hinein. „Das ist genau das Richtige. Super Idee, Natalie!“
„Ich weiß. Schmeckt es nicht toll?“ Sie tunkte eine Pommes in den Ketchup-See, den sie auf ihren Burger gedrückt hatte, und beobachtete ihn. „Und Carly?“, fragte sie beiläufig. „Sie ist ein Showgirl?“
„Woher weißt du das? Ist das die berühmte weibliche Intuition?“
„Das wäre praktisch, oder?“ Ihre Wangen färbten sich leicht rosa. „Aber ich habe gehört, wie du Kev Fitzpatrick und David Owens neulich von einem Abendessen mit einem Showgirl aus dem Avventurato erzählt hast. Und als dein Onkel uns vorgestellt hat, dachte ich, dass sie das sein muss. Jedenfalls sieht sie aus wie ein Showgirl.“
„Ja. Sie sieht scharf aus.“
Natalie stopfte sich eine Pommes in den Mund und malte gedankenverloren mit einem anderen Muster in den Ketchup, bevor sie ihn durch ihre Wimpern hindurch ansah. „Ist sie deine Freundin?“
Er schaffte es gerade noch, die Cola, die er im Mund hatte, nicht auf den Tisch zu spucken. Vorsichtig stellte er den Becher auf den Tisch und wischte sich den Mund mit einer Papierserviette ab. „Äh, nein. Wir sind einfach nur ganz normale Freunde. Ich hoffe, dass sie und Onkel Wolf zusammenkommen, damit er in Vegas bleibt.“ Als Natalie ihn fragend ansah, zuckte er mit den Achseln. „Ich habe keine Lust mehr, alle paar Monate umzuziehen.“ Er hatte allerdings nicht unbedingt das dringende Bedürfnis, mit ihr darüber zu sprechen. „Weshalb dachtest du, dass sie meine Freundin sein könnte?“
Jetzt hob Natalie die Achseln. „Ich weiß nicht. Vielleicht die Art, wie du mit deinen Freunden über sie gesprochen hast. So als ob du sie wirklich gernhast.“
„Habe ich auch. Sie gibt mir andauernd was zu essen und behandelt mich nie wie einen dummen Jungen. Außerdem hat sie tolle Tiere, die sie an den verschiedensten Orten aufgelesen hat: Sie hat zwei Katzen, und eine der beiden hat nur drei Beine. Und dann sind da noch diese beiden wunderbaren Hunde – Buster, eine sehr albern aussehende Promenadenmischung, und Rufus …“ Er hielt kurz inne, bevor er weitersprach: „Nein. Stimmt nicht mehr. Seit heute besitzt sie nur noch einen Hund. Sie hat Rufus einem Kind geschenkt.“
„Sie hat ihren Hund verschenkt?“
Ein Teil von Niklaus schätzte Natalies Fassungslosigkeit sehr. Sie waren offenbar eindeutig einer Meinung, dass es einfach falsch gewesen war, Rufus wegzugeben.
Andererseits fand er aber auch, dass eigentlich nur er Carly kritisieren durfte. „Ja, aber sie hat ihn einem kleinen Jungen geschenkt, der Krebs hatte und heute zum ersten Mal nach mehreren Monaten Krankenhaus nach Hause durfte.“ Er erzählte, was er über das Tiertherapieprogramm wusste. „Deshalb kam sie auch zu spät zum Abendessen. Sie hatte wegen Rufus geheult, und darüber hatte sie wohl vergessen, dass wir auf sie warten. Onkel Wolf ist dann zu ihr rübergegangen, um sie zu holen.“ Er schüttelte den Kopf. „Aber lass uns nicht über Carly reden. Ich würde viel lieber etwas über dich erfahren. Erzähl mal von diesem makrobiotischen Zeug.“
Sie zog eine Grimasse. „Glaub mir, das willst du gar nicht wissen. Lass uns stattdessen lieber über deine Umzüge reden. An wie vielen Orten hast du schon gelebt?“
Er hob die Schultern. „Siehst du, da geht’s schon los. Ich habe die Übersicht verloren, als ich acht war.“
„Na, dann erzähl nur von den Highlights.“
Nik aß eine Pommes und nahm einen Schluck Cola, während er darüber nachdachte. „Außer in Nebraska, Oklahoma, Alaska, Hawaii und Iowa habe ich in so ziemlich allen Bundesstaaten schon mal gewohnt. Ach so, in Florida auch nicht. Dann waren wir drei Monate in Belgien und in einem anderen …“
„Du und dein Onkel?“ Sie stützte ihr Kinn auf die Hand und starrte ihn an wie einen weltreisenden Rockstar.
„Nein. Meine Mom und ich. Ich lebe zum ersten Mal bei Onkel Wolf.“
„Das ist so ein total cooler Name. Ich habe einen Onkel Bill .“
„Wolf ist die Kurzform von Wolfgang. Meine Mutter heißt Katharina.“ Er benutzte die korrekte deutsche Aussprache.
„Und deinen Namen spricht man Niklaus aus,
Weitere Kostenlose Bücher