Längst vergangen: Thriller (German Edition)
ist«, sagt er. »Sie möchten vielleicht mit jemandem reden, wenn man die Kerle je erwischt, und ich bin dann gern behilflich, wenn das irgendwie möglich ist.«
Ich will ihm sagen, dass er seine Zeit verschwendet, aber stattdessen stecke ich die Karte ein und rufe mir in Erinnerung, dass er immerhin mit meiner Vorgesetzten ausgeht und ich höflich sein muss.
»Danke«, sage ich. »Ich weiß das zu schätzen.«
»Rufen Sie jederzeit an. Ehrlich!« Wir reden sonst nichts mehr, bis wir zu meiner Straße kommen. Ich sage ihm, wo er abbiegen soll, und als wir um die Ecke zu meinem Haus biegen, bemerke ich: »Dritte von ...«
Ich halte inne. Niemand sagt ein Wort.
Detective Nolans Streifenwagen steht in meiner Auffahrt.
Walter fährt vor das Haus.
»Ist alles in Ordnung?«, fragt Anne.
Ich brauche einen Moment, um meine Sprache zu finden. Dann sage ich ihr, dass alles okay ist, obwohl ich es besser weiß.
Ich nehme meine Flasche vom Sitz und öffne die Tür.
Walter sagt: »Rufen Sie mich an, wenn Sie etwas brauchen.«
Ich höre ihn kaum.
Ich schließe die Tür und trete auf den Gehweg hinaus.
Detective Nolan sitzt auf meiner Veranda. Als er mich erblickt, steht er auf und kommt über den Rasen auf mich zu.
Ich rühre mich nicht vom Fleck.
Walter fährt langsam davon, und ich sehe ihnen nach, bis die roten Rücklichter um die Ecke verschwinden. Ich sehe ihnen nach, weil ich Nolan nicht ansehen will.
Ich weiß, was kommt.
Das tote Laub auf dem Rasen knistert unter seinen Schritten. Dann ist es still, und er steht vor mir.
»Mr. Reese?«
Jetzt sehe ich ihn an.
Ich lese es in seinem Gesicht, und bin sicher, dass er es in meinem sieht. Ich warte, dass er etwas sagt, und ich warte nicht lange.
Er sagt: »Mein Beileid, Jake.«
– 13 –
Ich fahre auf dem Beifahrersitz von Nolans Streifenwagen mit der Flasche Johnnie Walker auf dem Schoß. Ich weiß nicht, wohin wir fahren, und ich frage nicht.
Ich weiß nur, dass ich Dianes Leiche identifizieren soll.
Vor meinem Haus wollte mir Nolan erzählen, was passiert war, dass Diane einen Autounfall gehabt hatte. Als ich nicht reagierte, redete er nicht weiter.
Ich war noch nicht so weit, mir das anzuhören.
Jetzt bin ich es.
»Ihr Wagen ist auf dem Highway 160 von der Straße abgekommen. Es ist gestern Nacht passiert, aber das Fahrzeug wurde erst heute Abend gefunden.«
Ich sage nichts.
»Sie muss am Steuer eingeschlafen sein, vermutlich war sie auf dem Weg nach Arizona.«
»Woher wissen Sie, dass sie nach Arizona wollte?«
»Ich weiß es nicht«, sagt Nolan. »Aber die Straße führt dorthin, also habe ich angenommen ...«
»Wer hat das gemeldet?«
»Ein Rentnerpaar, das im Canyon wanderte, hat den Wagen gesehen. Anscheinend war niemand Zeuge des Unfalls.«
Ich nicke, ich bin nicht überrascht.
»Die Rettungssanitäter haben sie zum örtlichen Gerichtsmediziner in Fairplay überführt. Wir sehen sie dort, dann fahre ich Sie nach Hause.« Nolan sieht mich an, dann blickt er wieder aufdie Straße. »Niemand hätte irgendwas tun können. Es war eben ein Unfall.«
»Das glauben Sie?«
Nolan zögert, er sagt: »Nicht doch, Jake.«
»Das glauben Sie?«
»Ja, allerdings.« Er sieht mich erneut an. »Ich glaube, es war ein Unfall, denn es war einer.«
Ich nehme die Flasche von meinem Schoß und öffne den Verschluss.
»Nicht hier drin«, sagt Nolan.
Ich starre ihn an. »Soll das ein Witz sein?«
Er runzelt die Stirn, sagt aber nichts.
Ich trinke.
Bald liegen die Lichter der Stadt hinter uns, und die Straße verengt sich. Wir folgen ihr in die Berge. Ich starre aus meinem Fenster auf den endlosen verschwommenen Fleck vorbeihuschender Kiefern, dunkel vor dem Dunkel.
Wir sagen weiter nichts. Als wir in Fairplay ankommen, habe ich den Pegel in der Flasche um ein gutes Stück gesenkt, und ich spüre es.
Nolan verlässt den Highway und fährt durch die Stadt. Alle Läden sind geschlossen, und die Straßenlaternen strahlen schwarze Fenster an. Einige Paare sind unterwegs und gehen langsam Hand in Hand auf den Gehwegen spazieren.
Das Bezirksamt liegt am Ende der Straße hinter einer Reihe von Espen versteckt. In keinem der Fenster brennt Licht.
»Sieht aus, als wäre es geschlossen«, sage ich.
»Ist es auch.«
Nolan fährt auf den Parkplatz und hinter das Gebäude. Eine einzelne helle Lampe beleuchtet eine kurze Treppe, die zu einer grünen Metalltür hinabführt.
Er hält gegenüber der Treppe und schaltet den Motor aus. »Der Gerichtsmediziner
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