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Längst vergangen: Thriller (German Edition)

Längst vergangen: Thriller (German Edition)

Titel: Längst vergangen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Rector
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Hand auf meinem Arm, er führt mich.
    Ich ziehe meinen Arm weg und gehe allein.
    Einen Schritt nach dem anderen.
    Der Gerichtsmediziner wartet. Als ich mich nähere, greift er nach unten und zieht an einem der Griffe. Die Tür gleitet heraus wie eine Schublade. Darinnen liegt ein unscheinbarer schwarzer Leichensack.
    Meine Lunge schmerzt, und ich merke, dass ich die Luft anhalte.
    Der Gerichtsmediziner sieht mich an und fragt: »Sind Sie bereit?«
    Ich nicke, sage nichts, kann nichts sagen.
    Er öffnet den Reißverschluss oben, dann zieht er die Seiten herunter und tritt zurück.
    Als ich hinuntersehe, entweicht mein Atem als Stöhnen.
    Ich kann es nicht länger unterdrücken.
    Eine Weile starre ich sie nur an.
    Hinter mir höre ich den Gerichtsmediziner: »Können Sie bestätigen, dass dies der Körper von Diane Reese ist?«
    Ich schließe die Augen. Ich bringe keinen Ton heraus.
    Alle meine Erinnerungen kommen zu mir zurückgerast, eine nach der anderen, zu schnell, um sie festzuhalten. Ich kann nur noch atmen.
    Ich höre Nolan sagen: »Jake?«
    Etwas zerbricht in mir, und ich öffne die Augen.
    Die beiden beobachten mich.
    Der Gerichtsmediziner fragt mich wieder, ob ich bestätigen kann, dass dieser Leichnam Diane Reese ist.
    Diesmal antworte ich.
    »Ja«, sage ich. »Sie ist es.«

– 14 –
    Der Gerichtsmediziner begleitet uns ins Büro zurück. Er nimmt eine weiße Heftmappe vom Regal und beginnt, die Seiten durchzublättern. Nolan lehnt sich an den Türrahmen, und ich sitze auf einem Holzstuhl am Schreibtisch.
    Der Gerichtsmediziner liest die Namen von zwei Bestattungsinstituten in meiner Nähe vor. »Welches bevorzugen Sie?«
    Ich schüttele den Kopf. »Spielt keine Rolle.«
    Er schreibt einen der Namen auf einen Zettel und sagt mir, dass er Dianes Leichnam in den nächsten vierundzwanzig Stunden überführen lassen wird. Dann fragt er: »Haben Sie sich für eine Erd- oder Feuerbestattung entschieden?«
    »Das muss er jetzt nicht«, sagt Nolan.
    »Nein«, sagt der Gerichtsmediziner. »Doch laut Bundesgesetz muss ein Leichnam binnen zweiundsiebzig Stunden nach Todeseintritt beerdigt, einbalsamiert oder eingeäschert werden, also muss er sich bald entscheiden.«
    »Richtig«, sagt Nolan. »Trotzdem können wir ihm doch ein bisschen Zeit lassen, verdammt noch mal ...«
    »Feuerbestattung«, sage ich. »Diane wollte eingeäschert werden.«
    Der Gerichtsmediziner nickt und notiert etwas in der Akte. »Ich kümmere mich darum.«
    Nolan geht auf den Flur hinaus.
    – – –
    Bevor wir gehen dürfen, legt mir der Gerichtsmediziner meh rere Papiere zur Unterschrift vor. Ich weiß nicht, was das für Papiere sind, und ich frage nicht nach. Ich will einfach nur nach Hause.
    Ich unterschreibe die Papiere.
    Der Gerichtsmediziner zieht einen kleinen Briefumschlag aus der Tasche und schiebt ihn mir über den Schreibtisch zu. »Ihre persönlichen Gegenstände.«
    Ich nehme ihn entgegen und sehe hinein.
    Darin liegt Dianes Ehering.
    Der Anblick schnürt mir die Kehle zu. Ich schlucke, dann falte ich den Briefumschlag und schiebe ihn in meine Tasche.
    Ich will ihn nicht ansehen, nicht hier.
    »Sind wir fertig?«, frage ich.
    Der Gerichtsmediziner schließt Dianes Akte und sagt: »Wir sind fertig.« Dann steht er auf und führt uns aus dem Büro heraus und durch den Flur zur Metalltür hinten im Gebäude. »Detective, ich lasse Ihnen innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden den Bericht zukommen.«
    Nolan will etwas sagen, aber der Gerichtsmediziner ignoriert ihn und öffnet die Hintertür. Er tritt zur Seite und wartet, dass wir hinausgehen. Nolan dankt ihm, dass er uns so spät empfangen hat.
    Der Gerichtsmediziner nickt und schließt die Tür.
    Nolan wendet sich ab und murmelt: »Verdammt netter Typ.«
    Ich tue so, als hätte ich nichts gehört, dann steige ich die Stufen zum Parkplatz hinauf.
    Am Wagen angekommen, fragt Nolan: »Soll ich Sie zu Hause absetzen oder lieber woanders hinbringen?«
    »Nämlich wohin?«
    »Ich weiß nicht. Ich dachte nur, Sie wollten heute Abend vielleicht gern unter Freunden sein.«
    Ich sage ihm, ich will nach Hause.
    Wir steigen ein und fahren schweigend in die Stadt zurück. Diesmal bleibt die Flasche zu.
    Als wir aus den Bergen kommen, bin ich die Situation ein Dutzend Mal in meinem Kopf durchgegangen. Ich will mich an alleserinnern, angefangen bei der Nacht, in der ich überfallen wurde, bis zu dem Augenblick, als ich Diane im Leichenschauhaus sah.
    Je öfter ich das durchspiele,

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