Lagrosiea - Der Lichtkelch (German Edition)
Waldorra. Lagon glaubte, dass Mundra leicht schwankte , als ihr Name aufgerufen wurde. Aber vielleicht war es nur Einbildung, denn als er zu ihr hin sah , ging sie mit festem und entschlossenem Gan g auf die Bärte zu, die sie gleich in ihre Mitte nahmen und ihr Worte zuflüsterten, die Lagon zwar nicht verstehen konnte , aber er konnte verstehen, worum es ging. Sie verschwanden durch einen Seiteneingang.
„Sie wird es schon schaffen“ , sagte Silp leise. Lagon wollte ihm gerade Recht geben , als der Raum von einem ohrenbetäubenden Lärm erzitterte und Lagon verlor al le Zuversicht , als diesem Knall D uzende andere folgten. Lagon und Silp sahen sich schockiert an, während sie sich fragten , was mit Mundra geschah. Das Donnern und Krachen hörte nicht auf , bis die Explosionen mit einem letzten großen Knall endeten. Es war ganz ruhig im Saal. Dann tauchten die Bärte wieder auf… aber ohne Mundra. Lagon durchfuhr ein gewaltiger Schreck. War Mundra etwa…...
Die Bärte nickten Waldorra zu. Diese rief einen weiteren Namen auf, woraufhin ein Mädchen mir rotem Haar und hellblauen Augen vortrat. Auch hier das gleiche Spiel. Lautes Donnern und Krachen und die Bärte, die ohne ihr Opfer zurückkamen. Genau so war es mit den nächsten zwölf die aufgerufen wurden.
Dann wurde Silp aufgerufen. „Du schaffst das schon“ , versuchte Lagon seinen Freund zu beruhigen. Doch er war nicht sicher , ob Silp ihn überhaupt gehört hatte, denn er war so bleich, als wäre er jetzt schon gestorben. Und als das Krachen bei Silp besonders laut war , nahm er insgeheim von ihm Abschied.
Lag on überlegte sich gerade, ob es jemandem auffallen würde, wenn er unauffällig verschwinden würde, da t rat ein etwa gleichaltriger Elf zu ihm. „Na, sind deine Freunde schon alle vor dir dran gewesen?“ , fragte er mit einer Stimme, die so ruhig, fast schon gelangweilt war, dass Lagon sich fragte , ob er überhaupt wusste , wo er sich befand. „Bei mir war’s genau so. Ich bin übrigens Dreisttor. Und du?“
„Lagon“ , sagte dieser und schüttelte Dreisttor die Hand , „d u scheinst ja nicht so nervös zu sein, wie die anderen hier“ , stellte Lagon fest. „Ja, dass stimmt wohl“ , sagte Dreisttor selbstgefällig , „aber wenn man sich sein ganzes Leben darauf vorbereitet, ist man am Ende nicht mehr so nervös. Du musst nämlich wissen, dass es in meiner Familie so eine Art Tradition ist, sich den Liewanen anzuschließen. Aber du siehst auch so aus , als hättest du ein paar Liewanen in deiner Ahnenreihe.“
Lagon wusste nicht was er sagen sollte. Sicher , sein Vater war Liewane gewesen. Seine Statue stand sogar in der Eingangshalle , aber sonst hatte ihm Heggal nicht viel über seine Familie erzählt. Aber vielleicht hatte er ja auch noch ein paar mehr Liewanen-Vorfahren. „Ja, ein, zwei habe ich schon“ , sagte Lagon und wusste, dass er damit die Wahrheit ziemlich gedehnt hatte.
Dreisttor lachte. „Hab ich es doch gewusst! Ich erkenne jemanden mit Liewanenwurzeln sofort!“ Doch während Dreisttor noch lachte , überkam Lagon die Erkenntnis: Dreisttor hatte Angst! Er wusste nicht , woher er das wusste , aber Lagon konnte die Angst seines Gegenübers fast riechen! Er verbarg sie hinter einer Maske aus guter Laune und lockeren Bewegungen. Aber er hatte Angst! Angst davor zu versagen und zurück zu seiner Familie zu gehen und ihnen erklären zu müssen, dass er die Prüfung nicht bestanden hatte.
Lagon wurde unheimlich. Woher wusste er das? Wie konnte er die Emotionen eines anderen erspüren? Das war selbst mit Magie unmöglich. Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte , rief Waldorra nach Dreisttor.
„Na ja, ich muss jetzt los“, sagte Dreisttor , „wir s ehen uns dann nach der Prüfung.“ Und damit verschwand er mit den Bärten durch den Seitenausgang. Diesmal war das Krachen von nicht so langer Dauer, wie bei den bisherigen Lärmattacken und so konnte Waldorra den nächsten Namen aufrufen. „Lagon!“ , schrie sie , was Lagon kaum mitbekam.
Erst als Waldorra seinen N amen noch mal aufrief, setzte er sich mit ziemlich weichen Knien in Bewegung. „Geht das nicht schneller?“ , wollte einer der Bärte wissen , als ihn die drei zum Prüfungsort schoben . „Deine kleine Elfenfreundin hat die Prüfung bestanden, weil sie trotz ihrer dünnen Stelzen recht schnell laufen kann. Aber bei deinem Tempo sehe ich für dich schwarz.“
Das beunruhigte Lagon nicht. Mundra hatte die Prüfung
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