Lagrosiea - Der Schattenkreis (German Edition)
gefährlich.
„Liendra“, sagte Lagon, „wenn i ch nun etwas äußerst V errücktes tun würde , um uns zu retten, würdest du dann sehr sauer auf mich sein?“
„Zuerst nicht “ , antwortete Liendra , „aber wenn du…“ W eiter kam sie nicht, denn Lagon packte sie und schleuderte sie durch die Flam m en. Doch anstatt in den Flammen zu landen, flog sie darüber hinweg und flutschte direkt ins Rohr hinein. „Kriech voran!“ , rief Lagon ihr hinterher , „sonst komme ich nicht mit rein!“ Er hoffte, dass Liendra ihn gehört hatte, biss die Zähne zusammen und sprang ebenfalls auf den, von ihm geschaffenen Luftstrom, auf dem vor ihm schon Liendra ge glitten war.
Das Problem war nur, dass die von den Flammen aufsteigenden Hitzewellen, den Zauber, den er gewirkt hatte, schwächten . D ie heiße Luft hatte den Luftstrom destabilisiert . Er hatte schon all sein Geschick darauf verwendet, den Flug für Liend ra relativ sicher zu machen. Da s sollte er nun büßen. Zwar schützte ihn sein Zauber vor den größten Flammen, jedoch schafften es einige, sich kurz aufbäumende Feuerstöße, seine Haut zu versengen. Mehrmals fuhr er schmerzerfüllt zusammen und wäre sogar fast aus dem Strom in das tödliche Feuer gefallen. Doch er schaffte es , mit leichten Verbrennungen, Liendra in den Schacht zu folgen. Dort angekommen , konzentrierte er sich erneut und versiegelte den Zugang, damit der Qualm nicht weiter die Luft im Rohr verpestete .
„Lagon, warst du das?“ , rief Liendra von weiter vorne.
„Ja“, rief Lagon. „A lles in Ordnung bei dir?“
„Wenn du das nächste Mal vorhast , mich zu retten, dann sag mir wenigstens vorher, was du planst! Und woher willst du wissen, dass dies der Ausgang ist, von dem Dragubar gesprochen hat?“
„Achte doch mal auf die Luft“, verlangte Lagon. „D er Rauch ist abgezogen und das wäre nur möglich, wenn dieses Rohr in einen weiteren Raum münden würde , in den der Rauch abziehen kann.“ „Und was ist, wenn der Durchgang zu schmal zum Durchkriechen ist?“ , fragte Liendra, die sich hörbar in Bewegung gesetzt hatte.
„Im Notfall sprengen wir uns den Weg mit Magie frei. Das dürfte ja kein Problem sein.“
„Na schön“, antwortete Liendra , „aber warum hast du das Feuer nicht mit Magie gelöscht? “
„Das wäre zu gefährlich gewesen“, erklärte Lagon. „U m das Feuer zu löschen, hätte ich ihm alle Wärme entziehen müssen. Und wenn ich sie dann nicht irgendwo hin leite, wäre ich geplatzt. Wenn ich sie aber frei gelassen hätte, hätte ich noch mehr Schaden anrichten können.“
„Du hättest aber auch der Luft alle Feuchtigkeit entziehen können. Das hätte genug Wasser zusammengebracht, um einen Weg zum Rohr zu schaffen.“
Lagon dachte einen Moment darüber nach und ihm wurde klar, dass dies durchaus im Bereich des Möglichen war. Es war komplizierter, als die Lösung, die er für das Problem gefunden hatte. Und mit einem Gedanken an seine Brandverletzungen begriff er, dass sie auch schmerzfreier gewesen wäre. Es war allerdings nicht nur ein komplizierteres, sondern auch ein selten angewandtes Kunststück. So selten, dass es Lagon überraschte, dass eine Schamanin, die ihre Kräfte durch Beschwörung von Geistern zum Einsatz brachte, davon wusste.
„Du hast recht“, antwortete Lagon schließlich . „A ber woher weißt du das?“
„Das habe ich mal in einem Buch gelesen“, rief Liendra von vorne.
Lagon entspannte sich wieder . Sicher hatte irgendein ergrauter Magier es nicht lassen können , sein Wissen in einem Buch der Nachwelt zu hinterlassen.
„Ich glaube hier ist ein Ausgang“, sagte Liendra nun . „J a , ich glaube hier geht’s raus.“
„Ist der Ausgang breit genug, um sicher raus zu kommen?“ , fragte Lagon.
„Moment!“ , rief Liendra, dann gab es ein Geräusch, als würde jemand aus einem Rohr klettern und mit den Füssen auf einem Steinboden aufsetzen.
„Alles in Ordnung!“ , sagte Liendra , „man kommt raus. Es scheint auch genug Platz zu geben .“
Ein helles Licht flammte auf, sodass Lagon den Umriss des Loches und ein Stück von Liendras Arm erkennen konnte.
„Alles klar, kannst raus kommen. Wir sind in dem Gang, von dem Dragubar gesprochen hatte.“
Erleichtert, dass der Vampir, trotz ihrer Spannungen , die Wahrheit gesagt hatte, setzte sich Lagon in Bewegung. Kurz darauf stand er neben Liendra im schwach erleuchteten Gang. Ganz wie nach Dragubars Aussage, schien hier seit längerem niemand mehr
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