Lagrosiea - Der Schattenkreis (German Edition)
Zeit in Kalheim ausgelebt hatte , weiterhin zu pflegen. Doch sie fühlte noch immer eine besondere Zuneigung zu Lagon. Es hatte ihr nie besonders gefallen, ihn über ihre wahre Identität zu belügen und die Art, wie er es dann heraus gefunden hatte, dass sie eine Prinzessin war, war für Liendra die denkbar schlechteste gewesen. Was geschehen würde, wenn er herausf ände , dass sie eine halbe Nachtelfe war, wollte sie sich gar nicht vorstellen. De r enttäuschte Gesichtsausdruck, den er ihr zugeworfen hatte, hatte sie mehr verletzt, als wenn er sie beschimpft hätte. Äußerlich war sie standhaft geblieben , aber im Inneren war sie fast zusammen gebrochen. Sie hatte ihn nie belügen wollen. Doch nun, als sie sich erneut begegnet waren, quälte sie dies mehr als alles andere. Und doch gab es für sie keine erfrischendere Empfindung , als mit Lagon zusammen zu sein . Ihre kurzen Gespräche waren ihr mehr Freude gewesen, als alles, was ihr in den letzten Monaten widerfahr en war. So war ihr gemeinsamer M arsch durch die Katakomben , ihre aufregendste Erinnerung.
´Ist das Liebe? ` , fragte sich Liendra . ´R ichtige Liebe? ` Sofort sch alt sie sich für ihre Träumerei. ´Fang nicht schon wieder an, du dummes kleines Mädchen! Du hast jetzt wirklich dringendere Sorgen!
Und so erforschte sie ihr Gefängnis , soweit es ging , und versuchte einen Weg zu finden, diesem Ort zu entkommen. Doch schließlich musste sie einsehen, dass sie mit ihren momentanen Möglichkeiten kaum in der Lage war , ihrer Situation zu entkommen. Also beschloss sie, sich auf den kalten Boden zu setzen und zu warten, bis etwas geschah. Wenn man sie nicht verhungern lassen wollte, würde man ihr etwas zu essen bringen und vielleicht war da ja etwas dabei, was sie als Feile benutzen konnte.
Als hätte man ihre Gedanken gehört, vernahm Liendra , wie sich ihrem Gefängnis schwere Schritte näherten und leise Stimmen sich flüsternd unterhielten.
„Bist du wach?“ , fragte eine dumpfe Stimme.
Liendra antwortet nicht. Wenn diese Stimme ihrem Endführer gehört e , hatte sie nicht vor , mit ihm durch eine geschlossene Tür zu sprechen und ihm damit zu beweisen, wie viel Macht er über sie hatte. „Ob wach oder nicht, ich komme jetzt rein“, meldete sich die Stimme erneut.
Ein Riegel wurde zur Seite geschoben und mit einem Schwung glitt die Tür auf. Dahinter stand eine Gestalt. Sie trug eine lange schwarze Kutte und verbarg ihr Gesicht hinter einer Maske.
„Liendra, ich freue mich, dass du wach bist. Ich habe mir schon seit längerem ein Gespräch zwischen uns gewünscht.“
„Wer bist du?“ , fragte Liendra brüchig.
„Eine gute Frage“, lobte der U nbekannte , „und eine, auf die ich dir keine Antwort geben kann , denn sonst wäre die zutiefst beschämende Kostümierung, die meine Person verhüllt, kaum nötig. Aber sei unbesorgt. Du wirst meinen Namen s chon erfahren, sobald wir zu der Angelegenheit kommen, wegen der du hier her geholt wurdest. Aber bis dahin kannst du mich Alpharius nennen, Erster Wächter des Schattenkreises.“
„Nun , Alpharius“, sagte Liendra mit der typischen Mischung aus Zurückhaltung und Herablassung, wie sie bei Diplomaten üblich ist . „I ch wurde gegen meinen Willen und mit Gewalt an diesen Ort verschleppt. Die Organisation, die ihr vertretet , kann kaum erwarten, dass ich kooperiere.“
„Oh , meine liebe Liendra“, antwortete der Anführer d es Schattenkreises , „als unsere G efangene wirst du wohl kaum Entscheidungsfreiheit in diesem Punkt haben. Wir werden schon Mittel und Wege finden, dass du, wie du so schön gesagt hast, kooperierst.“
„Soll das eine Todesdrohung sein?“ , fragte Liendra mit gespieltem Interesse. „Eine Todesdrohung wäre wohl kaum hilfreich“, räumte Alpharius ein . „D enn sterben wirst du so oder so. Aber natürlich wäre es kaum hilfreich, wenn du im falschen Moment sterben würdest. Nein, aber was dich interessieren wird ist, dass der Liewane Lagon mit einer Gruppe anderer Mitglieder seines Zirkels Korroniea verlassen hat, um dich aus unseren Händen zu befreien. Dir ist sein Name sicherlich ein Begriff und was mich betrifft, war er meiner Organisation schon mehrmals ein Dorn im Auge. Zum Beispiel bei unserem ersten Versuch dich zu entführe n . Ich hatte gehofft, es würde genügen, wenn ich die Führer der Liewanen vernichte. Aber stattdessen hat er einen meiner Wächter getötet! Und damit hat er sich zu einem echt en Problem entwickelt. Unseren V
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