Lagrosiea - Die Silberhalle (German Edition)
ab.“
„Warum mache ich die Nachhut?“ , wollte Silp wissen.
„Warum nicht!“ , antwortete Lagon, „außerdem kann es dir doch nur Recht sein, wenn du das Schlusslicht bist. Denn wenn irgendetwas in der Siedlung auf uns lauert, wird es zuerst den angreifen, der vorne läuft. Wenn es schlau ist, lässt es den ersten vorbei laufen und schnappt sich den in der Mitte. Also hat der am Ende die größte Überlebenschance.“
„Und warum gehe ich vorne?“ , fragte Luhan misstrauisch.
´Damit ich dich im Auge behalten kann`, dachte Lagon.
„Zu deinem Schutz“, sagte er dann aber , „wenn du angegriffen wirst, läuft mir der Angreifer direkt ins Visier und dann schnappe ich ihn mir. Das gleiche macht Silp mit mir. Und der ist ja, wie schon gesagt, am sichersten von uns allen .“
„Das klingt ja nach einem richtig guten Plan“, lobte Silp.
„Das hoffe ich doch“, antwortete Lagon, „hoffen wir, dass er sich in der Praxis auch bewährt.“
Kurz darauf schlichen sie sich nach Lagons Anweisung durch die schmutzigen Straßen der Siedlung. Lagon hatte schon öfter Niederlassungen in zivilisationsarmen Gebieten besucht , aber nie war er in einer dermaßen für den Kampf geschaffenen Kolonie gewesen. Die Gebäude waren allesamt aus Stein und nach demselben Prinzip gebaut. Es war schwer rein und in Notfällen leicht raus zu kommen. Im Erdgeschoss gab es höchstens ein oder zwei Zugänge, die von innen sicher leicht zu verrammeln waren. Die Fenster waren nicht mehr als Lichtschlitze, aus denen man ideal Geschosse auf Angreifer abfeuern konnte. Die ausnahmslos en Flachdächer waren noch einmal mit einer ein bis eineinhalb Meter hohen Mauer gesichert, sodass die Bewohner aufs Dach flüchten konnten, wenn das Haus doch eingenommen wurde . Sie konnten dann zum, im Durc hschnitt einen Meter entfernten , Nachbarhaus in Sicherheit springen. Darüber hinaus waren die Straßen sehr schmal, sodass man auf die Schnelle Barrikaden errichten konnte, die das Vorankommen des Feindes weiter erschwerten. Selbst für eine große Streitmacht war es nahezu unmöglich , diese Siedlung einzunehmen . Umso verwunderlicher war es, dass die Türen der Häuser offen standen.
´Jetzt ist es sicher`, dachte Lagon, ´hier stimmt was nicht! `
„Die Bewohner waren offenbar gezwungen , die Siedlung schnellstens zu verlassen, ohne etwas mitzunehmen“, rief Luhan von vorne.
„Und warum sollten sie das tun?“ , rief Lagon zurück.
„Das kann mehrere Gründe haben. Zum Beispiel können sie vor irgendetwas geflohen sein oder vielleicht…“ Mitten im Satz schienen Luhan die Worte ausgegangen zu sein. Er war auf der Stelle stehen geblieben und starrte etwas an, was Lagon und Silp nicht sehen konnten, da Luhan die Sicht auf die schmale Straße versperrte.
„Was ist denn los?“ , fragte Silp von hinten.
Luhan gab keine Antwort, sondern trat nur einen Schritt zur Seite, damit auch Lagon sehen konnte, was vor ihnen lag. Er erstarrte. Sie hatten den zentralen Platz in der Mitte der Siedlung erreicht. Eine unbebaute, mit schwarzen Steinen bepflasterte Fläche, an deren Rand wichtige Gebäude standen. Auf solchen Plätzen, das wusste Lagon, fanden Versammlungen und ähnliches statt. Jetzt war natürlich nichts von irgendwelchen Siedlern zu sehen. Stattdessen lagen und hingen verteilt irgendwelche weißgrüne Objekte herum. Sie hatten die Größe von Fässern und liefen an den Ecken rund zu. Es war ein bizarres Bild. Lagon hatte den Eindruck von riesigen Kokons oder gewaltigen Eiern.
„Was sind denn das für Dinger!“, entfuhr es Silp angewidert, nachdem auch er sich einen Blick auf die seltsamen Gebilde verschafft hatte.
„Keinen Schimmer“, erwiderte Lagon.
„Aber vielleicht haben sie etwas mit dem Verschwinden der Siedler zu tun“, schlug Luhan vor.
„Kann sein“, meinte Lagon, „wir sollten auf jeden Fall weiter vorsichtig sein. Und behaltet diese Dinger im Auge. Wenn sich bei denen irgendetwas Seltsames tut…“
„Lagon!“ , krächzte es von oben. Es war Bundun, der seinen Beobachtungsposten in der Luft aufgegeben zu haben schien , „Lagon, da sind überall diese weißgrünen Dinger!“
„Meinst du wir wären blind?“ , gab Silp schnippisch zurück.
„Nein, nicht diese Objekte“, meinte Bundun , „überall in der Stadt sind solche Sammelpunkte angelegt. Sieht aus, wie Nester.“
´Nester! `, dachte Lagon und wieder hatte er das Bild von riesigen Eiern vor Augen. Aber er verwarf den Gedanken gleich wieder.
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