Lagrosiea - Die Silberhalle (German Edition)
mit Hilfe seines Teppichs ihr Ziel zu erreichen. Doch dann hatte er festst ellen müssen, dass Agenten der Alliierten Königlichen Streitkräfte sie verfolgten und versuchten herauszufinden, wohin sie wollten. Zwar glaubte er nicht, dass die Agenten ihnen Schwierigkeiten machen würden, aber die beiden waren sich auch einig, dass Axsidus nicht über jede Liewanenmission bescheid wissen musste. Also schüttelten sie ihre Verfolger ab und flogen, als Ablenkungsmanöver, zuerst zum Silbergebirge. Das war eine kluge List, denn hierher wurden in letzter Zeit viele Liewanen geschickt, um zu verhindern, dass Dorroks Anhänger sich dort festsetzten. Hier war es dann ein Leichtes, die Verfolger abzuschütteln und das Gebirge am südlichen Ran d wieder zu verlassen, dann durch einen Teil der Arahas-Wüste und durch die endlosen Steppen des südöstlichen Lagrosiea zu wandern. So gelangten Heggal und Kopriep in die Hafenstadt Darsan.
Hier wurde es jedoch erst richtig unangenehm. Zwar hatten die Liewanen schon im Gebiet vom Pakt der Könige einen großen Teil ihrer Beliebtheit eingebüßt, hier jedoch wurden noch die alten barbarischen Sitten aus der Zeit vor dem Pakt gepflegt und es galt fast als schick, sich eher Dorrok anzuschließen. So wanderten Heggal und Kopriep sicherheitshalber inkognito durch diese Gegend. V erkleidet und nach dem Zahlen von gewissen Schmiergeldern, war es den beiden schnell gelungen, ein Schiff zu finden, das sie zu ihrem wirklichen Ziel bringen würde.
Nun hatte Heggal die Insel und die gleichnamige Hauptstadt vor Augen und ihm wurde bewusst, dass sich das ganze Land auf den Krieg vorbereitete . Auf der ganzen Seereise war ihnen kein einziges Schiff begegnet, das nicht mit schweren Kanonen bestückt war und dessen Bordwände mit Stahlplatten verstärkt wurden. Die Dörfer und Städte, die sie bei ihrer Wanderung durchquert hatten, standen kaum noch unter einer geordneten Herrschaft, denn die Fürsten und Könige hatten ihre Streitmächte zusammen gezogen, um sich vor dem drohenden Krieg zu schützen. Die Ortschaften wurden nun von Me l litzen und Bürgerwehren mehr terrorisiert, als geschützt. Überall lauerten Dorroks Spione, die Heggal teilweise vom Ausbruch aus dem Felsenturm bekannt waren.
´Das Böse ist auf dem Vormarsch`, dachte Heggal und ein düsterer Ausdruck breitete sich auf seinem Gesicht aus .
„So mein Alter“, rief eine unangenehme Stimme und riss Heggal aus seinen trüben Gedanken . „W ir haben unser Ziel bald erreicht. Nur noch eine Stunde, dann legen wir an.“ Der Kapitän des Schiffes glich einer Mischung aus Seeräuber und Klabautermann. Nur nach Zahlung eines großzügigen Schmiergeldes hatte er überhaupt in Erwägung gezogen, Heggal mitzunehmen. Heggal hatte den Verdacht, dass es ihm nur deshalb gelungen war, zu verhindern, dass die Mannschaft ihn und Kopriep ausgeraubt und gelyncht hatten, weil er sich einige Stunden nach der Abfahrt als Liewanen zu erkennen gegeben hatte. Danach wurde es eine recht ruhige Überfahrt.
Aus dem Gesichtausdruck des Kapitän Bierok, konnte Heggal schließen, dass dieser doch noch etwas aus den beiden Passagieren heraus schlagen wollte. „Die Stadt ist voller, na ja sagen wir mal, gewaltbereiter Leute“, begann er , „Leute, die auf Liewanen nicht gerade gut zu sprechen sind und die in große Rage geraten würden, wüssten sie, dass sich Liewanen auf der Insel befinden. Leute die, wenn sie wüssten, wie du aussiehst und wohin du gehst, ziemliche Probleme machen würden, egal wie mächtig du bist. Es sei denn, du würdest unserem Schiff, meiner Mannschaft und natürlich ihrem bescheidenen Kapitän eine großzügige Spende vermachen. Das würde unser Gedächtnis wohlmöglich versagen lassen, wenn man uns nach dir fragte.“
Heggal war zu erfahren, um sich darauf einzulassen. Er wusste, was der Kapitän vorhatte. Er und seine Mannschaft wollten ihm und Kopriep alles Geld abknöpfen, was sie dabei hatten und dann, alles was sie über die beiden wussten, in der Stadt an den Meistbietenden verkaufen. Doch das wollte Heggal nicht zulassen , und er würde Kapitän Bierok einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen.
„Da hast du wohl Recht“, mei nte Heggal scheinbar resigniert.
„U ns bleibt wohl nichts anderes übrig, als eine Spende zu leisten“, sp ra ch Kopriep im gleichen ergebenen Tonfall , „die Probleme, die wir bekommen könnten, wären wirklich fatal .“ O ffenbar hatte er Heggal s Plan begriffen .
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