Lagrosiea - Die Silberhalle (German Edition)
„F ast vergleichbar mit den Problemen, die ihr mit den Piraten und Gangstern bekommen würdet, denen ihr Schutzgelder zahlen müsst, wenn sie erfahren, wie viele Geschäfte ihr hinter ihrem Rücken macht. Die Folgen für euch wären absolut tödlich!“
Nun konnten Heggal und Kopriep beobachten, wie der berechnende Ausdruck von Bieroks Gesicht verschwand , und der Kapitän Stück für Stück immer bleicher wurde.
Eine Stunde später marschierten die beiden durch den weitläufigen Hafen der Inselhauptstadt. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt. Bald würde es stockdunkel sein. „Wollen wir diese Gangster wirklich einfach so zurücklassen?“ , fragte Kopriep , „sie könnten immer noch versuchen, Informationen über uns zu verkaufen.“
„Glaube ich nicht. Nachdem wir gedroht haben, zu verraten, was die für krumme Dinger abziehen, werden sie alles daran setzten, unsere Anwesenheit auf der Insel geheim zu halten “, Heggal schmunzelte . „J etzt helfen sie uns sogar.“
Sie hatten einen der vielen Hafenausgänge erreicht und betraten nun die Wohn- und Geschäftsviertel von Dibuda, eine wirklich unangenehme Gegend. Heggal und Kopriep hatten auf ihren Reisen schon so manches zwielichtige Verbrechernest gesehen, doch nie war es so groß und so offensichtlich durchorganisiert. Man konnte sehen, dass dieser Ort schon bessere Zeiten gesehen hatte. Vor einigen Jahrzehnten, dass wusste Heggal noch, war diese Insel eine Blüte des Handels und des Wohlstands. Doch dann folgte der Niedergang. Schon lange wurden die Handelsschiffe, die reiche Beute versprachen, von Piraten heimgesucht. Das war lange kein Problem, denn die großen Handelsschiffe wurden von schwer bewaffneten Söldnertruppen bewacht. Doch die Überfälle nahmen immer mehr zu und die Ausgaben für die Bewachung wurde n immer höher . S o war der Seehandel ernsthaft beeinträchtigt , bis er schließlich fast ganz eingestellt wurde. Eine große Handelsfamilie nach der anderen ging Bankrott. Ganze Stadtteile verarmten und schon bald zwang die Armut ehemals ehrenwerte Leute in die Kriminalität. Die Ergebnisse waren unübersehbar. Das gut geschulte Liewanenauge erblickte, dass an fast jeder Straßenecke kriminellen Geschäften nachgegangen wurde. Von kleinen Gaunereien, bis zu einem Niveau, be i dem selbst ein alter Haudegen wie Heggal bleich wurde.
Doch ihn beschäftigte noch etwas anderes, die Tatsache, dass er und Kopriep verfolgt wurden. „Hast du sie auch gesehen?“ , fragte Heggal den Kobold.
„Sind ja wohl kaum zu übersehen“, meinte Kopriep mitleidig , „zwei bis drei Verfolger, würde ich sagen.“
„Genau drei!“ , korrigierte Heggal, „scheinen nicht viel Erfahrung zu haben.“
„Offensichtlich“, flüsterte Kopriep , „wollen wir sie uns schnappen? Es könnten die Leute von Bierok sein.“
„Glaube ich nicht. Der hat viel zuviel angst, um sich doch noch mit uns anzulegen. Trotzdem will ich mir diese Band e mal ansehen, die so interessiert an uns zu sein scheint.“
„Also ein Hinterhalt?“ , fragte Kopriep mit einem listigen Lächeln.
„Ein Hinterhalt!“ , nickte Heggal, das Lächeln erwidernd.
Routiniert gingen die beiden in Stellung. Heggal schlüpfte, wie zufällig, in eine Gasse zwischen zwei Häusern, während Kopriep auf der anderen Straßenseite zwischen einigen Kisten verschwand. Beide waren so schnell, dass niemand in ihrer Umgebung etwas mitbekommen hatte, besonders nicht in der beginnenden Dunkelheit. Nun verharrten sie und warteten auf das Erscheinen ihrer Verfolger. Es dauerte nicht lange, bis diese in Sicht kamen. Zuerst waren nur ihre Schatten zu erkennen. Doch schon diese verrieten Heggal einiges. Der erste führte die Gruppe entschlossenen Fußes an. Er verströmte Zuversicht und Ehrgeiz, und schien in erster Linie seinen Kopf durchsetzen zu wollen. Die zweite Person drückte das genaue Gegenteil aus. Sie war lang, dünn und schien sich ganz und gar zu langweilen. Ihr war anzumerken, dass sie die gesamte Situation für Zeitverschwendung hielt und sie nur dabei war, weil der Anführer sie dazu gedrängt hatte. Ein wiederum ganz anderes Bild bot die dritte Person. Von den Bewegungen her, schloss Heggal auf ein junges Mädchen. Sie wirkte weder motiviert noch gelangweilt, sondern im höchsten Maße verängstigt, hatte den Kopf eingezogen und blickte ununterbrochen von links nach rechts. Dabei knetete sie ununterbrochen ihre Hände. Offenbar war ihr die Situation höchst
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