Lakefield House (German Edition)
Nicht wahr, Kleine?“ Sie tätschelte Lizzy noch einmal. „Sie war früher eine Schönheit, war in Sligo auf der Rennbahn. Warum sie Ed damals überhaupt gekauft hat, weiß ich nicht mehr … Gut, dass Sie sie gefunden haben.“ Sie lächelte Rebecca offen an, ihre Augen waren braun gesprenkelt und sahen denen von Connor überhaupt nicht ähnlich. „Sie haben ihr das Leben gerettet. Ihr und dem Fohlen!“
„Es war pures Glück.“ Rebecca streichelte Lizzys stumpfes Fell. Dass sie einmal eine Schönheit gewesen war, konnte sie sich nicht vorstellen. „Vielleicht revanchiert sie sich einmal bei mir.“
„Ja, vielleicht.“ Shannon leerte ihren Whiskey mit irischer Routine, gab Connor das Glas zurück und packte ihre Sachen in ein Köfferchen. „Wir sehen uns Bruderherz.“
Er küsste sie auf die Stirn. „Mach’s gut.“
Nachdem Shannon gegangen war, schwiegen sich Rebecca und Connor eine Zeitlang an. Als das Schweigen zu quälend wurde, holte Rebecca Luft. „Danke“, sagte sie.
Connor schenkte ihr ein Glas Whiskey ein und hielt es ihr lächelnd entgegen. „Bitte.“
Rebecca erwachte mitten in der Nacht. Ihr Nacken schmerzte schrecklich, sie rieb ihn sich und fiel dabei schier vom Stuhl. Sie saß auf einem Stuhl? Warum? Allmählich fiel ihr ein, dass sie am Schreibtisch eingeschlafen war, während sie ein neues Collier skizziert hatte. Sie sah die beschriebenen Blätter vor sich, Dutzende von Seiten, beschrieben, und doch …
Sie betrachtete die Worte auf dem weißen Papier? Waren es denn überhaupt Worte? Sie hatte etwas geschrieben ja, aber sie konnte es nicht lesen. Zuerst dachte sie nur, dass sie ihre Schrift nicht recht entziffern konnte, doch dann begriff sie, dass das Geschriebene in einer fremden Sprache, mit fremden Buchstaben verfasst war. Und doch in ihrer Schrift. Rebecca bekam Panik. Sie raffte die Blätter zusammen und knüllte sie in den Papierkorb. Nervös fuhr sie sich mit den Händen durchs Haar. Wenigstens hatte der Pfau aufgehört zu schreien. Mühsam versuchte sie sich zu beruhigen, stand auf und streckte sich. Im Schlafzimmer war es kalt geworden, weil die Balkontüre noch offen stand. Der Regen hatte sich ins Zimmer gedrängt und ein kleiner See aus Regenwasser stand auf dem Boden. Rebecca warf achtlos ein Badetuch darauf, das die Flüssigkeit schnell aufsaugte. Beim Blick durch die verregnete Glasscheibe hätte sie schwören können, dass wieder jemand über den See fuhr. Doch sie war zu aufgewühlt, um sich damit zu beschäftigen.
Wenn jemand allen ernstes bei diesem Wetter meinte auf ihrem See herumrudern zu müssen, dann war das schon Strafe genug. Außerdem war es nur ein junges Mädchen, dachte sie sich, sie würde wohl sicher nicht in ihr Haus einbrechen.
Ihren Nacken massierend ließ sich in die Kissen fallen und war im nächsten Moment eingeschlafen.
Als Rebecca am nächsten Morgen seit Tagen zum ersten Mal ohne Kopfschmerzen in die Küche spazierte und durch die gläserne Terrassentür blickte, stand Connor McHugh im strömenden Regen und arbeitete am Pavillon. Sie zog die Tür auf.
„Was machen Sie denn da?“, rief sie hinaus.
Connor McHugh fuhr herum und rutschte beinah von der glitschigen Leiter. Rebecca ging schnell hinaus. Da sie sich bereits ans irische Wetter gewöhnt hatte, stand ein Regenschirm griffbereit. Sie nahm ihn und ging in den Garten.
Der Schmied kam gerade von der Leiter herunter. Rebecca hielt ihm den Schirm über den Kopf.
„Was machen Sie denn?“, fragte sie noch einmal.
Er war nass bis auf die Knochen, sein weißes Hemd klebte an seiner Brust und der Regen tropfte ihm von der Nasenspitze. Dass sich sein Haar offenbar lockte, wenn es nass wurde, registrierte sie nur beiläufig.
Er lächelte. „Ich baue Ihren Pavillon auf.“
„Bei diesem Wetter?“
„Natürlich. Ich habe Ihnen doch versprochen, dass er morgen fertig sein würde.“
„Aber doch nicht so!“ Rebecca packte ihn am Ärmel und zog ihn hinter sich her in ihre Küche. Sie pflanzte ihn auf einen der Stühle und brachte ihm ein Handtuch. „Sie holen sich noch eine doppelseitige Lungenentzündung.“
„Ach, ich bin zäh.“ Er frottierte sich die Haare und legte das Handtuch über die Stuhllehne, dann stand er auf. Seine Haare standen in wilden Stacheln ab und das durchnässte Hemd gestattete Rebecca einen erneuten Blick auf seinen erstaunlichen Oberkörper. „Ich werde mich umziehen gehen. Wollen Sie mitkommen?“ Connor McHugh lächelte über Rebeccas
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