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Lakefield House (German Edition)

Lakefield House (German Edition)

Titel: Lakefield House (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Washington
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konnte man im Tageslicht noch besser erkennen. Ihre Rippen und Hüftknochen standen spitz hervor, ihr stumpfes Fell war staubig und von verkrusteten Striemen übersät. Die Mähne und der Schweif waren wundgescheuert. Ihr Blick war leer, die Nüstern gebläht und die zarten Maulwinkel fest zusammengepresst. Zaghaft streichelte Rebecca Lizzy über die Stirn.
    Connor McHugh kam mit einer Zange und einem gebogenen Messer zurück. Er hatte sich seine Lederschürze umgebunden und legte das Werkzeug auf den Boden, um mit beiden Händen Lizzys Vorderbeine abtasten zu können.
    „Das Bein, auf das sie nicht treten will, ist am Kronrand, das ist hier direkt über dem Huf, viel heißer. Fühlen Sie mal!“
    Rebecca ging neben dem Schmied in die Knie. Obwohl er noch immer schwitzte, roch er frisch geduscht. Rebecca beschloss kurzerhand es für eine Sinnestäuschung zu halten und berührte die Stelle über dem Huf. „Eine Entzündung?“
    „Ich schätze ja. Sehen Sie die Hufe? Sie sind viel zu lang und an den Rändern ausgebrochen.“ Er nahm Lizzys Huf auf und begann die Hufsohle mit der Zange abzutasten.
    „Was machen Sie jetzt?“
    „Ich versuche herauszufinden, wo die Entzündung liegt.“
    Lizzy riss plötzlich den Kopf in die Höhe und zerrte das Bein weg. „Ja, da dürfte es sein.“ Connor zog sich einen Schuh und eine Socke aus. Rebecca frage sich, wozu das gut war, sprach ihre Zweifel aber nicht laut aus. Schließlich war sie – obwohl sie das nie zugegeben hätte – gottfroh, dass ihr jemand mit der Stute half. Der Schmied nahm das Messer und schnitt Teile ihres Hufes aus. „Halten Sie sie fest. Das könnte ihr noch mal weh tun!“
    Sie krampfte ihre Finger um Lizzys Halfter. Wie Connor es vorhergesehen hatte, riss sie den Kopf noch einmal in die Höhe, und kugelte Rebecca bei der Gelegenheit schier die Schulter aus.
    „Ist ja schon gut, Mädchen. Wir haben’s ja schon.“
    „Was haben wir?“
    „Sie hat ein Hufgeschwür. Ein eingewachsener Stein hat sich entzündet und einen Eiterherd gebildet. Ich hab ihn aufgeschnitten.“
    Der faulige Geruch des Eiters, der von Lizzys Vorderhuf ins Gras tropfte, stieg Rebecca in die Nase und ließ sie aufstöhnen.
    Connor McHugh betrachtete sie prüfend. „Sie kippen mir doch jetzt nicht um, oder?“
    Rebecca spürte erst, dass ihr Tränen der Wut in den Augen standen, als sie den Kopf schüttelte. „Wer lässt ein Tier nur so leiden?“ fragte sie mehr sich selbst und spürte, dass der Schmied sie noch immer betrachtete.
    Er legte ihr die Hand auf die Schulter und wusste nicht, ob es eine tröstende Geste war, oder ob es an dem eigenartigen Gefühl von Stolz lag, weil sie das Pferd gerettet hatte, obwohl sie wusste, wie überfordert sie damit sein würde.
    „Ein schlechter Mensch“, antwortete er. Dann nahm er seine Socke und zog sie über den Huf der Stute. „Das hält fürs Erste den Dreck fern. Aber sie wird den Tierarzt brauchen.“
    „Sicher.“ Rebecca war als würden die Schmerzen der Stute direkt auf sie übergehen. Sie beeilte sich ihre Tränen wegzublinzeln. „Ist es denn gefährlich, was sie hat?“
    Connor schüttelte den Kopf und hob seinen Schuh auf. „Lebensgefährlich ist es nicht, jedenfalls nicht, wenn man das Hufgeschwür richtig behandelt. Sie braucht Antibiotika, ein Schmerzmittel und dringend eine Wurmkur.“ Er fuhr ihr über die spitz hervorstehenden Hüftknochen. „Außerdem einen großen Eimer Kraftfutter und einen trockenen Stall.“
    „Können Sie Lizzy bei sich unterbringen?“
    „Wenn Sie das möchten, natürlich. Allerdings wird sie wohl bald eine etwas größere Box brauchen.“
    „Warum denn? Sie ist doch viel schmaler und kleiner als Ihre Pferde?“
    „Natürlich ist sie das. Sie ist eine Vollblutstute. Aber sie ist eine sehr, sehr tragende Vollblutstute.“
    Rebecca schüttelte ungläubig den Kopf. „Tragend? Soll das heißen, sie ist schwanger?“
    Connor grinste über beide Ohren. „Hat Ed Ihnen das nicht erzählt?“
    „Sie ist doch so abgemagert, wie kann sie denn da schwanger sein?“
    „Nun, abgemagert oder nicht. Sie wissen doch, was passiert, wenn man ein hübsches Mädchen mit einem starken Jungen allein lässt?“ Er verschränkte lachend die Arme vor der Brust und stellte dabei auf ärgerlichste Weise seine Muskeln zur Schau.
    Rebecca verdrehte die Augen und verpasste sich im Geiste eine schallende Ohrfeige für ihre blöde Frage.
    „Na, Sie müssen es ja wissen“, murmelte sie und hob ihre Strickjacke

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