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Lakefield House (German Edition)

Lakefield House (German Edition)

Titel: Lakefield House (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Washington
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schien ein Sturm aufgezogen zu sein. Der Regen peitschte ihr fast waagrecht ins Gesicht. Und tatsächlich war es, wie sie befürchtet hatte. Das Mädchen, das sie schon während Elenas Besuch zweimal auf dem See zu sehen gemeint hatte, ruderte am Ufer entlang. Da in dieser Nacht kein Nebel aufgezogen war, konnte Rebecca sie gut erkennen. Sie saß in einem Boot, das über die Seeoberfläche glitt, scheinbar unbeeindruckt vom Gang der Wellen. Sie sah zu Rebecca empor, sah ihr direkt in die Augen, hob langsam, fast wie in Zeitlupe, den Arm und winkte ihr zu. Rebecca sah ihr noch einen Augenblick nach, doch dann konnte sie nicht mehr anders: sie musste ihrer Geste folgen.
    Sie schloss die Tür hinter sich und ging hinab ans Ufer; ohne Schirm, ohne sich etwas überzuziehen, ohne nachzudenken. Sie fror nicht, als sie das kleine Boot, das sie soeben mit Sean am Steg festgemacht hatte, losband und hineinkletterte.
    Das Boot des Mädchens war schon fast außer Sichtweite. Rebecca fädelte schnell die Paddel in die Rudergabeln und ruderte ihr nach.
    „Hallo?“ Rebecca rief in die stürmische Nacht hinein. „Warte doch!“
    Das Mädchen saß in seinem Boot, winkte Rebecca auf beinah kindliche Weise, obwohl sie aus der relativen Nähe betrachtet doch schon etwas älter, fast erwachsen schien.
    Obwohl es dunkel war, waren ihre Züge zu erkennen. Sie hatte ein rundliches blasses Gesicht mit dunklem Haar und dunklen Augen. „Warte doch!“, rief Rebecca noch einmal.
    Das Mädchen winkte noch immer, bewegte keine Miene dabei, und alles, was Rebecca im Sausen des Sturmes hören konnte, war der Schrei eines Pfaus. Plötzlich war das Mädchen verschwunden. Rebecca fuhr in ihrem kleinen Boot herum, sah nach links und nach rechts, sah hinter sich, doch es war weg. Der Wind hatte schlagartig aufgehört. Das Boot knarrte unter ihr, das Paddel lag auf dem schweigenden Wasser. Rebecca war in Richtung Connors Steg gefahren, doch jetzt sah sie nichts um sich herum. Es war plötzlich dunkel und still. Nicht einmal der Regen war mehr zu hören und es fühlte sich an wie die gespenstische Stille im Auge eines Tornados.
    Rebecca hielt die Luft an, ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Für einige Sekunden ließ sie das Boot auf dem Wasser treiben, dann plötzlich ertönte der Schrei des Pfaues so laut und durchdringend, als wäre der Vogel direkt neben ihrem Ohr. Sie schrie auf, fuhr herum und sah nur noch das farblose, regungslose Gesicht des Mädchens, das seine nasse Hand nach ihrem Gesicht ausstreckte. Rebecca fuhrwiederumschreiend zurück, verlor den Halt, glitt in dem nassen Boot aus und fiel.
     
     
     

V
     
    Connor schob eine außerordentlich nahrhafte, tiefgekühlte Pizza Margherita in den Backofen und warf die Plastikverpackung in den Mülleimer.
    April saß auf dem Fenstersims und scharrte an der Scheibe, als wollte sie sich hindurch graben.
    „Was ist denn mit dir? Es regnet doch. Du willst jetzt nicht raus.“
    Sie miaute und kratzte wie eine Besessene an der Scheibe. „April, bitte.“ Er nahm die Katze vom Sims und setzte sie auf den Boden. Sofort sprang sie wieder hinauf. „Meine Güte, das muss ja wichtig sein.“ Er öffnete das Fenster und ließ die Katze hinaus. Als er ihr hinterher sah, fiel sein Blick auf den See. Augenblicklich gefror ihm das Blut in den Adern. „Oh Gott …“
    Am Ufer angekommen sprang er ohne nachzudenken mit einem Hechtsprung in die eisige Schwärze. Sein Herz blieb bei der Kälte fast stehen, sofort wurden seine Finger und Arme taub. Er griff nach Rebeccas reglosem Körper und zerrte sie mit sich an Land. Hastig beugte er sich über sie. Sie atmete nicht, ihre leblosen Augen waren halb geöffnet und ihre normalerweise milchig weiße Haut bläulich. Er strich ihr das Haar aus der Stirn, während er ihren Puls fühlte. Mit einen Stoßgebet stellte er fest, dass ihr Herz noch schlug.
    Hastig legte er sie gerade auf den Rücken, überstreckte ihren Nacken und kniff ihr die Nase zu, um sie zu beatmen. Sofort beim ersten Mal bäumte sie sich auf und würgte das Wasser aus ihren Lungen, sie hustete, keuchte, blinzelte orientierungslos. Ihre Hände griffen nach ihm, ohne ihn zu erkennen, packten seine Arme, zerkratzten panisch rudernd seine Haut. Ihr Atem ging stoßweise. Connor lachte atemlos. Ein unbeschreibliches Glück überfiel ihn. Sie lebte. Oh Gott, danke!
    „Alles ist gut“, flüsterte er. „Alles wird gut.“
    Er hob sie auf und merkte, wie sie in seinen Armen von neuem das Bewusstsein

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