Lakefield House (German Edition)
zwischen seinen Fingern, offenbar bedauernd, dass es leer war und dennoch nicht im Stande sich nachzuschenken.
Liebend gerne hätte ihn Rebecca für verrückt erklärt, doch all die Geschehnisse und Vorfälle, die Visionen und das in einer fremden Schrift Aufgeschriebene, das Gefühl nicht allein in Lakefield House zu sein, waren einfach zu real.
„Und selbst wenn es der Geist von Debora wäre, was wollte sie dann auf dem See? Warum spukt sie nicht in Strandhill?“
„Weil sie nicht nur eine Kopfverletzung, sondern auch Wasser in den Lungen hatte; Süßwasser. Um ganz genau zu sein, das Wasser Ihres Sees.“
„Sie ist ertränkt worden?“
„Man weiß nicht, was sie im Endeffekt getötet hat, das Wasser oder die Wunde. Alles in allem ist das ja auch egal.“ Nun stand er doch auf und goss sich einen Whiskey nach, einen doppelten.
„Aber warum ist sie getötet worden?“
„Ich weiß es nicht. Bei Gott, ich weiß es wirklich nicht.“ Connor schüttelte den Kopf. „Aber ich bitte Sie inständig, Rebecca, gehen Sie nicht mehr auf den See. Ich weiß nicht warum Deboras Geist keine Ruhe findet. Er scheint nur Ihnen zu erscheinen, sonst hat ihn noch Keiner gesehen. Halten Sie sich fern vom See, wenigstens nach der Dämmerung. Versprechen Sie mir das!“
Connor schien von seiner Geistergeschichte sehr überzeugt zu sein. Und ganz unberührt ließ sie Rebecca auch nicht. Denn fest stand, dass das was sie gesehen, gespürt und geschrieben hatte, sich nicht mit gewöhnlichen Erklärungen herleiten ließ.
„Ich versuche es.“ Sie trank ihr Wasser leer und starrte ins Feuer. Sie hatte es nicht eilig in ihr Haus zurückzukehren. Wenn sie ehrlich war, hatte sie sogar Angst davor.
„Sie bleiben heute Nacht hier“, erklärte Connor bestimmt, als hätte sie ihre Gedanken laut ausgesprochen. „Ich habe ein Gästezimmer, da können sie den Rest der Nacht verbringen.“
Rebecca widersprach nicht und stand auf. Sie war etwas wackelig auf den Beinen und hielt sich an Connor fest, der ihr seinen Arm anbot. Ihre zierlichen Hände wirkten darauf verloren. Er führte sie ins Gästezimmer, schlug die Decke zurück und half Rebecca sich hinzulegen. „Wenn etwas ist, rufen Sie oder klopfen gegen die Wand. Ich bin im Zimmer nebenan.“
Sie nickte schwach. Als er aufstehen wollte, hielt sie seine Hand fest und noch ehe er reagieren konnte, hatte sie die Arme um ihn geschlungen und ihr Gesicht an seiner Schulter vergraben. Connor hielt den Atem an. Als sie sich nicht rührte, legte er seine Arme um ihren Rücken und drückte sie sacht. Die Gefühle überschlugen sich in ihm. Sie war so weich und zart.
„Ich danke Ihnen“, flüsterte sie. Er spürte, dass sie den Tränen nahe war. „Für alles. Sie haben mir das Leben gerettet.“
Er wollte sie aufmuntern, irgendetwas sagen, dass sie davon abhielte zu weinen. Er wusste, er würde es nicht ertragen können, sie weinen zu sehen. Da stand plötzlich seine Rettung auf der Türschwelle.
„Das war eigentlich vielmehr sie“, sagte er leise und löste sich aus Rebeccas Armen. Als sie ihn verständnislos ansah, nickte er in Richtung Tür. Rebecca lachte leise, als sie April sah, und konnte dennoch nicht verhindern, dass ihr eine Träne über die Wange rollte. Noch ehe sie sie wegwischen konnte, tat Connor es. Er verrieb die salzige Flüssigkeit zwischen seinen Fingern und lächelte. „Sie muss es gesehen haben. Sie stand am Küchenfenster und wollte unbedingt hinaus. Und nur weil sie so nervtötend an der Scheibe kratzte, hab ich das Fenster aufgemacht und Sie gesehen.“
April sprang auf das Bett und fing an schnurrend die Bettdecke durchzukneten. Dann kam sie zu Connor und Rebecca ans Kopfende und legte sich kurzerhand zwischen die beiden auf Connors Hand. Rebecca lächelte und ihre Tränen waren verschwunden.
„Sie hat ein etwas einnehmendes Wesen“, räumte er ein und zog vorsichtig seine Hand unter der Katze vor. Natürlich schlief sie nicht, aber sie würde den Teufel tun, und sich einen Millimeter bewegen.
„Na,als einer meiner Lebensretter hat sie ja auch jedes Recht dazu.“
„Sagen Sie ihr das nicht. Sie wird noch ganz eingebildet.“ Er stand vom Bett auf und trat einen Schritt zurück. „Dann will ich die Damen jetzt schlafen lassen.“ Er verneigte sich höflich und schloss die Türe hinter sich. Rebecca hörte die Fußbodendielen unter seinen Schritten knarren, spürte das seidige Fell der Katze unter ihren Fingern, dann schlief sie ein.
*
Als
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