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Lakefield House (German Edition)

Lakefield House (German Edition)

Titel: Lakefield House (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Washington
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und begann zu lesen. „Das ist gälisch.“
    „Aha.“
    „Es ist …“ Sein Gesichtsausdruck verlor das Lächeln und wurde todernst. „Wo haben Sie das her?“
    „Was ist es denn?“
    „Sagen Sie mir zuerst, wo Sie es herhaben!“ Sein Ton verriet überdeutlich, dass er auf eine Antwort bestand. Rebecca sah keinen Grund ihm nicht ehrlich zu antworten, obwohl ihr Herz mit einem Mal anfing wie wild zu pochen.
    „Es ist von mir!“
    „Das ist eine Lüge!“, fauchte er.
    „Nein, verflucht!“
    Er stand wutentbrannt auf. „Das hier ist ein Gedicht, das Debora geschrieben hat! Und ich weiß das, weil sie es mir zum Geburtstag geschenkt hat, vor neunzehn Jahren! Also sagen Sie mir verdammt noch eins, wo Sie dieses Gedicht her haben!“
    Rebecca sah fassungslos zu ihm empor. Sie wollte auf Connors Wutausbruch mit einer Reihe von Verwünschungen antworten, doch sie hatte nicht die Kraft.
    Er bemerkte offenbar ihre Bestürzung und setzte sich etwas beschämt auf seinen Stuhl zurück. „Tut mir leid. Ich wollte Sie nicht …“
    „Ich habe es geschrieben“, sagte Rebecca leise. „Ich kenne die Sprache nicht, ich kenne die Worte nicht. Aber die Schrift ist meine. Ich kann mich auch nicht erinnern, wie oder wann ich es geschrieben habe, aber jedes Mal wenn ich morgens aufwache, sind es noch einige Blätter mehr. Es ist meine Schrift, verstehen Sie, Connor, meine Schrift!“ Nun schrie sie doch, aber nicht aus Wut, sondern aus Verzweiflung.
    Er blickte sie über den Tisch hinweg ungläubig an, während Rebecca um Fassung rang. Sie strich sich das Haar über die Schulter zurück und umfasste ihre Kaffeetasse mit beiden Händen. Durch die gekippte Verandatür war Sean im Schuppen zu hören.
    „Ist das wirklich wahr?“, fragte Connor schon wesentlich friedlicher.
    „Ja, das ist wahr. Ich weiß nicht …“ Sie schüttelte den Kopf und musste gegen die Tränen ankämpfen. „Ich weiß einfach nicht, was mit mir geschieht.“
    „Das weiß ich auch nicht. Aber ich rate Ihnen nach wie vor: halten Sie sich vom See fern.“
    Das Ermahnende in Connors Stimme überzog selbst an diesem sonnigen Morgen Rebeccas Körper mit einer Gänsehaut. Sie nickte. „Was steht da?“
    Connor sah auf das Blatt in seinen Händen. Seine Stirn lag in Falten. Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, ob …“
    „Ich schreibe Worte, die ich nicht verstehe, in einer Sprache, die ich nicht kenne, von einer Frau verfasst, die seit Jahren tot ist. Und sie zögern auch nur eine verfluchte Sekunde mir das zu übersetzen?“ Rebeccas Stimme war kurz davor zu brechen.
    Connor atmete tief durch.
     
„Weiß ist mein Herz für dich.
Fühlst du mein Sommerlachen?
Schmeckst du den Traum auf meinen Lippen?
Wie hold dein Licht in meiner Seele glüht,
und horche, Glücklicher, in den Augen eines weißen Kindes galoppiere ich in dein Herz zurück.“
     
    Er faltete das Blatt zusammen und legte es auf den Tisch ohne aufzusehen. Rebecca betrachtete ihn schweigend. Sie nahm die zerknitterte Seite und schaute sie an, als könnte sie das Gedicht plötzlich lesen. Doch es blieben unverständliche Zeichen für sie.
    „Sie haben mit ihr geschlafen.“ Ihre leise aber endgültige Stimme durchschnitt das Schweigen wie ein Messer.
    Connor sah nickend auf. „Sie hat mich geliebt.“
    „Und Sie sie nicht?“
    „Ich habe sie sehr gern gehabt. Aber …“ Er schüttelte den Kopf, sein Kinn zitterte. Rebecca konnte es kaum ertragen ihn so verletzlich zu sehen. „Bei Gott, nein, geliebt habe ich sie nicht. Ich wünschte, ich hätte es. Dann wäre sie vielleicht noch am Leben.“
    „Wie meinen Sie das?“
    Connor fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. „An dem Abend als sie starb, haben wir uns gestritten.“
    „Worum ging es?“
    „Ich wollte Schluss machen.“ Er schüttelte den Kopf. „Wir hatten eine tolle Zeit. Ich war sehr jung, als wir zusammenkamen, völlig unreif. Ich wollte Debora unbedingt haben, aber nicht weil ich sie liebte, sondern weil sie das hübscheste Mädchen im Dorf war. Jeder Junge wollte sie haben, und ich habe gewonnen.“
    „Und als Sie sie hatten, wollten Sie sie wieder loswerden?“
    „Nein. Ich war gerne mit ihr zusammen, aber ich liebte sie nicht. Und deswegen kam mir alles wie eine riesige Lüge vor. Das sagte ich ihr.“
    Rebecca verschränkte die Arme auf dem Tisch. „Wie hat sie reagiert?“
    „Sie hat geweint. Ich konnte sie noch nie weinen sehen. Sie war so verletzlich, so schwach, und ich war ein riesiger,

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