Lakefield House (German Edition)
Lippen gerötet. Sie sah unglaublich sexy aus.
„Verdammte Sicherheit am Steuer, hm?“ Ihr Lächeln war so verführerisch, dass Connor schwindlig wurde.
„Morgen früh gleich als erstes schneide ich die Gurte aus dem Wagen“, erklärte er grimmig.
Sie lachte und schnallte sich ab. „Bis morgen, Connor.“
Er sah ihr nach, bis sie im Haus verschwunden war. Dann sank sein Kopf aufs Lenkrad, während er versuchte sein Herz und andere Körperteile zu beruhigen. „Verdammt“, murmelte er.
Als Rebecca die Tassen in die Spülmaschine räumte und die Pläne und Materiallisten auf dem Küchentisch zusammenschob, ertappte sie sich dabei, wie sie fröhlich vor sich hin summte. Sie hatte an diesem Nachmittag bestimmt nicht mit einem Kuss gerechnet. Connor McHugh war zweifellos attraktiv, auf seine Weise, und ihr wurde zugegebenermaßen schwummrig, wenn sie an seine Berührung dachte. Doch sie war nicht bereit für eine neue Beziehung. Wobei fraglich war, ob ihr Nachbar es überhaupt auf eine Beziehung abgesehen hatte. Vielleicht will er mich nur flachlegen , überlegte sie sich, und mit Händen und Füssen hatte sie sich heute ja bei Gott nicht gewehrt.
Sie stellte sich ihren Tresor zwischen den beiden Küchenfenstern vor. Sie würde eine Orchidee darauf stellen, vielleicht auch zwei. Und noch einen schönen Bilderrahmen dazu. Allerdings hatte sie keinen. Eventuell könnte sie ja von Lizzy ein Bild schießen und es rahmen. Kopfschüttelnd ließ sie von ihren Gedanken ab. Sie war regelrecht aufgedreht und musste sich dringend beruhigen.
„Der perfekte Zeitpunkt, um die Wanne einzuweihen“, murmelte sie vor sich hin.
Rebecca drehte den Wasserhahn auf und goss ihr Pfirsichschaumbad hinein. Der Duft erfüllte den Raum und ließ sie genüsslich einatmen. Sie zog sich aus und stieg in die Wanne. Die Hitze des Wassers brannte wohlig auf ihrer Haut.
Seufzend schloss sie die Augen. Doch ihre Gedanken ließen sich von einem Vollbad nicht vertreiben. Sie dachte wieder an all die eigenartigen Erscheinungen, das tote Kind und den Reporter. Im Nachhinein nagte das schlechte Gewissen an ihr, weil sie ihn beauftragt hatte Connor auszuspionieren. Besonders jetzt. Wie nur hatte sie in eine so abstruse Sache hineingeraten können? Sie versuchte es zu bereuen, dass sie jemals aus London fortgegangen war. Doch es wollte ihr einfach nicht gelingen.
Einige Zeit döste sie im dampfenden Wasser vor sich hin, rieb ihre glatten Beine aneinander und genoss das Gefühl der Ruhe, das sich allmählich doch in ihr ausbreitete.
Erst als sie kurz davor war einzuschlafen, stieg sie aus der Wanne und wischte mit der Hand über den beschlagenen Spiegel. Sie kämmte ihr Haar zurück und folgte mit beiden Händen der Kontur ihrer Wangenknochen. Als sie einen kühlen Luftzug spürte, wollte sie das Fenster schließen, bemerkte aber noch in der Bewegung, dass es gar nicht offen war. Sie wunderte sich kurz, trocknete sich aber dann das Gesicht ab. Noch während sie sich die Haut trocken rieb, wurde der Luftzug stärker. Der Pfau schrie wiederum. Rebecca sah in den beschlagenen Spiegel. Ihre rechte Schulter wurde mit einem Mal eiskalt. Sie fuhr sich mit der Hand über den Oberarm, sah an ihrer rechten Seite hinab. Plötzlich fühlte sie sich beobachtet. Da sie im Spiegel nichts sah, drehte sie sich um. Augenblicklich fuhr sie zurück, knallte mit dem Hinterkopf gegen den Spiegel.
Debora stand vor ihr, mit durchscheinender weißer Haut und dunkelbraunen Augen, die bittend, ja flehend zu Rebecca aufsahen. Diese presste ihren nackten zitternden Körper gegen die feuchten Fliesen.
„Was wollen Sie?“, hauchte sie. Die Angst lähmte ihren Körper. Debora legte den Kopf leicht schräg, formte mit den Lippen lautlose Worte, streckte ihre schmalen, toten Finger aus. Rebecca schüttelte weinend den Kopf, hielt sich die Hände vors Gesicht und rutschte an der Wand hinab. Sie kniff die Augen zusammen und umklammerte ihre Knie. Die Angst war so überwältigend, dass sie beinah ohnmächtig wurde. Das konnte, das durfte nicht real sein. Und doch spürte sie, dass es so war. Sie nahm all ihren Mut zusammen und sah auf. Der Wasserdampf kondensierte an der Fliesenwand.
Debora war verschwunden.
Rebecca hämmerte wie eine Irre gegen Connors Türe. Er öffnete verblüfft. Und sie fiel ihm direkt in die Arme.
„Was-?“ Einen Sekundenbruchteil später war ihm klar, dass sie nicht etwa wegen seines Kusses zurückgekommen war. Etwas war geschehen, sie
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