Lakefield House (German Edition)
bekam Rebecca einen alarmierten Gesichtsausdruck. „Oh Gott, wenn ich Sie … wenn Sie noch Besuch bekommen heute, dann tut es mir leid. Ich wusste ja nicht-“ Sie wollte hastig aufstehen, doch Connor drückte sie zurück auf die Couch.
„Bleiben Sie bloß sitzen“, unterbrach er sie sanft. „Ich erwarte keine anderen Frauen.“ Er hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen und stand auf.
Als Rebecca allein war, berührte sie ihren Mund mit den Fingerspitzen. Sie hatte gar nichts von einer Frau gesagt. Obwohl natürlich genau das ihr Gedanke gewesen war. Der heftige Stich der Eifersucht überraschte und schockierte sie gleichermaßen. Und überhaupt: hatte er sie tatsächlich schon wieder geküsst? Einfach so?
Zwei Männerstimmen, eine davon Connors, kamen näher.
„… und als drüben niemand aufgemacht hat, dachte ich mir, ich klingle bei dir.“
Connor führte einen Mann ins Wohnzimmer. Er wirkte etwas älter als Connor, hatte dunkelbraunes, frisch geschnittenes Haar und sah Rebecca aus kugelrunden, dunklen Augen an. Die Überraschung war ihm deutlich anzusehen. „Meine Güte, habe ich euch gestört?“, fragte er und fixierte den Bademantel.
„Rebecca, das ist Matthew Steppens, der Dorfarzt.“ Ein etwas zwiespältiger Unterton lag in Connors Worten. Rebecca zog sich den Bademantel zurecht und streckte dem Arzt ihre Hand entgegen. Ihr war nicht entgangen, dass Connor Dr. Steppens Vermutung nicht widersprochen hatte, und sie wollte ihm sicher nicht in den Rücken fallen.
„Guten Abend, Doktor.“ Sie lächelte und war froh, dass das Licht im Raum dunkel genug war, um ihre Augenfarbe etwas zu verbergen. „Sagen Sie mir nicht, Ihre Frau hätte sie geschickt.“
„Doch in der Tat.“ Er erwiderte ihr Lächeln zuvorkommend. „Und ich bin ihr dankbar dafür.“
Rebecca sah, wie Connors Miene langsam versteinerte. Sie begriff schnell, dass diese Art Komplimente dem Arzt wohl ein dorfbekanntes Maß an Charme verliehen. Wie dumm, dass Rebecca nicht einmal ansatzweise auf diese Art Schmeicheleien ansprang.
„Sie hätten sich nicht extra zu bemühen brauchen. Es geht mir gut. Ich hatte nur Kopfschmerzen.“
„Trotzdem.“ Er stellte einen kleinen ledernen Koffer, der Rebecca erst in diesem Augenblick auffiel, auf den niedrigen Couchtisch und holte ein Fläschchen heraus.
„Meine Frau schwärmt ja nur noch von Ihnen. Sie sagt, Sie wären eine so zauberhafte Person“, sagte er mit einem zustimmenden Lächeln, während er das Fläschchen aufschraubte.
„Connor könntest du uns wohl ein Glas Wasser für die Schmerztropfen holen.“ Er warf dem Schmied einen Blick zu, als wäre er sein Dienstbote.
In dem Augenblick bog April um die Ecke. Als sie den Arzt sah, legte sie die Ohren waagerecht, stellte die Nackenhaare und fauchte aus tiefster Kehle. Unweigerlich zuckte Steppens zusammen. April schien nur noch aus Zähnen und aufgestellten Haaren zu bestehen.
„Du meine Güte, was ist das denn für eine Bestie?!“ Steppens sah zu Connor auf. „Ich bin allergisch.“
„Ja, ich auch.“
Klarerweise bezog sich dieser Satz nicht auf die Katze.
„April“, tadelte Connor dann scherzhaft. „Komm, wir holen dem Onkel Doktor ein Glas Wasser.“
Als sie beide in der Küche waren, ging Connor in die Hocke und streichelte April, tätschelte ihr fest den Rücken, wie sie es gerne hatte.
„Du bist eine feine Katze. Eine kluge Katze, so eine kluge Katze. Du bekommst einen Monat lang nur noch Kalbsbries. So eine schlaue Katze … Vergiss, was ich über den Hund gesagt habe.“
Er stellte sie auf das Fenstersims und griff nach der Katzenfutterdose.
Rebecca war die Spannung zwischen den beiden Männern nicht entgangen. „Sie beide kennen sich gut?“
„Oh, ja. Wir waren gemeinsam in der Schule, kennen uns gewissermaßen von Kindesbeinen an. Könnten sie wohl den linken Ärmel zurückkrempeln?“
Rebecca schlug den Ärmel zurück, sich dabei der Tatsache bewusst, dass sie unter dem Mantel unglücklicherweise nackt war. Matthew Steppens legte die Manschette an, klemmte sich das Stethoskop in die Ohren und fing an auf seinem kleinen Blasebalg zu pumpen. Rebecca hasste den Klammergriff der Blutdruckmanschette, und war sehr froh, als er allmählich nachließ. Steppens entfernte sie schließlich ganz.
„111 zu 58“, sagte er nachdenklich und fühlte ihren Puls. „Das ist ziemlich niedrig. Haben Sie öfters Schwierigkeiten mit dem Kreislauf?“
„Eigentlich nicht.“
„Schwindel oder
Weitere Kostenlose Bücher