Lakefield House (German Edition)
zitterte am ganzen Leib. Er musste sie stützen damit ihre Knie nicht nachgaben, als er sie ins Wohnzimmer führte.
Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und versuchte ihren hysterischen Blick zu fixieren. Ihre violetten Augen fanden weder an ihm noch an irgendetwas anderem im Raum Halt.
„Rebecca, was haben Sie denn?“ Seine Stimme war leise, fast hypnotisch.
„Sie war da.“
„Wer?“
„Debora. Sie war in meinem Badezimmer.“
Connor schüttelte den Kopf. „Das ist nicht -“
„Sie hat hinter mir gestanden. Sie wollte mich berühren. Bitte Connor, ich bilde mir das doch nicht ein!“
„Ist ja gut, ich glaube Ihnen ja. Hat sie Ihnen etwas getan?“
„Nein, nein. Sie hat mir …“ Rebecca schloss für einen Moment atemlos die Augen. „Sie wollte mich berühren.“
„Sind Sie sicher?“
„Ja, sie wollte mir keine Angst machen.“ Rebeccas Gänsehaut ging bei diesen Worten nahtlos auf Connor über. Es war unmöglich einerseits, doch andererseits wusste er, dass diese Frau viel zu sehr mit beiden Beinen im Leben stand, um sich Geistergeschichten auszudenken.
„Sie wollte nett sein. Ich glaube ... Mein Gott, Connor, ich glaube, all das geschieht, weil sie mir etwas sagen will.“
Er sah sie skeptisch an. „Wie kommen Sie darauf?“
„Ich habe es gefühlt. Sie wollte mir etwas mitteilen, aber sie kann nicht sprechen.“
Er strich ihr das nasse Haar aus dem Gesicht, zog den Ausschnitt ihres hastig übergeworfenen Bademantels zusammen. „Ich hole Ihnen etwas zu trinken.“
Rebecca nickte. „Connor?“
„Ja?“
„Diesmal hätte ich wirklich gern einen Whiskey. Kann auch ein doppelter sein.“
Er lächelte, konnte aber die Anspannung nicht verbergen. „Ja, Ma’am.“
Als er mit dem Glas zurückkam, leerte Rebecca es in einem Zug. Das Brennen in ihrer Kehle war seltsam tröstlich.
„Wow, das grenzt ja schon an irische Trinkgewohnheiten.“
„Es ist nett, dass Sie mich aufheitern wollen.“
Er drückte sanft ihre Hand. „Funktioniert es denn?“
„Ich glaube, ein bisschen.“ Sie gab ihm das leere Glas zurück und seufzte. „Warum sehe ich nur Debora?“
„Ich weiß es nicht. Vielleicht weil Holly noch so klein war. Ich kann Ihnen keine Spukerscheinung erklären, aber was ich noch weniger erklären kann, ist, warum ein anderer Toter nicht spukt.“
Das klang selbst für Rebecca einleuchtend. Sie setzte sich etwas zurecht und sah an sich hinab. Erst jetzt fiel ihr auf, wie spärlich sie bekleidet war.
„Soll ich Ihnen ein Hemd geben?“, fragte Connor, der ihren Blick bemerkt hatte.
Rebecca machte eine wegwerfende Handbewegung und zeigte dann auf das Glas in seinen Händen. „Geben Sie mir lieber noch einen Whiskey.“
„Aber mit Vergnügen.“ Er stand auf und kam schließlich mit der ganzen Flasche zurück. „Aber nicht dass Sie denken, ich würde Sie betrunken machen, jetzt wo sie halbnackt nachts in meinem Haus sind.“
„Ich dachte Sie stehen eher auf humorvolle Frauen, und weniger auf hysterische Nervenbündel.“
„Ich bin flexibel.“ Er lächelte.
„Ja, das wette ich.“
„Kommen Sie“, er setzte sich neben sie, breitete eine Wolldecke über ihrer beider Knie und hob den Arm hinter ihren Kopf. „Ich benehme mich“, versprach er.
Rebecca konnte wirklich Trost gebrauchen, stellte sie fest, und als sie ihren Kopf an Connors Brust legte, und die Augen schloss, fühlte sie sich tatsächlich sicher.
Connors Arm war schon kurz nachdem er ihn um Rebeccas Schulter gelegt hatte, eingeschlafen. Doch er bewegte sich keinen Millimeter, spürte ihren ruhigen Herzschlag an seiner Schulter, roch das Schaumbad in ihrem feuchten Haar. Er genoss es so sehr sie im Arm zu halten und ihr die Kraft zu geben, die ihr momentan durch all diese unheimlichen Dinge geraubt wurde, dass es fast schmerzte. Bis sie eben in sein Haus gestürzt war, hatte er nicht gewusst, wie viel mehr er für sie empfand als pures Interesse oder Verlangen. Er begann sich zu fragen, ob sich so Liebe anfühlte.
Als es an der Tür läutete, rührte er sich nicht und fluchte innerlich. Auf seiner „to destroy“-Liste standen nun nicht mehr nur die Sicherheitsgurte, sondern auch die dämliche Türglocke.
Erst als sich Rebecca zu bewegen begann, nahm er widerwillig seinen Arm herunter, der sich mit schmerzhaften Nadelstichen ins Leben zurückmeldete.
„Hat es geklingelt?“, fragte sie etwas verschlafen und unterdrückte ein Gähnen. In dem Moment läutete es ein zweites Mal.
Plötzlich
Weitere Kostenlose Bücher