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Lakritze - Thueringen Krimi

Lakritze - Thueringen Krimi

Titel: Lakritze - Thueringen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Tannhaeuser
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hatte ihm noch mehr erzählt, über die kaum wahrnehmbaren Narben an Nase, Ohren und Kinn zum Beispiel. Sie deuteten darauf hin, dass er eine Gesichtsoperation hinter sich hatte.
    Vielleicht war er früher schon einmal zusammengeflickt worden. Jürgens zweifelnder Blick hatte ihn erschreckt. Zu viele Zufälle, hatte er vor sich hin gemurmelt. Er hatte nichts weiter hören wollen.
    Jürgen war trotzdem deutlich geworden. »Schau deine Narben an, deinen Körperbau. Du kannst kämpfen«, hatte er gesagt.
    Die Erinnerung an das, was danach gekommen war, würde Ralph am liebsten aus seinem Gedächtnis löschen. Jürgen hatte ohne Vorwarnung nach seiner Unterarmgehstütze gegriffen und sie beiseitegekickt. Ohne zu überlegen, hatte er reagiert. Mit einer schnellen Handbewegung hatte er Jürgen zu Boden geworfen und ihm die Gehstütze in den Leib gerammt. Zum Glück hatte Jürgen den Hieb vorausgesehen. Er hatte sich zur Seite geworfen, sodass er ihn nur leicht am Oberschenkel getroffen hatte.
    Danach hatte Ralph zugestimmt, an weiteren Untersuchungen teilzunehmen. Aber nur unter einer Bedingung: keine körperlichen Experimente.
    Ralph fuhr sich über die Stirn, als könne er die Erinnerung abwischen. Wieder sah er die Blätter vor sich, dazu Jürgens aufmunterndes Lächeln. Der und seine dämlichen Fragebögen mit Aufgaben wie Ergänze das Wort um ein Gegenwort . Auf ›Kampf‹ hatte Ralph ohne zu zögern mit ›Tod‹ geantwortet. Doch was erklärte das schon?
    Ralph ballte die Fäuste und grub seine Nägel in das Fleisch. Er würde herausbekommen, wer er war. Er musste Geduld haben. Der Urlaub in dieser ruhigen Gegend würde ihm dabei helfen.
    Carla tappte nackt durch das Zimmer und hinterließ dunkle Flecke auf dem Teppichboden.
    »Ich ziehe mich gleich an«, sagte sie.
    »Bleib, wie du bist«, erwiderte Ralph rau und trat hinter sie. Er tastete sich an ihrem noch feuchten Körper nach oben, fühlte die Kälte ihrer Haut. Seine Hände glitten über Carlas Hüften und Wirbel für Wirbel den Rücken entlang nach oben. Einen winzigen Moment lang legte er die Finger um Carlas Hals. Er fühlte ihren Puls unter seinen Fingerspitzen. Es wäre ein Leichtes, zuzudrücken und zu spüren, wie der Pulsschlag allmählich erstarb. Hitze stieg in seine Lenden. Jäh ließ er Carla los.
    »Was hast du?« Sie drehte sich zu ihm um und löste den Gürtel seiner Hose.
    Ralph trat zurück. Um nichts in der Welt konnte er ihr sagen, was die Berührung in ihm ausgelöst hatte. Er schüttelte die Bilder ab, die durch seinen Kopf gezuckt waren, und schob das Ende seines Gürtels zurück in die Schlaufe. Er sah die Enttäuschung in Carlas Augen und zwang sich zu einem Lächeln. »Wir sollten endlich aufbrechen.«
    Carla schien nicht zu merken, wie unecht sein Lächeln war. »Wohin?«, fragte sie, ging zum Schrank und begann sich anzukleiden.
    Auf einmal wünschte Ralph, Carla würde sich nicht so schnell damit abfinden, dass er sich von ihr zurückgezogen hatte. Er machte einen Schritt auf sie zu, blieb dann jedoch stehen. Es war an Carla, ihm entgegenzukommen. Doch er spürte, dass sie niemals den aktiven Part übernehmen würde.
    »Was hältst du von einem Schlossbesuch? Sondershausen soll sehr schön sein«, sagte er. Carla wählte die hellblaue Bluse, die sie getragen hatte, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Ralph schluckte.
    »Sondershausen?«
    »Das Schloss ist eine der größten Sehenswürdigkeiten in der Gegend hier, vom Kyffhäuser mal abgesehen.«
    »Dann wird es Zeit, dass ich es kennenlerne.« Carla schlüpfte in eine weiße Jeans und die unvermeidlichen Turnschuhe. Die sommerliche Kleidung ließ sie jung erscheinen, kaum älter als das ermordete Mädchen aus dem Wald.

VIER
    Das Residenzschloss Sondershausen entpuppte sich als eine beeindruckende Anlage, die in einem ausgedehnten Park gelegen war.
    Ralph parkte den BMW , dann führte er Carla als Erstes zu dem Museum, in dem ein Großteil des ehemals fürstlichen Besitzes untergebracht war. Während sie durch die Räume schritten, stellte Carla sich vor, sie würde hier als Fürstin leben müssen. Ein schrecklicher Gedanke. Der Prunk erdrückte sie. Die Fürsten, deren Abbilder in der Ahnengalerie hingen, schauten streng auf sie herab, als ahnten sie, was in ihr vorging. Carla war froh, als sie den Rundgang beendet hatte. Ralph war langsamer als sie, er stand noch im Blauen Saal und war in seinen Reiseführer vertieft.
    Sie verließ das Museum, setzte sich draußen auf

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