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Lakritze - Thueringen Krimi

Lakritze - Thueringen Krimi

Titel: Lakritze - Thueringen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Tannhaeuser
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geschworen, nie wieder einem Mann zu vertrauen. Bis sie Ralph kennengelernt hatte. Zum ersten Mal stellte sie sich ernsthaft vor, wie es wäre, ihn zu heiraten und mit ihm eine Familie zu gründen. Der Gedanke machte sie überraschend froh.
    Während Ralph schlief, schlenderte Carla über das Pensionsgelände. Kletterrosen rankten sich den Zaun neben der Einfahrt entlang. Das Rot der Blütenblätter bildete einen herrlichen Kontrast zu der nahe liegenden gelb getünchten Mauer des Haupthauses. Carla beobachtete eine Hummel, die auf einer Blüte herumkroch. Sommerduft hing in der Luft, es roch nach Blumen und Heu, genau wie in den Ferien, die Carla als Kind mit ihren Eltern jedes Jahr auf einem Bauernhof in der Mecklenburger Seenplatte verbracht hatte.
    Ein Klappern holte sie in die Gegenwart zurück, und sie schaute sich um. Der Bruder der Wirtin ratterte mit seinem Handwagen über das Kopfsteinpflaster. Vor dem Stall blieb er stehen und begann, das Heu abzuladen.
    Carla musterte ihn nachdenklich. Der Ritter war ein komischer Kauz. Er mochte in ihrem Alter sein, vielleicht ein wenig älter, höchstens vierzig jedenfalls. Sein gedrungener Körperbau ließ erahnen, dass er kräftig zupacken konnte. Er trug eine weite Hose, die von Hosenträgern gehalten wurde, darunter ein kurzärmeliges Hemd, dessen obere Knöpfe geöffnet waren, sodass Carla das Unterhemd sehen konnte. Weißer Feinripp, registrierte sie. Solche Hemden waren lange Zeit als hausbacken verschrien gewesen, jetzt waren sie wieder in, doch Carla konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Typ wie Ritter Wert auf modische Kleidung legte. Er trug vermutlich das, was ihm seine Schwester zurechtlegte.
    Die Hummel schien genug Nektar gesammelt zu haben, denn sie startete brummend und schrammte haarscharf an Carlas Kopf vorbei.
    Carla schrak auf. Die Hummel verschwand im Blau des Himmels über ihr und hinterließ eine fast greifbare Stille. Gemächlich ging Carla zum Stall hinüber. Ein wenig Small Talk konnte nicht schaden. Die Wirtin war nett und das Quartier preiswert, das musste man sich warmhalten. Vielleicht war der Bruder gar nicht so grantig, wie er ausschaute.
    Am Stall angekommen, stellte sie sich neben ihn. »Sie haben Tiere?«, fragte sie aufs Geratewohl. Als sie Ritters argwöhnischen Blick bemerkte, lächelte sie.
    »Hm.« Knubbel lud weiter das Heu ab.
    Nicht gerade gesprächig. Carla sagte: »Ich schätze, Hasen.«
    »Kaninchen. Hasen kann man nicht züchten.«
    »Das wusste ich nicht.«
    Als hätte sie damit einen Hebel umgelegt, ließ sich Ritter lang und breit über seine Tiere aus.
    »Ich habe Deutsche Riesen, graue, neun Stück. Es gibt aber auch weiße, gelbe, blaue. Die habe ich nicht. Nur graue, das sind die Besten.« Er stieß die Heugabel in den Haufen. »Mein Rammler bringt es auf zwölf Kilo. Ein normales Tier wiegt elfeinhalb.«
    »Das ist kein Wunder bei dem vielen Heu.«
    »Heu muss sein, aber Möhren und Futterrüben sind besser. Kein Kohl, der bläht zu stark. Ich gebe ihnen Löwenzahn, manchmal auch einen Apfel. Und getrocknetes Brot. Brot ist gut.«
    Je länger er erzählte, umso aufmerksamer hörte Carla zu. »Das ist wirklich interessant, Herr Ritter«, sagte sie, als er einen Augenblick innehielt.
    »Knubbel, nennen Sie mich Knubbel. Meine Schwester tut das auch.«
    Carla zögerte. Der Name klang zu kindlich und passte nicht zu dem erwachsenen Mann. Doch Ritter warf ihr einen so erwartungsvollen Blick zu, dass sie sich einen Ruck gab. »Also gut … Knubbel.«
    »Ich zeige Ihnen den Stall.« Ritter, also Knubbel, lehnte die Heugabel an die Wand und ging vor.
    Im Stall standen neun Boxen, jeweils drei neben- und drei übereinander. In zwei Boxen lag bereits frisches Heu, die Kaninchen knabberten daran herum.
    Knubbel öffnete ein Gatter und füllte Wasser in den Napf. Er wirkte routiniert. Der Mann war offensichtlich in seinem Element, und Carla fragte sich, ob der dümmliche Eindruck, den er eingangs auf sie gemacht hatte, nur gespielt gewesen war. Gerade wollte sie ihm innerlich Abbitte tun, als ein Schatten die Türöffnung des Stalles verdunkelte.
    Knubbel fuhr herum. Carla erschrak, entspannte sich jedoch, als sie Feuerbirk in der Tür erkannte.
    Der Kommissar trat näher. »Keine Angst, Herr Ritter. Ich möchte Ihnen nur ein paar Fragen stellen, dann bin ich wieder weg.«
    Er zwinkerte Carla zu. Wie schon tags zuvor spürte sie die Glut in ihre Wangen steigen. Bestimmt sah sie aus wie eine Tomate. Dabei

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