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Lallbacken

Lallbacken

Titel: Lallbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Venske
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Arbeitsstruktur« benötige. Für die teuren Dienstwagen erhalte die GIZ hohe Rabatte und über den Wiederverkauf meistens mehr als den kompletten Preis zurück. Bei Flugreisen habe der Vorstand die Möglichkeit, eine höhere Klasse zu wählen, die auch durch Upgrading erreicht werden könne. Dann ist ja alles in Ordnung.
    Der freie Demokrat Dirk Niebel wollte das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, bevor er dessen Chef wurde, abschaffen. Eigentlich gar kein schlechter Gedanke: Der politische Nutzwert dieser Almosenverteilungsstelle ist allzu gering, und man hätte Herrn Niebel bei seinem Unterfangen gewiss unterstützt, wenn man nicht genau wüsste, wem die eingesparten Summen erfahrungsgemäß zufließen.
    Was Dirk Niebel zum Nachfolger von Heidemarie Wieczorek-Zeul, die sich ja immerhin um Etaterhöhungen ihres Ministeriums bemüht hatte, qualifizierte, war bislang nicht in Erfahrung zu bringen, und die Frage, warum die FDP ausgerechnet das Entwicklungshilfeministerium übernahm, ließ nur eine Antwort zu: Pöstchenschieberei. Da knickte die Partei in gewohnter Flexibilität ein. Und die Bundespressekonferenz in Berlin lachte schallend, als die Kanzlerin kokett, wie das so ihre Art ist, den neuen Entwicklungshilfeminister vorstellte.
    »Eine sonderbare Wahl«, kommentierte ein amerikanischer Diplomat die Ernennung, stand in den Wikileaks-Papieren.
    Bundesfeldmütze Dirk Niebel gibt gern zahlreiche Interviews. Deren Erhellungsfaktor ist nicht sehr groß – hier einige verbale Perlen: »Mein Ziel ist es, die Entwicklungspolitik in der Mitte der Gesellschaft zu etablieren. Ich will die Entwicklungspolitik rausholen aus der Kuschelecke.«
    Mit wem hat die rote Heidi denn gekuschelt? Mugabe? Mahamadou Issoufou? Adolphe Muzito? Oder war es doch Idi Amin?
    Auf die Frage, ob der Entwicklungsminister Niebel gebremst werde vom FDP-Politiker Niebel, der ja zugleich Steuersenkungen fordert, antwortete der mittlerweile zu einer erlesenen Fachkraft erblühte Niebel: »Da sehe ich keinen Widerspruch – zumal aus jedem Euro, der für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit ausgegeben wird, 1,80 Euro in die deutsche Wirtschaft zurückfließen. Außerdem bringt der Haushaltsentwurf nicht nur Aufwüchse, sondern bietet auch mehr Spielräume, entwicklungswirksame Kredite zu gewähren und Gelder mit Marktmitteln zu hebeln.«
    Na also, die Geschäfte laufen doch.
    »Wir werden kein Land von außen entwickeln können. Wenn es einer Regierung lieber ist, sich unter Inkaufnahme der Verletzung von Menschenrechten von den Chinesen eine Straße bauen zu lassen, als mit uns einen anstrengenden Politikdialog zu führen, dann muss sie diesen Weg gehen. Dann versuchen wir dort, die Lebensbedingungen der Menschen über politische Stiftungen, Kirchen und die Zivilgesellschaft zu verbessern.«
    Sich von den Deutschen eine Straße bauen zu lassen und sich mit Chinesen zu unterhalten – so doof sind die Afrikaner nun auch wieder nicht.
    Darauf angesprochen, der arabische Frühling in Nordafrika mute ziemlich herbstlich an, erwiderte Lallbacke Niebel: »Bei meinem jüngsten Besuch in Tunis habe ich das komplett anders erlebt. Ein Land, in dem sich schon 94 Parteien haben registrieren lassen, ist auf dem richtigen Weg. Dort entwickelt sich viel Positives – auch durch unsere Unterstützung.«
    Wahnsinn – diese FDP-Lallbacken gründen in Nordafrika eine Partei nach der anderen.
    »Die sechzig Millionen Euro, die wir für die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ausgeben, machen in meinem Sechs-Milliarden-Etat gerade mal ein Prozent aus. Aber wenn ich dazu beitragen kann, Unternehmens- und Entwicklungsinteressen so zu verbinden, dass beide Seiten davon Vorteile haben, dann sehe ich das ausdrücklich als meine Aufgabe an. Ohne Wirtschaftswachstum werden die Menschen in unseren Partnerländern kein Einkommen haben und der Staat keine Steuereinnahmen.« Quod erat demonstrandum: nix kapiert.
    Denn, sag es, Lallbacke Niebel: »Hauptaufgabe bleibt das öffentlich finanzierte Entwicklungsgeschäft.« Eben.
    Es ist zu hoffen, dass es eines Tages gelingt, allen Entwicklungsministerinnen und -ministern Kalbshirne einzupflanzen, dann sind sie wenigstens genauso intelligent wie ihre Wählerinnen und Wähler.

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