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Lallbacken

Lallbacken

Titel: Lallbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Venske
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davon abgesehen, dass sich die USA auf Multikulti gründeten: Was war absolut gescheitert? Was meinte sie?
    Lallbacke Merkel erzählte überall herum, die prägende Kraft unserer Kultur seien die christlichjüdischen Werte. Mal abgesehen von der falschen Reihenfolge – offenbar wusste sie nicht, dass die europäische Kultur in erster Linie der Wiedergeburt der heidnischen Antike, also der Renaissance, zu verdanken war und der Aufklärung: Voltaire, Lessing und so weiter. Oder wollte Frau Merkel ernsthaft die heimische Kultur des Scheiterhaufens dem fremden Brauch der Steinigung entgegenstellen? Und Martin Luthers und Johann Sebastian Bachs Antisemitismus der Israelfeindlichkeit vieler Araber?
    Als Friedrich Schiller notierte: »Sire, geben Sie Gedankenfreiheit«, ging er davon aus, dass es Gedanken gibt, für die es sich lohnt, Meinungsfreiheit zu fordern. Also dachte er vermutlich nicht an Angela Merkel. Und schon gar nicht an Thilo Sarrazin, einen rassistisch durchfeuchteten Pointenkellner, der in seinem Berufsleben weniger zum Bruttosozialprodukt beitrug als jeder türkische Gemüsehändler. Sarrazin entwickelte das genetische Hirngespinst von einem »Judengen«, er fuchtelte mit obskuren Statistiken durch die Gegend, und er stellte seltsame Thesen auf über die Intelligenz der Migranten. Lallbacke Sarrazins Unsinn löste etwas aus, das als angeblich »notwendige Debatte über Migration« verkauft wurde, dabei war es nur Volksverhetzung unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit. Das sollte man eigentlich, zwei Generationen nach der Nazidiktatur, schon noch unterscheiden können.
    Islamophobie geisterte durch Europa. Es sei mal wieder Zeit, wie im Jahre 732 bei Tours und Poitiers oder wie im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert vor Wien, die muslimischen Horden aufs Haupt zu schlagen und das Abendland zu retten, glaubte man. Christliche Zeitungen machten mobil gegen die » islamistische« Bedrohung. Ein blonder, blauäugiger, christlich konservativer Norweger nahm die Hetze ernst: In seinem Kampf gegen Marxisten und Islamisten ließ dieser Terrorist, der so gar nicht als Al-Kaida-Modell durchgehen konnte, Bomben in der Innenstadt von Oslo hochgehen und richtete in einem Ferienlager ein Massaker an. Deutsche »Sicherheitsexperten« nutzten – quasi als Trittbrettfahrer – das Verbrechen, um mal wieder schärfere Überwachungsgesetze zu fordern. Die Fuldaer Zeitung kritisierte die liberale Ausländerpolitik Norwegens: »Diesem feigen Terrorpack mit Großzügigkeit zu begegnen hieße, ein Feuer mit Benzin löschen zu wollen.« Dieser Anschlag wurde im Internet geboren, war in etlichen Publikationen zu lesen, und weil diese schlicht strukturierten Bürokraten und autoritären Gedankenkontrolleure schon immer Angst vor der Freiheit des Internets hatten, stellten sie ruckzuck die ganze Bevölkerung unter Generalverdacht.
    Bernhard Witthaut, der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, forderte, eine Datei für »auffällige Personen« mit »kruden Gedanken« einzurichten. Keine Frage – Lallbacke Witthaut wäre erster Kandidat für eine staatliche Überwachung seiner kruden Gedanken. Ein weiterer Anwärter: der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hans-Peter Uhl: »Wir brauchen die Vorratsdatenspeicherung … Nur wenn die Ermittler die Kommunikation bei der Planung von Anschlägen verfolgen können, können sie solche Taten vereiteln und Menschen schützen.« Dem machte es also gar nichts aus, dass das Bundesverfassungsgericht die alte Regelung für verfassungswidrig erklärt hatte. Ihm schloss sich Bayerns Justizministerin Beate Merk an: Es müsse »über mehrere Monate hinweg« nachvollziehbar sein, »wer mit wem telefoniert, wer wem eine E-Mail oder SMS geschickt hat«.
    Der Innenminister Bayerns, Joachim Hermann, unterstützte Witthaut im Deutschlandfunk: »Es gehört offensichtlich dazu, dass wir auch im Internet präventiv unterwegs sind, dass wir beobachten, wo gibt es radikale Einträge.« In demselben Statement räumte er aber auch ein, bei Einzeltätern komme man »mit der Beobachtung der Kommunikation nicht weiter«. Wonach will er denn dann im Internet suchen? Nach islamophober Hetze? Da muss er doch nur »Pro Köln« und ähnliche reaktionäre Vereine anklicken. Da kann er dann lesen, der Massenmörder sei ein Irrer gewesen ohne politischen Hintergrund. Krank – nicht rechts. Nicht wie er.
    Die Sehnsucht nach dem totalitären Regime, nach totaler Überwachung und Kontrolle,

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